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Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues
Autoren: Gary Disher
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meinetwegen her. Allerdings hab ich mir vierundzwanzig Stunden Aufschub erkauft.«
    »Sie bauen nur Scheiße, De Lisle.«
    Wyatt spürte zum ersten Mal die Waffe, als sie ihn jetzt nötigte, quer durch den Raum zu gehen. De Lisle tänzelte aus dem Weg. Wyatt blieb neben Liz Redding stehen und sah sie neugierig an. Es wäre verdächtig gewesen, hätte er sie ignoriert. Sie atmete durch den Mund, beide Nasenlöcher waren blutverkrustet. Die Nase selbst schien nicht gebrochen zu sein. »Kann ich mich umdrehen?«
    »Sicher. Werfen wir mal einen Blick auf Sie.«
    De Lisle kam für Wyatt als direkte Bedrohung nicht in Betracht. Sein Blick suchte sofort Springett. Die Waffe war eine Glock, größtenteils aus Kunststoff, vermutlich am Metalldetektor vorbei eingeführt. Springett starrte zurück, nachdenklich und abwartend, versuchte, sich ein Bild von Wyatt zu machen, und bewegte sich nicht im Ansatz. Wyatt bereitete sich auf ein nutzloses Kräftemessen ihrer beider Willen vor, doch es war vorbei, bevor es überhaupt begonnen hatte. Springett trug die Lässigkeit eines Mannes zur Schau, der es gewohnt war, Befehle zu erteilen. »Alle Wege führen nach Rom«, bemerkte er leichthin.
    Wyatt gab sich weiterhin unbeteiligt, locker, verlagerte sein Gewicht auf die Fußballen. Völlig unvermittelt sagte De Lisle: »Komm schon, Kumpel. Hilf mir, die beiden loszuwerden.«
    »Versager wie Sie berufen sich immer auf ihre Kumpel, wenn’s ihnen in den Kram passt, dabei würden Sie doch Ihre eigene Mutter verkaufen, um aus der Schusslinie zu kommen«, stieß Springett wütend hervor.
    Die Differenzen und Spannungen zwischen den beiden Männern lagen buchstäblich in der Luft. Es gab Dinge, die sie miteinander verbanden — beide standen kurz vor einer Flucht, hinter ihrer selbstgefälligen Fassade lauerte Verzweiflung und jeglicher Bedrohung würden sie brutal entgegentreten —, andererseits misstrauten sie einander, und es war klar, dass Springett De Lisle falsches Spiel unterstellte. De Lisle wurde rot. »Wir müssen die beiden loswerden«, sagte er verbissen.
    »Ach ja? Zwei Leichen zurücklassen, etwa so in der Art? Einen zusätzlichen Motivationsschub für die Cops hier, uns aufzuspüren?«
    »Nun, dann denken Sie sich etwas aus.«
    Springett machte eine Handbewegung. »Ganz einfach. Wir nehmen sie mit. Seebestattung.«
    »Vor morgen früh können wir hier nicht weg, nicht bevor die Banken öffnen.«
    Wyatt hörte Liz Redding husten. Sie sagte: »Sie werden nicht weit kommen. Warum stellen Sie sich nicht unter meine Aufsicht, fliegen mit mir zurück und wir vergessen das hier. Wollen Sie obendrein noch eine Anklage wegen Mordes riskieren?«
    Sie spulte einfach ihr Programm herunter. Doch es käme Wyatt mehr als gelegen, wenn Springett und De Lisle mit ihr gingen, ihn hier zurückließen und er die Yacht ausräumen könnte.
    Aber so weit würde es nicht kommen. Es gab nur einen Aspekt zu seinen Gunsten — er wusste von dem Safe auf der Yacht und wusste, was sich darin befand. Springett und Liz Redding hatten offenbar keine Ahnung. Springett hoffte abzusahnen, wenn am anderen Morgen die Banken öffneten. Aus gutem Grunde hatte De Lisle wohl darauf verzichtet, Springett zu informieren, dass er die Juwelen nicht in einem seiner Schließfächer deponiert hatte.
    »Springett«, begann Liz Redding von Neuem, »machen Sie die Sache für sich nicht noch schlimmer.«
    Springett erwiderte nichts darauf. Er ging hin zu ihr und schlug ihr mit der Handkante auf die sowieso schon lädierte Nase. Er wusste genau, was er tat. Er spürte aber auch, dass Wyatt etwas vorhatte, denn er drehte sich um und richtete die Waffe auf ihn. »Wagen Sie nicht einmal, daran zu denken.«
    »Wie viel ist im Haus?«, fragte er, an De Lisle gewandt
    »Das hab ich Ihnen bereits gesagt: nichts. Walter Erakor hat alles mitgenommen.«
    »Sie vertrauen ihm?«
    »Davon kann keine Rede sein, nur will er auch die Papiere für das Haus. Und die bekommt er erst, wenn die Banken morgen öffnen. In der Zwischenzeit hält er mir die Cops vom Leibe.«
    Springett dachte nach. »Wir bringen die beiden erst mal hinunter zur Yacht. Aus den Augen, aus dem Sinn.«
    Theatralisch breitete De Lisle die Arme aus. »Endlich nimmt der Zug Fahrt auf!«
    Mit unverhülltem Zorn stellte sich Springett hinter Wyatt und Liz. »Gehen wir.«
    Im Licht des Mondes gingen sie den Abhang hinunter, vorsichtig, Schritt für Schritt: De Lisle, gefolgt von Wyatt, der Liz stützte, als Letzter dann
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