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Polaris

Polaris

Titel: Polaris
Autoren: Jack McDevitt
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und vorzeigbar, silbern und schwarz mit einem flammenden Heck, tropfenförmigen Triebwerksgondeln an den Flanken, einem pfeilförmigen Rumpf und einer Brücke, die sich komplett um den Bug zog. Keines dieser Ausstattungsdetails war notwendig. Tatsächlich benötigten Raumschiffe lediglich Symmetrie und einen Antrieb. Darüber hinaus waren Äußerlichkeiten nicht sonderlich wichtig. Aber die Polaris war konstruiert worden, um Prominente zu beeindrucken; also hatte die Vermessung etwas mehr Geld in das Design investiert.
    Sie flogen mit der Raumfähre zu dem Schiff, und Miguel inspizierte den Rumpf, konnte aber keinerlei Anzeichen einer Beschädigung ausmachen. Und auf der Brücke schien sich nichts zu rühren. »Kabinendruck absenken, Sebastian. Und dann bring uns längsseits zur Hauptluftluke.«
    Die KI führte die Befehle aus. Miguel und Walker kontrollierten gegenseitig ihre Druckanzüge, verließen, als die Lampen grün aufleuchteten, die Raumfähre und gingen an Bord der Polaris.
    Das Bedienfeld der Außenluke funktionierte einwandfrei, und die Luke öffnete sich. Sie traten in die Luftschleuse; die Luke schloss sich hinter ihnen, und der Druck stieg allmählich. Als er den Normalwert erreicht hatte, öffnete sich die Innenluke.
    Die künstliche Gravitation war aktiv, aber es war dunkel im Inneren des Schiffs. Die Temperatur lag im Normbereich. Sie schalteten ihre Unterarmlampen an und nahmen die Helme ab. »Kage«, rief Miguel die KI des Schiffs. »Hallo! Antworte, bitte. Was geht hier vor?«
    Shawn ließ den Lichtstrahl seiner Lampe über Tische und Stühle gleiten. Sie befanden sich im Gemeinschaftsraum. Und abgesehen von der Tatsache, dass das Licht aus und der Raum verlassen war, sah alles ganz normal aus.
    »Kage?«
    Er hätte der KI keine Anweisungen erteilen können, aber sie hätte ihm antworten müssen.
    Shawn versuchte ebenfalls sein Glück und schüttelte den Kopf. »Sie arbeitet nicht«, sagte er.
    Miguel warf einen Blick auf die Brücke. Niemand da. Und keine sichtbaren Beschädigungen.
    »Sind sie tot?«, fragte Shawn.
    »Keine Ahnung.«
    »Besteht die Möglichkeit?«
    »Nicht, ohne dass ein Loch im Rumpf zurückbleiben würde.«
    »Und wenn es ein Verrückter war? Vielleicht ist jemand durchgedreht.«
    »Jemand läuft mit einer Axt in der Hand Amok?« Das war einfach lächerlich. Vor allem unter diesen Leuten. Jeder von ihnen hatte ein beispielhaftes Leben geführt. Unterwegs hatte Miguel ihre Lebensläufe studiert. Allesamt wichtige Säulen der Gesellschaft. Dennoch ließ ihn die Vorstellung schaudern. Sollte es einen Irren gegeben haben, musste der immer noch an Bord sein.
    »Wir brauchen Licht«, stellte Miguel fest. Er durchquerte die Brücke und setzte sich auf den Pilotensitz. Das Bedienpult sah nicht ungewöhnlich aus. Er legte eine Reihe von Schaltern um, und es wurde hell. »Kage«, sagte er, »hörst du mich?«
    Stille antwortete ihm. Shawn ging in die Knie und öffnete einen schwarzen Kasten am Fuß des Pilotensitzes. »Die Schaltkreise scheinen in Ordnung zu sein.« Er griff nach einem Schalter und drückte ihn nach vorn. »Probieren Sie es jetzt.«
    »Kage, bist du da?«
    »Hallo.« Eine weibliche Stimme. »Mit wem spreche ich?«
    »Captain Miguel Alvarez. Von der Peronovski. Kage, was ist hier passiert?«
    »Captain, es tut mir Leid, aber ich verstehe Ihre Frage nicht. «
    »Ihr solltet vor sechs Tagen den Rückflug nach Indigo antreten. Stattdessen treibt ihr in der Nähe von Delta Kay – oder genauer gesagt: der Position, an der Delta Kay war. Was ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht, Captain.«
    »Hat dich jemand abgeschaltet, Kage?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    Er lugte in den schwarzen Kasten. Jemand könnte unbemerkt einen der zentralen Schaltkreise lahm gelegt haben. Das hätte sie abgeschaltet. Aber falls so etwas passiert wäre, hätte sich die verantwortliche Person die Mühe gemacht, den Schaltkreis wieder instand zu setzen, ohne jedoch die KI zu reaktivieren. Warum sollte irgendjemand so etwas tun?
    »Kage, was ist das Letzte, woran du dich erinnerst?«
    »Wir haben uns auf den Sprung in den Armstrong-Raum vorbereitet. Am Ende der Mission. «
    »Und was ist dann passiert?«
    »Das ist alles, woran ich mich erinnere. Als Nächstes habe ich mit Ihnen gesprochen. Über den Zeitraum zwischen diesen beiden Ereignissen weiß ich nichts.«
    »Kage«, sagte er. »Wo ist Madeleine?«
    »Ich weiß es nicht. Ich sehe sie nicht.«
    »Was ist mit den anderen?«
    »Ich sehe
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