Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues
Autoren: Gary Disher
Vom Netzwerk:
du mich gefesselt hast.«
    Wyatt machte eine hilflose Geste. Der Sinn dieser Art von Gewinn- und Verlustrechnung hatte sich ihm nie erschlossen.
    »Wir müssen hier weg, Liz.«
    Sie ließ die Waffe sinken. »Was für eine Scheiße. Was für eine verdammte Scheiße.«
    Wyatts Blick schweifte über das Wasser, hinüber nach Reriki. Die Verfolgungs-Orgie näherte sich ihrem Ende. Auf der Insel spielte sich nichts mehr ab, ein Suchscheinwerfer nach dem anderen erlosch auf den Barkassen und ließ die Klippen und Mangroven wieder zu Schemen im Mondlicht werden.
    Liz Redding hatte sich über Springett gebeugt und fühlte seinen Puls. Wyatt wollte an ihr vorbei. »Ich verschwinde.«
    Doch Liz Redding richtete die Waffe auf ihn. »Du bist festgenommen, Wyatt. Genau wie Springett, wenn er aufwacht.«
    Wyatt blieb stehen. »Deine Zuständigkeit reicht nicht bis hierher, weder in meinem noch in seinem Fall. Und überhaupt — du hast hier nichts zu suchen. Weiß dein Boss über deinen Ausflug Bescheid?«
    Mit einem Anflug von Hass sagte sie: »Springett ist mein Boss. Ich werde ein gutes Wort für dich einlegen, Wyatt. Du hast mir das Leben gerettet, du hast kooperiert. Du hast nichts mit der Magnetbohrerbande zu tun.«
    Sie fing an zu taumeln, griff mit der Hand in die Luft, fand aber nichts, woran sie sich hätte festhalten können, und sank am Ende dankbar auf eine Treppenstufe. Wyatt ging zu ihr, löste einen Finger nach dem anderen, bis er schließlich die Glock in der Hand hielt. Sie lachte auf, ein wenig unkontrolliert. »Die gehört Springett. Ich habe sie in seinem Haus gefunden und in meinem Gepäck eingeschmuggelt.«
    Wyatt machte einen Schritt zurück. Er beobachtete Liz, als sie ihren Rücken durchbog, die Arme um den Oberkörper schlang, um ihn zu stützen. Sie sah Wyatt an, voller Ingrimm, ärgerlich, auf irgendetwas fixiert.
    »Ich muss in dieser Sache etwas vorweisen«, begann sie. »Weiß du, was man mir gesagt hat? Wir könnten De Lisle hier nicht drankriegen, keine stichhaltigen Beweise, angesehener Amtsrichter mit Freunden in wichtigen Positionen, blah, blah, blah. Man hat mir geraten, ein paar Tage Urlaub zu machen, meinte, ich hätte meine Kompetenzen überschritten. Sie haben gesagt, sie würden Springett zur Fahndung aussetzen, international, aber erwarten Sie nicht, Liz, dass man in Vanuatu entzückt davon ist, nicht nachdem sich im letzten Jahr ein australischer Priester an einer Gemeindekasse vergriffen hat, und nicht nur das, auch an den Chorknaben, aber ein Bischof aus Sydney hatte ihn rechtzeitig gewarnt und er war über alle Berge, als man ihn festnehmen wollte.«
    »Also hast du dir gedacht, du fliegst mal eben rüber und bringst sie eigenhändig zurück.«
    Sie wich seinem Blick aus.
    »Springett hat versucht, mich zu töten. Mein eigener Chef.«
    Schweigend hielt Wyatt ihr die Waffe hin. Sie zuckte zurück. »Regelst du Dinge immer auf diese Weise? Ich will sehen, wie er sich vor Gericht windet.«
    Wyatt setzte sich zu ihr auf die Stufe. »Die Yacht«, sagte er.
    »Was ist damit?«
    »Drüben, auf der Insel, liegt ein Toter in meinem Zimmer, zwei tote Männer hier. Mit dem Flugzeug komme ich nicht weg. Dich wird man ebenso wenig fliegen lassen. Also ist die Yacht unsere einzige Chance.«
    Das brachte sie fast zur Raserei. »Ich kann nicht segeln! Kannst du segeln? Ist das eine Scheiße.«
    »Ich habe etwas mehr als nur Grundkenntnisse, aber ich werde deine Hilfe brauchen.«
    Ihr Fuß schnellte nach vorn und traf Springett, der daraufhin aufstöhnte, sich bewegte und versuchte, sich hinzuknien. »Was wird mit ihm?«
    »Wir nehmen ihn mit. Sind wir erst einmal in australischen Gewässern, bist du formal für ihn zuständig.«
    »Seine Anwälte werden darüber begeistert sein. Und De Lisle und der andere Typ?«
    Wyatt stand auf, ging die Treppe hinunter und wischte währenddessen die Waffe mit seinem Taschentuch ab. Er drehte De Lisle auf den Rücken, legte dessen Finger um den Griff der Waffe, dann den Zeigefinger um den Abzug und warf sie anschließend unmittelbar neben De Lisles ausgestreckter Hand auf den Rasen.
    Er ging zu Liz zurück. »Überlassen wir das der hiesigen Polizei.«
    »Nichts leichter als das«, erwiderte sie.
    Sie brachten Springett hinunter auf die Yacht und fesselten ihn an eine Koje. Plötzlich fiel Wyatt die falsche Plakette am Heck des Schiffes ein. »Ich bin gleich zurück.«
    Liz Redding war sofort alarmiert. »Wo gehst du hin?«
    »Ich bin gleich zurück«, wiederholte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher