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PR 2634 – Terras neue Herren

PR 2634 – Terras neue Herren

Titel: PR 2634 – Terras neue Herren
Autoren: Hubert Haensel
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Zeiten überstanden, wir schaffen es ebenfalls. Bestimmt.«
    Die Verbindung erlosch.
    Für Trauer blieb keine Zeit, und das Leben ging ohnehin weiter. Es war gnadenlos und unberechenbar.
    Jetzt erst recht!, sagte sich Mendoza. Das sind wir Bull schuldig. Ihm und den anderen Aktivatorträgern, die alles dafür gegeben haben, der Menschheit den Weg zu den Sternen zu ermöglichen.
    Viele dachten so.
    Oder?
    Wäre Terra ohne den Drang immer weiter hinaus ein friedvollerer Platz gewesen? Ein Paradies fern aller großen kosmischen Brennpunkte, unabhängig von allen Zwängen ...
    Eher eine unbedeutende Kolonialwelt, gab Mendoza sich selbst zur Antwort. Mit Sicherheit kein Paradies.
    Kopfschüttelnd wischte er alle Wenn und Aber fort. Zehntausende Verletzte warteten nach dem Beben auf Versorgung. Verschüttete mussten geborgen werden, und gerade für sie zählte jede Minute. Niemand wusste, was die nächste Stunde bringen würde, vom nächsten Tag ganz zu schweigen.

1.
    Rückblende Reginald Bull
    5. Oktober, 8.47 Uhr Zona Mexico
     
    Alles wirkt friedlich.
    Hinter mir verlieren sich die Stimmen der Einsatzleitung. Akustiksperren sorgen dafür, dass der Geräuschpegel niedrig bleibt und nicht zum Hemmnis für die wird, die schnelle und präzise Anweisungen treffen müssen.
    Ich habe mich nicht weiter als zwanzig Schritte entfernt und stehe an der Panoramaverglasung des Towers. Unter mir breitet sich der Raumhafen von Mexico City aus. Fast ein wenig beschaulich, finde ich.
    Keine acht Stunden liegt der Angriff der Sternengaleonen zurück. Verglichen damit herrscht bereits wieder erschreckende Normalität. Routine, sollte ich besser sagen und mich tunlichst davor hüten, das Wort Normalität in den Mund zu nehmen, bevor das Solsystem an seinen angestammten Platz in der Milchstraße zurückgekehrt ist.
    Der Horizont versinkt im Dunst. Erst vor wenigen Minuten hat der nächtliche Regen aufgehört. Die Wolkendecke reißt auf und lässt den stahlblauen Himmel durchschimmern. Ich suche den Pulk der Kunstsonnen.
    Sie ersetzen die erloschene Sonne. Der Fimbul-Winter hat Terra nicht in den Griff bekommen, wir überleben auch ohne Sol. Zumindest sieht es so aus, und das nimmt den ewigen Schwarzmalern ein wenig den Wind aus den Segeln. Welche Veränderungen trotzdem mit Flora und Fauna vor sich gehen ... NATHAN arbeitet an detaillierten Langzeitprognosen. Sie sind unerlässlich für vorausschauende Politik, die nicht auf Positionen beharrt, sondern Eventualitäten berücksichtigt. Ich hoffe, dass diese Prognosen niemals bekannt gegeben werden müssen. Trotzdem will ich sie haben.
    Wie auch immer, der Tod der Sonne hat uns nicht umgebracht. Der Angriff der Ovoidraumschiffe ebenso wenig. Bis jetzt! Die Wahrheit wird schwerer zu ertragen sein.
    Zwei Flotteneinheiten landen weit draußen, Superschlachtschiffe der NEPTUN-Klasse, eineinhalb Kilometer durchmessend. Ich frage mich, ob unser Militär letztlich in der Lage sein wird, Terra zu verteidigen. Wir hatten gegen die Spenta keine Chance, sonst würde Sol noch für uns scheinen, wir sind möglicherweise den Sternengaleonen ebenso unterlegen.
    Homer glaubt, dass wir uns längst mitten in der Schlacht um Terra befinden. In einem Krieg, der uns Gesetzmäßigkeiten aufzwingt, mit denen wir nicht umgehen können.
    Ein Krieg im Kleinen, von Nanomaschinen geführt. Eine Handvoll dieser Winzlinge mag mehr Zerstörungspotenzial bergen als eine Flotte von Omni-Ultraschlachtschiffen. Das klingt verrückt, aber gerade deshalb muss ich solche Dinge in Erwägung ziehen.
    Ich kenne Homer G. Adams einfach schon zu lange. Er ist kein Untergangsprophet, ebenso wenig ein Weltverbesserer, er hat nur seine eigene Sicht der Dinge. Sein fotografisches Gedächtnis tut ein Übriges dazu. Er war es, der praktisch ganz allein den Widerstand gegen das Regime der Dunklen Jahrhunderte aufgezogen hat. Das hätte dem buckligen alten Mann niemand zugetraut, aber ich weiß es besser, weil ich ihn schon so lange kenne.
    Deswegen hat es mich auch nur milde verblüfft, als er mir von seiner Society of Absent Friends berichtete. Eine Organisation, in der einer den anderen nicht kennt und doch im Notfall alle zueinanderstehen. Daraus spricht auch die Vorsicht dieses Mannes, für die wir ihn so schätzen, obwohl er in Finanzmarktgeschäften unter Experten manchmal als Hasardeur bezeichnet wird.
    Unter anderen Umständen wäre ich versucht, in dieser Society seine Verwirklichung eines Jugendtraums zu sehen. Was will Homer sich
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