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Polaris

Polaris

Titel: Polaris
Autoren: Jack McDevitt
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Brücke, dann durch die Null-G-Röhre in den Frachtraum, beäugte die beiden zusätzlichen Kabinen gleich neben den Hauptfrachtbehältern und inspizierte die Ladung für Makumba, die sie in wenigen Tagen hätten abliefern sollen. Schließlich kletterte er in die Raumfähre und setzte sich. Dann kam Shawn herunter und erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei.
    »Sicher«, antwortete Miguel. »Ich habe nur keine große Lust, die nächsten zwei Wochen hier draußen zu verbringen.«
    »Miguel.« Das war Sebastian. »Wir haben das ganze Gebiet abgesucht, in dem sie vermutet wurde. Die Polaris ist nicht hier.«
    »Dann sind sie also gesprungen?«
    »Oder sie haben den Kurs geändert. Oder beschleunigt. «
    Miguel hegte nicht den geringsten Zweifel daran, dass sich die Polaris auf dem Heimweg befand. »Okay«, sagte er. »Wenn wir hier schon festsitzen, sollten wir das Beste daraus machen. Sebastian, Suche ausweiten. Nehmen wir einfach einmal an, das Ereignis hat sie von ihrem Kurs abgebracht. Wir werden weitersuchen. In größerem Abstand zu der Position, die das Zentralgestirn eingenommen hat.
    Geld- und Zeitverschwendung«, grummelte er sodann. »Aber wir gehen nach Vorschrift vor.«
     
    Miguel fing an, sich über Maddy zu ärgern. Sie hätte doch wenigstens einen Satelliten an der Position zurücklassen können, an der das Schiff hätte sein sollen, um potentielle Retter zu informieren, dass sie in Ordnung und auf dem Rückweg nach Indigo war. Das hätte ihnen diesen ganzen Zirkus erspart.
    Sie spielten wieder Karten, und Miguel schaltete den neuesten Chug-Randall-Thriller ein, in dem Chug eine Bande interstellarer Piraten austricksen musste, die hinter einer Schiffsladung unbezahlbarer Kunstwerke her waren. Auch ein paar Talkshows sah er sich an (Miguel liebte es, zankenden Leuten zuzuschauen. Ihm war nicht wichtig, worum es ging, wenn sie nur laut und leidenschaftlich stritten. Und nichts lieferte mehr Lautstärke als Diskussionen über Politik oder Religion).
    Er aß mehr, als er auf einem normalen Flug zu sich genommen hätte. Und er vernachlässigte sein tägliches Fitnesstraining. Aber er versprach sich im Stillen, gleich am nächsten Tag wieder zur Routine zurückzukehren.
    Dann war wieder ein Abend vorüber, und er sagte Gute Nacht zu Shawn, der sich anscheinend damit vergnügte, Sebastians Spezifikationen zu überprüfen. Miguel hatte in der ersten Nacht nicht gut geschlafen, weil er befürchtet hatte, sie könnten die Polaris dochfinden. Nun schlief er nicht gut, weil er gelangweilt und verärgert war. Das wollte er Maddy gegenüber zur Sprache bringen, sobald sie einander das nächste Mal begegneten.
    Gegen 02:00 Uhr schlief er dann doch ein. Zehn Minuten später weckte ihn Sebastian. »Miguel, ich kann die Polaris sehen.«
     
    Sie war weit von ihrem Kurs abgekommen und bewegte sich um etwa vierzig Grad abseits ihrer ursprünglichen Zielrichtung. Und in schiefem Winkel zu der Ebene, die einst das Planetensystem gewesen war. Und sie flog mit geringerer Geschwindigkeit als erwartet. Miguel schickte eine Nachricht an Indigo und weckte Shawn.
    Der Spezialist machte einen erleichterten Eindruck. »Wenigstens wissen wir jetzt, wo sie sind«, sagte er.
    Aber warum waren sie hier? Dafür gab es keine einfache Erklärung, die nicht entweder eine Katastrophe oder den unwahrscheinlichen Ausfall von Kommunikationssystem und Antrieb umfasst hätte. Vielleicht waren sie von Trümmerteilen getroffen worden, von Felsen, die von der sterbenden Sonne fortgeschleudert worden waren. Oder extreme Strahlung hatte die Schilde durchdrungen.
    »Abstand, Sebastian?«
    »Sechs-Kommasechs Millionen Kilometer.«
    »Öffne einen Kanal.«
    »Kanal ist offen.«
    »Polaris, hier spricht die Peronovski. Madeleine, ist alles in Ordnung?« Er atmete tief durch und setzte sich, um zu warten. Das Signal würde beinahe eine Minute unterwegs sein, zuzüglich der Zeit, die Maddy benötigte, um zu antworten.
    »Energiesignatur normal«, meldete Sebastian. Ein Bild der Polaris erschien auf dem Monitor. Sie flog unbeleuchtet.
    Er zählte die Sekunden. Eine Minute. Dann zwei.
    »Maddy, antworten Sie bitte.«
    Shawn wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. »Was denken Sie?«, fragte er.
    »Keine Ahnung. Maddy, sind Sie da?«
    Stille auf der Brücke.
    »Sebastian«, sagte er, »kannst du Kontakt zur KI herstellen?«
    »Negativ, Miguel. Ich erhalte keine Antwort.«
    »Okay«, sagte er. »Sehen wir uns die Sache an.«
     
    Die Polaris war klein
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