Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2634 – Terras neue Herren

PR 2634 – Terras neue Herren

Titel: PR 2634 – Terras neue Herren
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
endlich zu erkennen, was vor sich ging. Nein, er war nicht gierig nach einer Sensation, er wollte wissen, woran er war.
    Die Medoroboter bargen einen Leichnam aus den zersplitterten Überresten des Pilotensessels. Vorsichtig legten sie den Körper auf eine Antigravtrage.
    Mendoza stockte der Atem.
    Das ist nicht der Resident, ausgeschlossen.
    Der Tote trug eine einfache Kombination, keine Uniform. Die Wucht der auf den Gleiter herabstürzenden Mauerbrocken hatte den Mann nicht nur eingeklemmt, sein Skelett musste geradezu zertrümmert worden sein.
    Pedro Mendoza schlug das Kreuzzeichen und murmelte ein knappes Gebet. Wie viele Terraner hatte er sich in den letzten Wochen wieder verstärkt den religiösen Traditionen seiner Heimat zugewendet, insbesondere dem in der Neo-Ökumene aufgegangenen Christentum.
    Die Kleidung des Mannes war zerfetzt und blutig. Überschlagende Energien hatten Stoff und Fleisch miteinander verbacken. Das Gesicht ...
    Mendoza stockte der Atem. In manchem Rettungseinsatz hatte er entstellte Tote gesehen, doch dieses Gesicht war förmlich zerschmettert. Das Haar verbrannt, zu dunklem Schorf zusammengeschmort, trotzdem unverkennbar die rote Färbung.
    Der rote Stoppelhaarschnitt, das behaupteten jedenfalls alle historischen Archive in einmütiger Übereinstimmung, sei stets Reginald Bulls Markenzeichen gewesen. Schon vor mehr als drei Jahrtausenden, als er neben Perry Rhodan zu den Astronauten der ersten Mondlandung gehört hatte. Mode schien für diesen Mann ein Fremdwort zu sein, und gerade deswegen hatte er oft als Modeikone gegolten.
    »... der Aktivatorchip muss da sein«, sagte Talmon zu den Medorobotern.
    Eine tiefe Wunde zog sich über die linke Schulter des Toten. Sie sah aus, als hätte sich eine scharfkantige Verstrebung durch das Fleisch gebohrt.
    Mit Laserskalpellen trennten die Roboter verkrustete Kleidungsfetzen ab. Bioscanner zeigten ein verbogenes Metallplättchen.
    Reginald Bulls Aktivatorchip. Oder vielmehr das, was davon übrig war.
    »Das Gerät muss weiter untersucht werden!«, verlangte Talmon.
    »Soll ich es entfernen?«, fragte der Roboter.
    »Nein, wir wollen kein Risiko eingehen. Und ich will mir nicht nachsagen lassen, ich hätte versucht, mich an der Unsterblichkeit zu bereichern.«
    »Sehr wohl.«
    »Was ist mit der DNS-Probe?«, drängte Talmon.
    »Die Analyse ist bislang nicht abgeschlossen. Allerdings lässt die Hochrechnung einen Wert nahe hundert Prozent ...«
    »Der Kommentar ist unnötig!«, sagte Talmon ungewohnt heftig. »Ich will nur das Ergebnis, nicht mehr, aber auch nicht weniger.«
    Der Tote ist der Resident. Mendoza zweifelte nicht mehr daran. Der Chip, das rote Haar. Brauchte er weitere Beweise?
    »Die DNS des Toten ist in jeder Hinsicht identisch mit den gespeicherten Werten des Terranischen Residenten«, sagte der Medoroboter schließlich. »Der Tote ist Reginald Bull.«
    »Kein Zweifel?«
    »Keiner«, bestätigte der Roboter, und wenn Mendoza sich nicht täuschte, klang seine Stimme geradezu beleidigt.
    »Verdammt!«, sagte jemand hinter ihm. »Das hätte nicht passieren dürfen.«
     
    *
     
    Über einen Flugpanzer ließ Jiik Talmon eine abgesicherte Funkverbindung zur Solaren Residenz schalten. Das Übertragungsholo zeigte die Erste Terranerin, der Hintergrund war ausgeblendet.
    Mendoza hatte den Eindruck, dass Ybarri nicht allein war. Zweifellos tagte der Krisenstab. Er konnte an den Fingern abzählen, dass kaum mehr ein Aktivatorträger dazugehörte. Homer G. Adams? Wer außer ihm befand sich auf Terra? Tekener? Nein, der Smiler war in der Milchstraße zurückgeblieben.
    Henrike Ybarris holografische Wiedergabe musterte den Toten. Fast zwanzig Sekunden lang verharrte sie schweigend und reglos, dann wandte sie sich Talmon zu.
    »Der Tote ist Reginald Bull«, bestätigte der Kommandierende ihre unausgesprochene Frage. »Schon die erste DNS-Analyse lässt daran nicht den geringsten Zweifel. Außerdem hat ein Medoroboter den Aktivatorchip entnommen. Das lebenserhaltende Gerät scheint zerstört zu sein – ich vermute, ausgebrannt durch die Projektion der Spiralgalaxis.«
    Um Ybarris Mundwinkel zuckte es. Sie blinzelte unentwegt. Und sie hatte Mühe, ihrer Stimme den üblichen festen Klang zu geben.
    »Ich bitte darum, Reginald Bulls Leichnam in die Solare Residenz zu überführen. Ihr habt den ausgebrannten Aktivatorchip hoffentlich nicht entfernt?«
    »Das wäre pietätlos.«
    »Ganz meine Meinung. Danke, Jiik! Terraner haben schon schwerere
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher