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PR 2634 – Terras neue Herren

PR 2634 – Terras neue Herren

Titel: PR 2634 – Terras neue Herren
Autoren: Hubert Haensel
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»Flint Surtland will mit dem Residenten sprechen. Er besteht darauf, den Anflug auf Mexico City fortzusetzen, selbst wenn wir ihm die Hunde auf den Hals hetzen.«
    Maderson seufzte ergeben. »Surtland? Kennst du den Mann?« Fragend sah er mich an.
    »Ich höre den Namen zum ersten Mal«, antwortete ich.
    Vor uns baute sich ein Übertragungsholo auf. Der Funker hatte resigniert und durchgeschaltet.
    Mittlerweile ahnte ich, wer dieser Surtland war. Ich wartete auf ihn und sein Schiff.
    Er war groß – und wirkte leicht schief. Und das lag keineswegs an einer verzogenen Perspektive, sondern hatte mit ihm selbst zu tun. Sogar seine Nase schien nach einem Bruch schlecht wieder eingerichtet worden zu sein. Was für einen Chiroplastiker nicht das geringste Problem bedeutet hätte.
    »Reginald.« Er musterte mich, als wisse er wenig mit mir anzufangen. »Unser gemeinsamer Freund, der Earl, schickt mich. Mein Schiff steht dir mit Mann und Maus zur Verfügung.«
    Ich nickte zögernd.
    Homer hatte von einem Frachter gesprochen. Er hatte in der Tat illustre Freunde. Wobei ich davon ausging, dass jeder spezielle Fähigkeiten mitbrachte. Homer G. Adams war keineswegs mit Mittelmaß zufrieden. Nicht einmal die Besten waren alle gut genug.
    »Der LADY LAVERNA wird die Landung verweigert!«, protestierte Flint Surtland. »Solche Methoden finde ich restriktiv und bedrückend. Ich mache nur meine Arbeit. Und wenn man mich dabei behindert ...«
    »Du hast Landeerlaubnis!«, unterbrach ich seinen Redeschwall. »Das nehme ich auf meine Kappe.«
    »Landefeld sechsunddreißig«, bestätigte Wal Maderson. »Bei Distanz dreitausend kommt ein Peilstrahl. Bitte daran halten, keine weiteren Eigenmächtigkeiten.«
     
    *
     
    Die Überwachung holte das landende Raumschiff scheinbar zum Greifen nah heran.
    Die LADY LAVERNA war alt, das verriet mir schon der erste Blick. Womöglich stammte das Schiff noch aus der Zeit vor den Dunklen Jahrhunderten. Tausend und mehr Jahre ... Der Rumpf war fleckig, eine Folge unterschiedlichster Ausbesserungsarbeiten und Materialien.
    So weit der äußere Eindruck.
    Ein gewollt negatives Bild?
    Ich glaubte schon, dass die LADY LAVERNA ihrem klangvollen Namen eigentlich weit besser gerecht wurde. Schließlich hatte Homer angedeutet, dass er zur Hälfte Miteigentümer des Frachters sei.
    Die Triebwerke zündeten unregelmäßig. Mit archaischem Donnergrollen sank das Schiff dem Raumhafen entgegen. In wenigen Kilometern Höhe arbeiteten die Bremstriebwerke ein letztes Mal, dann schwebte die Walze ein.
    Knirschend setzte sie auf.
    Minuten später verließ ich den Tower mit einem schweren Kurzstreckengleiter und nahm Kurs auf den Frachter.
    Ein Hangar öffnete sich, als ich dem Schiff nahe kam. Ich flog ein. Die Markierungen der Stellplätze waren weitgehend verblasst, der Hangar aber ohnehin leer.
    »Flint Surtland, der Kapitän der LADY LAVERNA, begrüßt dich in aller Herzlichkeit!«, plärrte ein Akustiksystem. »Welche Wünsche du auch hast, wir werden alles daransetzen, sie schnell und zuverlässig zu erfüllen.«
    Ich versuchte, eine Interkomverbindung zur Zentrale des Frachters zu schalten, scheiterte jedoch. Offensichtlich wurden diesbezügliche Bemühungen von der Bordpositronik unterdrückt.
    Also stieg ich aus. Niemand war gekommen, um mich abzuholen. Surtland erwartete offenbar, dass ich den Weg zur Hauptzentrale fand.
    »Flint Surtland, der Kapitän der LADY LAVERNA, begrüßt dich in aller Herzlichkeit!«, plärrte mir Surtlands Stimme erneut entgegen. »Welche Wünsche du auch hast ...«
    »Eine Internverbindung mit Flint Surtland!«, unterbrach ich hastig.
    »Das Schiff startet soeben«, antwortete die Positronik. »Bitte gedulde dich für kurze Zeit.«
    »Das Flugziel?«
    »Yucatán. Du wirst in der Zentrale erwartet, Reginald Bull.«
    Im Hauptkorridor tobten mehrere Kinder. Sie rannten mich fast um und schauten mich anschließend so überrascht an, als wäre ich ein Wesen von einem fernen Stern. Lärmend verschwanden sie in einem Seitengang. Ein wenig fühlte ich mich an die SOL erinnert, damals, nach der Aphilie, als Erde und Mond in den kosmischen Mahlstrom versetzt worden waren. Lange Zeit hatte es so ausgesehen, als würde es nie eine Rückkehr geben.
    Gleich darauf stand ich Flint Surtland gegenüber.
    Das also war einer von Homers »Abwesenden Freunden«. Schwer zu sagen, wie ich ihn einschätzen sollte.
    Die Kinder im Korridor sahen ihm durchaus ähnlich. Aber gleich sechs oder sieben, dazu
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