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PR 2634 – Terras neue Herren

PR 2634 – Terras neue Herren

Titel: PR 2634 – Terras neue Herren
Autoren: Hubert Haensel
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Prolog
    5. Oktober 1469 NGZ
    22.16 Uhr Zona Mexico
     
    »Wir haben mehrere Lebenszeichen ...«
    Pedro Mendoza verstand kaum, was die Stimme in seinem Ohr wisperte. Höchstens dreißig Meter von ihm entfernt sackte eine massive Natursteinwand in sich zusammen. Das Dröhnen und Poltern übertönte jedes gesprochene Wort. Eine gewaltige brodelnde Woge aus Staub wälzte sich heran. Sie wurde von robotgesteuerten Prallfeldern abgelenkt, bevor sie den Rettungstrupp erreichte.
    »Lebenszeichen?«, fragte Mendoza zurück. »Mehr als das habe ich nicht mitbekommen. Bitte wiederholen!«
    Er schaute auf.
    Águila Town, an der Peripherie Mexico Citys, war von dem Megabeben schwer verwüstet worden. Der Megathrust vor einer Stunde hatte das Land radikal verändert, womöglich für immer.
    »Wir hatten Lebenszeichen«, erklang es in Mendozas Ohrstecker. »Während der Erschütterung. Aber eben sind sie verstummt.«
    »Lebenszeichen welcher Art?«
    »Akustisch. Vermutlich zwei oder drei Personen. Einpeilung liegt vor.«
    »Worauf wartet ihr? Holt die Leute raus, bevor alles vollends über ihnen zusammenstürzt!«
    Es stank nach Rauch und Staub, nach Chemikalien, metallischen Beimischungen und mochte der Teufel wissen, wonach außerdem. Mendozas Atemfilter funktionierte nicht richtig, er ließ zu viel durch.
    Mit einem hastigen Griff rückte der Truppleiter die Maske zurecht und aktivierte die Sauerstoffpatrone. Mehrere tiefe Atemzüge vertrieben seine Benommenheit.
    Er trug keinen geschlossenen Schutzanzug wie viele seiner Leute. In so einem Ding bekam er Zustände. Sobald er einen Druckanzug anlegte, litt er unter Hitzewallungen und Atemnot. Und das war beileibe keine Frage des Wollens, sein Körper sträubte sich einfach dagegen.
    Und wieder waren schwache Erdstöße zu spüren. Ein Monstrum, das jahrtausendelang unter der Erde geschlafen hatte, war erwacht. Womöglich würde der Doppelkontinent im Bereich der Zona Mexico auseinanderbrechen.
    »Wir brauchen mehr Roboter!«, drängte einer der Helfer.
    »Sind angefordert, müssen bald da sein«, kommentierte Mendoza. »Vorerst behelfen wir uns mit den Prallfeldprojektoren und den Antigravs. Was ist mit den Verschütteten? Wo ...?«
    »Sieben oder acht Meter tief im Schutt. Wir messen mehrere Hohlräume an.«
    Mendoza nickte verbissen.
    Die Nacht war gleißend hell. Hunderte große Raumschiffe schwebten über der Metropole. Ihre Scheinwerferbatterien vertrieben die Dunkelheit aus den letzten Winkeln. Dazwischen Space-Jets, Korvetten, Gleiter. Vor einer Stunde waren die Menschen noch evakuiert worden, nun galt es, schnell und umfassend Hilfe zu leisten.
    »Hier ist vieles instabil. Die Analyse verlangt, dass wir die Wand- und Deckensegmente abheben. Andernfalls besteht die Gefahr, dass alles abrutscht. Die Hohlräume würden kollabieren.«
    Mendoza und seine Leute arbeiteten in einem auf fünfhundert Meter Durchmesser begrenzten Areal. Kleinere dreigeschossige Bauten hatten dort das Bild bestimmt. Nur wenige Häuser waren unbeschädigt geblieben. Die Grünanlagen erweckten den Anschein, als wären sie mit einem überdimensionierten Pflug umgegraben worden. Mannshohe Verwerfungen zeigten, wie heftig der Boden sich verschoben hatte und aufgebrochen war.
    »Nehmt die Desintegratoren!«, entschied Mendoza. »Trotzdem: keine Risiken!«
    Bleiche Gestalten kauerten zwischen den Mauerresten. Staubverschmiert wirkten sie wie Marmorstatuen, denen Helfer Wasserflaschen in die starren Hände drückten.
    »Wir treiben einen schmalen Tunnel voran!«, meldete die Stimme aus Mendozas Ohrstecker. »Provisorisch stabilisiert mit Spritzschaum.«
    Er erreichte die Grabungsstelle und schwang sich über mehrere ineinander verkeilte Betonplatten abwärts. Wieder durchlief eine starke Erschütterung den Untergrund. Knirschend rieben zwei Platten aneinander, eines der Wandsegmente zerbarst mit dumpfem Knall. Mendoza sah ein mehrere Quadratmeter großes Element herabstürzen und wusste im selben Sekundenbruchteil, dass es ihn zerschmettern würde.
    Er versuchte sich herumzuwerfen, da war die massige Platte schon über ihm ...
    ... und fiel plötzlich langsamer.
    »Verschwinde, Pedro!«, brüllte jemand.
    Der Truppleiter vollendete die Drehung, er schaffte zwei oder drei Schritte und wurde dann förmlich von den Beinen gerissen, als das abgesplitterte Bruchstück neben ihm aufschlug. In der nächsten Sekunde fühlte er sich von der unsichtbaren Kraft eines Traktorfelds angehoben und auf die Beine
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