Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2634 – Terras neue Herren

PR 2634 – Terras neue Herren

Titel: PR 2634 – Terras neue Herren
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
bedeutsam zu werden.
    Ein Gleiter stand nur wenige Dutzend Meter von der Galionsfigur entfernt. Der Mann, der mir von dort entgegensah, musste Homers Mittelsmann sein, Don Monwiil. Und die beiden jungen Leute, die mich in Empfang nahmen, kaum dass ich den Waldboden unter den Stiefeln spürte, waren zweifellos Geronimo Abb und seine Au-pair-Cheborparnerin.
    »Reginald Bull, endlich!«, rief der Junge. »Es wird Zeit, dass etwas vorangeht. Wir müssen ihn abtransportieren.«
    »Nachtaugs Beisohn braucht mehr Hilfe, als wir ihm bieten können«, wandte die Cheborparnerin ein. Sie bedachte mich mit einem forschenden Blick. »Ich bin Dayszaraszay Schazcepoutrusz ...«
    »Du kannst sie DayScha nennen«, platzte Abb heraus.
    »Ich freue mich, dass du dich des Regenriesen annimmst«, fuhr die junge Frau fort. »Der Utrofar ist mehr als nur ein grober Koloss.«
    »Utrofar ...?«
    »So nennt er sich. Es muss die Bezeichnung seines Volkes sein, sein Name ist jedenfalls Nachtaugs Beisohn. Es ist nicht gerade leicht, mit ihm zu reden, aber die Verständigung über den Translator klappt doch einigermaßen.«
    »Für DayScha ist er ein Regenriese«, sagte der Junge. »Nicht gerade ihr Regenriese, leider.«
    DaySchas Nasententakel zitterten eine knappe Bestätigung. Geronimo sah das entweder nicht, oder er konnte die Geste nicht einschätzen. »Sag es ihm, DayScha«, drängte er. »Sag dem Residenten, dass eure Regenriesen wertvolle Helfer sind ...«
    »Das sind Legenden der Cheborparner!« Don Monwiil war mittlerweile herangekommen. Er wandte sich mir zu. »Nachtaugs Beisohn braucht selbst Hilfe. Es geht ihm nicht gut.«
    Ich konnte nicht anders, ich musste an der gigantischen Gestalt aufsehen. Natürlich war ich schon riesenwüchsigen Intelligenzen begegnet, doch der Utrofar übertraf alle. Nicht einmal die optischen Aufzeichnungen der an den Kämpfen gegen die Ovoide beteiligten Flotteneinheiten hatten das wiedergeben können, was ich in dem Moment empfand.
    Ich hatte Bilder von Galionsfiguren gesehen und festgestellt, dass sie keineswegs einander glichen wie ein Ei dem anderen. Ihre Größe variierte, sogar ihre Körperhaltung. Selbst die nur andeutungsweise vorhandenen Gesichtszüge ließen Unterscheidungen zu.
    Ich schaute an Nachtaugs Beisohn hinauf.
    Im Gegensatz zu den meisten anderen Galionsfiguren wirkte er auf mich deutlich strukturiert. Die angedeutete Nase. Der geschlossene, trotzdem prägnant wirkende Mund. Der leichte Schattenwurf der hohen Wangenknochen, wobei ohnehin nur dämmrige Helligkeit herrschte.
    »Seine Hautwunden sind nicht leicht zu behandeln«, sagte Monwiil. »Schon die kleineren Abschürfungen haben Quadratmetergröße. Nachtaugs Beisohn wurde und wird von uns bereits provisorisch versorgt. Geronimo hat einen antiquarischen Medoroboter dafür eingesetzt und ich mein AMoLab.«
    »Dein was?«, fragte ich.
    »AMoLab. Autarkes Mobiles Labor. Es ist für mich selbst lebenswichtig. Weil mein Blut kristallisiert.«
    Ich muss ihn wohl einigermaßen ungläubig angesehen haben, denn er zuckte die Achseln. » Rubinblut nennen die Mediker den Mist. Keine Ahnung, woher die Bezeichnung stammt, aber sie passt. Mein einziges Problem ist, dass sich die Rubine nicht zu Geld machen lassen. Besser wäre es, das Blut würde sich in Roten Khalumvatt verwandeln lass...«
    Monwiil stöhnte. Er krümmte sich nach vorn, beide Arme an den Leib gepresst. In der nächsten Sekunde warf er den Kopf in den Nacken und rang nach Atem.
    »Ich rufe meinen Medoroboter und das Labor zurück«, sagte Geronimo Abb hastig.
    Erst sah es so aus, als wolle Monwiil ablehnen, ein wenig zu heftig sogar, dann nickte er nur.
    »Kann ich dir helfen?«, fragte DayScha.
    Der Mann war blass geworden. Schweiß perlte auf seiner Stirn.
    Ich sah Geronimo um den Maschinenblock des Regenriesen herumlaufen und hörte ihn rufen. Offenbar konnte er sich mit seinem Medoroboter nur akustisch verständigen.
    Sofort wandte ich mich wieder Monwiil zu. Er winkelte den linken Arm an und stemmte sich den Ellenbogen in den Leib. Mit der rechten Hand wühlte er in den Taschen seiner Kleidung.
    Ich wollte ihm helfen. Die Cheborparnerin war ebenfalls da.
    »Geht zurück!«, herrschte Monwiil uns beide an. »Verdammt! Lasst mir wenigstens die Luft zum Atmen! Weiter zurück, sonst gefährdet ihr euch selbst!«
    Er zerrte ein Messer aus einer Beintasche und ließ die Klinge herausfahren. Sie war hauchdünn, ein Skalpell.
    Seine linke Hand war geschwollen, das Handgelenk
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher