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PolyPlay

PolyPlay

Titel: PolyPlay
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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Streich den Kopf ab.
    Der Tempel taumelte wild durch Kramers Sichtfeld. Er begriff, dass seine Augen aus einem abgeschlagenen Kopf herausschauten, der zu Boden fiel. Er hörte das Gelächter der Götter. Wie kann, dachte er, das alles so schmerzen? Er hätte es auch gerne gesagt, aber ihm fehlte der Kehlkopf dazu. Ich bin doch nur eine Maschine.
    Er traf mit dem Gesicht zuerst auf.
     

Abwind
    Dieser verfluchte Wind, dachte Wes, als er die Tür hinter sich zumachte. Wird Zeit, dass ich von hier verschwinde. Wes hatte Sealand eigentlich nie gemocht. Wie konnte man diesen rostigen, windverblasenen Eimer mitten in der Nordsee auch mögen? Den Job hatte er gemocht, das schon. Wie all die anderen Jobs vorher. So war seine Karriere verlaufen Ein, zwei Jahre hatte er für eine bestimmte Firma oder Institution gearbeitet, und wenn es für ihn keine Herausforderungen mehr gegeben hatte, war er weitergezogen. Ein IT-Nomade unter IT-Nomaden. Jetzt standen seine Chancen für ein problemloses Weiterziehen allerdings schlechter. Auch wenn sein Zeugnis, das die Zentrale der Veridat noch aus Dallas herübergefaxt hatte, exzellent war Es würde eine Weile Gras wachsen müssen über diese Sache, bis er in der Branche wieder Fuß fassen konnte. Er dachte Ohne Job ist es schwieriger, mit der Entwicklung Schritt zu halten. Ich werde Sachen machen müssen, die ich nicht will, damit ich auf dem Laufenden bleibe.
    Zu viele Sorgen, Wes, sagte er sich selbst. Vielleicht sind die in Dallas großzügiger, als ich ahne. Du baust Scheiße, sie feuern dich, damit ist die Sache erledigt. Und wenn ich daheim bin, gehe ich erst mal nach Kalifornien, haue meinen Sealand-Lohn auf den Kopf und such mir dann was Neues.
    Der große Hubschrauber saß auf der Plattform wie ein schwarzes Insekt, das sein Revier verteidigt. Seine langen Rotorblätter berührten fast den Sendemast von Sealand. Es sah aus, als könnten sie die Satellitenschüsseln und anderen Telekominstallationen, die auf seiner Spitze saßen, jederzeit herunterschneiden. Wes schaute zu der Pilotenkanzel hoch und fühlte sich unwohl. Er kannte das Modell nicht. Der Helikopter sah sehr modern und ausgesprochen militärisch aus. Wie weit ist eigentlich Dänemark von hier weg?, schoss es ihm durch den Kopf. Konnte man Sealand von Dänemark aus mit einem Hubschrauber wie diesem erreichen? Bullshit, rief er sich zur Ordnung. Das ist dein Taxi zum Festland. Einer der Piloten, die gar nicht erst ausgestiegen waren, winkte ihm. Er hob vage den Arm, winkte aber nicht zurück.
    Masters, der vorhin zusammen mit Anatol noch seine Reisetasche und seinen Laptop gefilzt hatte, war ungewöhnlich still. Die psychopathische Aggressivität, die sonst von ihm ausging, fehlte fast völlig. Wes hatte die ganz große Schadenfreude von ihm erwartet oder zumindest die üblichen dummen Sprüche, aber nichts da. Hat vielleicht schlecht geschlafen, dachte er. Der Verteidigungsminister von Sealand begleitete ihn über die schmale Treppe hinauf zur Landeplattform. Der Hubschrauber knackte leise, wie ein Auto, dessen erhitzter Motor an der frischen Luft abkühlte. Die Rotorblätter bewegten sich im Wind. Wes musste an schwarze Grashalme denken. Die Seitentür des Hubschraubers öffnete sich und glitt elegant zur Seite. Einer der Piloten stand gebückt in der Öffnung und wartete darauf, dass er einstieg.
    »Hau schon ab, Arschloch«, sagte Masters.
    Wes salutierte ironisch.
    Die beiden Piloten, die ihn zum Festland fliegen würden, glichen einander auffällig. Glatt rasiert, gut aussehend, nichts sagend. Beide kauten Kaugummi. Beide lächelten ihn an, während er sich anschnallte. Soweit er sehen konnte, trugen sie keine Namenskennzeichnung an ihren grauen Overalls. War das nicht Vorschrift? Wer wusste schon, was für Vorschriften hier galten. Von einem Taxifahrer würde ich ja auch keine Namenskennung am Hemd erwarten, dachte er. Er verfranste sich ein wenig mit den Gurten. Einer der beiden lehnte sich zu ihm hinüber und half ihm mit dem Verschluss. Der Pilot zog den Gurt sehr straff an, aber nachdem Wes ein paarmal seine Schultern hatte kreisen lassen, fühlte er sich wohl. Hubschrauber, so wusste er, waren nicht dasselbe wie Jumbojets. Wenn das Wetter umschlug, konnte es in einem Fluggerät wie diesem ziemlich ungemütlich werden. Wes erinnerte sich an einen Hubschrauberflug während seiner Zeit bei der Army, und dann erinnerte er sich lieber nicht mehr daran, weil er damals gekotzt hatte.
    »Alles klar?«, fragte der
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