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PR 2634 – Terras neue Herren

PR 2634 – Terras neue Herren

Titel: PR 2634 – Terras neue Herren
Autoren: Hubert Haensel
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ebenfalls. Ich konnte mit ansehen, wie die Schwellung den Arm hochwanderte. Zugleich färbte sich seine Haut rot.
    »Obwohl ...« Bebend schaute er mich an. »Möglich, dass der Aktivatorchip dich ...« Er biss die Zähne zusammen, rang nach Luft.
    »... schützt?«, fragte ich. »Was soll ich tun?«
    »Bleibt mir vom Leib! Bleibt beide auf Distanz!«
    Don Monwiil setzte das Skalpell an. Er schaute kaum hin, als er quer über die Adern schnitt.
    Er blutete nicht, obwohl der Schnitt tief ins Fleisch gegangen sein musste. Wimmernd ließ er das Messer fallen und umklammerte den linken Arm unmittelbar vor dem Ellenbogen. Bebend streifte er mit der Hand nach vorn. Wie feiner Sand rieselte es aus der Schnittwunde.
    DayScha starrte ihn entgeistert an. Ihre Nasententakel zuckten heftig. »Das ist obszön!«, rief sie schrill. »Warum tut er das?«
    »Um zu überleben«, sagte ich. »Sein Blut kristallisiert ...«
    »Fasst das Zeug nicht an!«, stieß Monwiil hervor. »Es ist ansteckend.«
    Er taumelte. Als ich ihm unter die Arme greifen wollte, bedachte er mich mit einem warnenden Blick.
    »Bleib mir vom Hals! Das hier geht dich nichts an, das ist allein meine Sache.« Er schaute an mir vorbei. »Bleib zurück, Junge! Nur der Roboter darf näher kommen.«
    Ein dreibeiniges insektoides Etwas stakte an mir vorbei: Geronimos Medoroboter. Ein Exemplar, das ich nicht einmal zuordnen konnte. Allerdings hatte ich das Gefühl, Bilder solcher Maschinen irgendwann schon gesehen zu haben. Zur Zeit von TRAITOR? Wahrscheinlich. Andererseits hatte sich die Unsitte breitgemacht, alles, was nicht auf Anhieb zuzuordnen war, in die Jahre des Chaos zu schieben.
    Ein großes tornisterförmiges Gebilde löste sich von dem Roboter. Es verankerte sich in Monwiils Nacken und besprühte seinen Arm und beide Hände mit einer fein zerstäubten Flüssigkeit. Danach den Waldboden mehrere Meter im Umkreis. Der rote Staub, Monwiils Rubinblut, schäumte geradezu auf.
    Die Schwellung seiner Hand und des Armes ging schon merklich zurück. Sein Gesicht gewann ein wenig Farbe zurück.
    »Du hast zu lange gewartet«, sagte der Tornister vorwurfsvoll.
    »Quatsch.« Monwiil spuckte aus. »Ist doch alles in Ordnung, oder?«
    »Früher oder später wirst du daran sterben. Heb deinen linken Arm hoch, ich muss die Schnittwunde behandeln.«
    »Irgendwann stirbt jeder«, behauptete Monwiil.
    Er erschrak, weil ihm wohl bewusst wurde, was er da gesagt hatte, warf mir einen forschenden Blick zu und zuckte die Achseln, als ich nicht darauf reagierte.
     
    *
     
    »Ich bin inzwischen daran gewöhnt. Mein Leben wird nicht mehr anders. Außerdem weiß ich, wie ich mir kurzfristig helfen kann.«
    Don Monwiil lachte heiser. Es klang, als rede er sich das mit der Gewöhnung und der Selbsthilfe ein und wisse vor allem genau, dass er sich damit selbst belog. Nur dass sein Leben nicht mehr anders werden würde, das stimmte wohl.
    »Das Labor reinigt jetzt mein Blut und ...«
    »Für wie lange?«, fragte ich.
    »Ein paar Stunden werde ich Ruhe haben. Wenn es gut läuft, einen Tag, mitunter sogar länger. Das kommt darauf an. Aber das AMoLab muss bald gewartet werden, neue Desinfektionslösung und ... Na ja.«
    Er ließ seinen Blick an dem Regenriesen emporwandern und verdrehte die Augen – ich nahm an, weil er den Kopf weit in den Nacken legen musste.
    »Ziemlich groß der Kerl. Dabei geht es ihm vermutlich nicht besser als mir. Sein Zustand scheint allerdings stabil geblieben zu sein, seit ich seinen Aggregatblock mit dem Desintegrator zurechtgestutzt habe.«
    Er kam mir zuvor. Ich hatte seinen Kombistrahler gesehen und ihn genau danach fragen wollen. Natürlich war ihm mein Blick auf die Waffe nicht entgangen. Ich schätzte ihn als überaus aufmerksam ein.
    »Nachtaugs Beisohn bezeichnete die Maschinerie als Tresor«, sagte Monwiil. »Das klingt nach Sicherheit und Schutz. Trotzdem scheint ihn der Maschinenblock zuletzt eher beeinträchtigt zu haben.«
    »Eine Folge des Absturzes?«
    »Möglich. Frag ihn selbst, Reginald. Immerhin behauptet er, dass die schädlichen Funktionen nun erloschen seien.«
    »Bleibt das Lebenserhaltungssystem als solches.« Nachdenklich schaute ich ebenfalls in die Höhe. Es war ein eigenartiges Gefühl, diesem Wesen nah und zugleich sehr fern zu sein. Mit zwei Handstummeln wischte Nachtaugs Beisohn sich über den Leib; es hatte den Anschein, als reiße er eine der Wunden wieder auf. Außerdem schaute er mich an. Zumindest gewann ich den Eindruck.
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