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Polaris

Polaris

Titel: Polaris
Autoren: Jack McDevitt
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sich das Schiff nicht mehr gemeldet. Ein Kommunikationsproblem, kein Zweifel. Es konnte gar nicht anders sein. Alvarez rechnete nicht damit, in diesem Gebiet irgendetwas zu finden, denn Maddy war zweifellos bereits im Armstrong-Raum. Ihre Kommunikationsanlage mochte ja außer Funktion sein, aber sie war auf dem Weg nach Hause. Und wenn das der Fall war, dann würde sie in ungefähr zehn Tagen oder so bei Indigo eintreffen.
    Die Peronovski transportierte allgemeine Ausrüstungsgegenstände, Nahrungsmittel, Ersatzteile, Umwelttechnik und alle möglichen Kleinigkeiten zu der erst kürzlich gegründeten Kolonie auf Makumba. Die Vermessung hatte beschlossen, die Gelegenheit zu nutzen, um »Mariner« zu testen, ein, wie sein Passagier beharrlich zu sagen pflegte, Informations- und Andocksystem für den fernen Raum. Der Passagier war Shawn Walker, ein KI-Spezialist.
    Miguel hatte damit gerechnet, schon unterwegs eine zweite Mitteilung zu erhalten: Alles in Ordnung, wir haben Kontakt zu ihnen gehabt, setzen Sie Ihren Flug planmäßig fort. Aber die stündlichen Informationen von Indigo lauteten: Noch immer keine Nachricht. Damit bestätigten sie allerdings lediglich Alvarez’ Verdacht, dass das Schiff sich bereits auf dem Heimweg befand, verborgen in den Falten des Armstrong-Raums. In seiner Vorstellung wusste Maddy, dass sie sich förmlich überschlugen, um sie zu finden, und sie war frustriert, weil sie nicht imstande war, mit irgendjemandem zu kommunizieren.
    Walker war bei ihm auf der Brücke, als sie ihr Zielgebiet erreichten. Miguel wusste nicht recht, was er zu sehen erwartet hatte. Seine Instrumente verrieten ihm, dass sich dort draußen ausgedehnte Gaswolken befanden, doch sichtbar war lediglich ein Ring aus Licht rund um den Neutronenstern.
    Shawn Walker war etwa vierzig, von durchschnittlicher Größe und ein wenig übergewichtig. Er sah nicht sonderlich gewitzt aus, und vielleicht war er das auch nicht. Er war einer dieser Kerle, die sich wunderbar mit KIs auskannten, die der Rest der Welt aber scheinbar nicht kümmerte. Wenn sie sich beim Essen unterhielten, ging es stets nur um die Arbeit. Walker war verheiratet, und Miguel fragte sich, ob er sich zu Hause auch so verhielt.
    Miguel nahm Kurs auf die letzte bekannte Position der Polaris, beschleunigte und fing an, nach dem Schiff zu scannen, das er nicht zu finden erwartete. Gleichzeitig schickte er eine Botschaft an Indigo, um den neuesten Stand bekannt zu geben. Dann fragte er Sebastian, Shawns experimentelle KI, wann sie damit rechnen konnten, das verschwundene Schiff zu entdecken.
    »Falls es sich in diesem Gebiet befindet«, antwortete Sebastian, »und falls es Kurs und Geschwindigkeit beibehalten hat, wie man erwarten sollte, dürften wir sie in wenigen Stunden sehen.«
    »Was passiert«, erkundigte sich Shawn bei Miguel, »falls sie nicht dort sind?«
    »Dann suchen wir woanders.«
    »Nein, ich meine, was passiert, falls sie schon auf dem Heimweg nach Indigo sind?«
    »Ich schätze«, sagte Miguel, »dann sitzen wir hier fest, bis Indigo meldet, dass sie aufgetaucht sind.« Walker sah angespannt aus. »Alles in Ordnung, Shawn?«
    »Ich kenne Warren Mendoza. Er war an Bord. Er ist ein alter Freund von mir.«
    »Ich bin sicher, dass ihnen nichts passiert ist.«
    »Und Tom Dunninger kenne ich auch. Nicht gut, aber ich bin ihm schon begegnet.«
    Sie aßen zu Abend, spielten Karten, schauten sich ein Video an, kehrten auf die Brücke zurück und blickten in den gnadenlosen Himmel hinaus.
     
    Miguel schlief nicht gut. Er wusste nicht recht, warum. Bisher hatte er erst eine Rettungsmission durchgeführt und ein Schiff gerettet, dessen Maschinen explodiert waren. Das war die Borealis gewesen. Vor zehn Jahren. Sie hatten Glück gehabt: Der Captain hatte elf Leute an Bord gehabt, und zehn hatten überlebt. Das hatte ihm eine ehrenvolle Erwähnung eingetragen, und die geretteten Passagiere hatten eine Party für ihn gegeben. Es war einer der großen Augenblicke seines Lebens gewesen.
    Aber das hier war etwas anderes. Er konnte nicht genau sagen, was ihm Sorgen bereitete, aber seine Instinkte hielten ihn davon ab, die Augen zu schließen oder sich auch nur ein wenig zu entspannen.
    Am Morgen gab es noch immer keine Spur von dem Schiff. Miguel hatte zeitig gefrühstückt und eine Stunde später, als Shawn sein Frühstück einnahm, noch einen Kaffee getrunken. Sebastian meldete noch immer leeren Raum.
    Miguel wanderte durch das Schiff, vom Gemeinschaftsraum zur
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