Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues
Autoren: Gary Disher
Vom Netzwerk:
Hände in die Hosentaschen und wieder hinaus, als suchten sie einen festen Platz. Er sah nach rechts, er sah nach links. Kumul Highway. Lächerlich. In dieser Stimmung bemerkte Crystal den Markt und das niedrige Zementgebäude daneben. Im Licht der untergehenden Sonne hatte es die Farbe von starkem Tee, ansonsten aber war es von der salzigen Luft zerfressen. Einige räudige Hunde machten sich über den Dreck her, der davor aufgehäuft war. Immerhin stand BAR über der Eingangstür und Crystal verspürte inzwischen einen ziemlichen Durst.
    Er ging hinein. Nicht schlecht. Ein paar Tische, Nischen, Holzfußboden. Es sah sauber aus. Deckenventilatoren sorgten für angenehme Luft. Ein paar Einheimische saßen da und tranken. Verdammt, es gab sogar Fourex.
    Crystal ging an die Bar. Betont langsam sagte er: »Ich möchte kein Bier. Ich möchte keinen Bacardi mit Cola, Korkenzieher, nichts von euerm Touristengesöff. Gib mir einen Kava.«
    Das lokale Gebräu wurde in einer kleinen, tiefen Muschel serviert. Er hatte es noch nie zuvor probiert, aber für manche Dinge war es eben nie zu spät, also kippte er den Kava hinunter. Er würgte, hustete und zündete sich eine Zigarette an. Dickflüssig, eklig, wie Dreckwasser gemischt mit Rizinusöl. Am liebsten hätte er es wieder ausgekotzt.
    Der Barkeeper beobachtete ihn interessiert. Arschloch, dachte Crystal. »Ich nehm noch einen.«
    Er nahm auch noch einen Dritten. Der Barkeeper lächelte ein wenig. Crystal fragte sich, warum. Er spürte überhaupt nichts, da war nur ein leichter Nachgeschmack.
    Nach dem Vierten ging er auf die Herrentoilette. Mein Gott, jetzt spürte er es. Für einen Augenblick gaben seine Knie nach. Als er von der Toilette kam, brach er in einer Nische neben der Jukebox zusammen. Wellen der Euphorie und Übelkeit wechselten einander ab. Die Euphorie war gut, aber er traute ihr nicht. So wie er sich momentan fühlte, hätte er am liebsten an De Lisles Tür geklopft, um sich bei ihm für seine miesen Gedanken zu entschuldigen.
    Auf jeden Fall wurde es Zeit, von dem Kava runterzukommen. Er wechselte zu Bier — Fourex, denn ein nicht-australisches Bier könnte ihm schließlich Gott weiß was antun.
    Er verließ die Bar. Hoch oben am Himmel stand der Mond und Crystal stand für eine ganze Weile unter den Palmen, sah die Straße hinunter zu De Lisles Haus. Mistkerle. Sein Leben zu versauen. Er hätte nicht wenig Lust, De Lisle an einen Stuhl zu fesseln, um ihn herum zu tanzen und ab und zu ein Stückchen aus ihm herauszuschneiden, so wie der Typ in Reservoir Dogs. Er ging los. Am Eingangstor blieb er stehen und berührte nur mal so den kalten Stahl.

    DREIUNDVIERZIG

    »De Lisle!«
    Der Schrei voller Hass und Auflehnung kam von oben, von der Treppe. Dann schnellte eine Leuchtkugel aus der Dunkelheit, ein farbiger Komet mit einem Schweif aus Rauch.
    Wyatt duckte sich und zog Liz Redding mit sich nach unten. Springett blieb wie angewurzelt stehen.
    Pfeilschnell flog die Leuchtkugel über Springett hinweg, über Wyatt und Liz Redding, traf De Lisle in Taillenhöhe und fing an zu brennen.
    De Lisle ging lautlos zu Boden und Wyatt wurde zweifach aktiv: Zuerst rollte er De Lisle auf den Bauch, um das verräterische Leuchten zu verdecken, und dann ging er auf Springett los.
    Der hatte Wyatt den Rücken zugewandt und gab eine ganze Serie von Schüssen aus seiner schallgedämpften Glock ab, um den Mann dort oben auszuschalten. Wyatt hörte nur noch ein lautes Stöhnen und dann Springetts Triumph: »Das war’s, du Schweinehund.«
    Er rammte Springett beide Fäuste in die Kniekehlen, Springett knickte weg, bewegte seine Arme wie Dreschflegel, als er nach hinten fiel. Wyatt, der hinter ihm hockte, schnellte in dem Moment hoch, als Springett seine Schultern berührte, und sorgte so dafür, dass der Mann mit dem Kopf hart auf den Boden knallte. Wyatt war wieder in die Hocke gegangen, bereit zum Sprung, sollte Springett ihn attackieren wollen, doch der blieb regungslos liegen, seufzte und wurde ohnmächtig.
    Liz hatte die Waffe gefunden. Wyatt sah, wie sie sich konzentrierte. In der Hocke richtete sie die Waffe blitzschnell zuerst auf De Lisle, dann auf Springett, schließlich auf die Gefahr von oben, wobei sie zwischen jeder Bewegung Wyatt Deckung gab.
    »Du scheinst ja ziemlich gut drauf zu sein«, stellte Wyatt sachlich fest.
    Er sah, wie sich der Arm mit der Waffe etwas entspannte. Liz lächelte ihn schief an. »Ich denke, wir sind quitt. Wenn wir mal davon absehen, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher