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Polaris

Polaris

Titel: Polaris
Autoren: Jack McDevitt
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niemanden.«
    »Miguel«, sagte Shawn, »sie hat nur einen begrenzten Einblick in das Schiff. Das ist bei allen KIs so. Wir werden uns selbst auf die Suche machen müssen.«
     
    Sie schalteten das Licht an und machten sich auf den Weg zum Heck. Durch den Gemeinschaftsraum. Über den Hauptkorridor, der von Türen gesäumt wurde, vier auf jeder Seite. Miguel war nie zuvor an Bord der Polaris gewesen, aber er wusste, dass dies die Quartiere des Captains und seiner Passagiere waren.
    »Madeleine?«, rief er. »Hallo? Jemand zu Hause?« Seine Stimme hallte durch das Schiff.
    »Unheimlich«, bemerkte Shawn.
    »Ja, das ist es. Bleiben Sie in meiner Nähe, bis wir herausgefunden haben, was hier los ist.« Er berührte einen Taster an der ersten Tür, der, die zum Quartier des Captains führte, und sie öffnete sich. Die Kabine war leer, aber Maddys Kleider waren ordentlich aufgehängt.
    Die Kabine auf der anderen Seite des Korridors war ebenfalls leer. Das Gleiche galt für die übrigen Kabinen und sämtliche Waschräume.
    »Was befindet sich unter diesem Deck?«, fragte Shawn mit einer Stimme, die kaum für ein Flüstern reichte.
    »Frachtraum, Maschinenraum und Landefähre.«
    Sie gingen hinunter und sahen sich um. Im Frachtraum war niemand.
    »Das ist verrückt«, kommentierte Shawn.
    Miguel ging zum Maschinenraum voran. Niemand lauerte zwischen den Aggregaten. Niemand im Frachtraum. Niemand im Fährenhangar.
    Sie näherten sich der Landefähre, dem einzigen Platz im ganzen Schiff, an dem sie noch nicht nachgesehen hatten. Alvarez öffnete die Luke und blickte hinein.
    Niemand auf dem Vordersitz. Niemand auf den hinteren Sitzen.
    Sie fühlten sich wie in einem Spukhaus. »Was zum Teufel«, fragte er, »geht hier vor?«
    Es gab noch einen zusätzlichen Waschraum auf dem Unterdeck, aber auch der war leer. Schränke belegten das Schott, manche davon groß genug, um sich darin zu verstecken; also öffnete Miguel einen nach dem anderen. Auch sie waren leer.
    Sie entdeckten zwei Druckanzüge. »Kage«, sagte er. »Wie viele Druckanzüge sind an Bord?«
    »Vier, Captain.«
    »Wir haben hier zwei davon.«
    »Zwei weitere befinden sich auf der Brücke.«
    »Sind sie jetzt dort?«
    »Ja, Sir.«
    »Also sind alle vier an Bord.«
    »Ja, Sir.«
    Und die Landefähre lag brav in ihrer Verankerung. »Sie müssen hier irgendwo sein.«
    In sieben der acht Kabinen hatten sie Kleidung vorgefunden. Das passte, denn an Bord waren ein Captain und sechs Passagiere gewesen. Schuhe standen in zwei der Räume, und persönliche Gegenstände fanden sich in allerlei Schubladen. Bücher, Zahnbürsten, Kämme, Armreife. In einer Kabine war eine Ausgabe von Verlorene Seelen zu Boden gefallen.
    »Was kann hier nur passiert sein?«, fragte Shawn.
    »Kage, gibt es in diesem System irgendeinen bewohnbaren Ort?«
    »Negativ, Captain. Derzeit nicht.«
    Er hatte es vergessen. Die Sonne war erloschen. Ein Punkt, der ihm in diesem Moment geradezu trivial erschien. »Aber es hat dort draußen eine lebendige Welt gegeben, richtig?«
    »Ja. Delta Karpis III. «
    »Hätten Menschen dort leben können?«
    »Ja. Wenn sie sich vorsichtig verhalten hätten.«
    »Das hat keinen Sinn«, stellte Shawn fest. »Sie hatten keinerlei Möglichkeit, das Schiff zu verlassen.«
     
    Sie schalteten das Licht aus und versetzten die Polaris in den Energiesparmodus. Dann gingen sie durch die Luftschleuse hinaus, ließen die Außenluke offen und kehrten in die Raumfähre zurück.
    Miguel war froh, wieder auf der Peronovski anzukommen. Bis er in die warme Luft getreten war, hatte er gar nicht bemerkt, wie sehr er gefroren hatte. Dann aktivierte er das Hypercommsystem.
    »Was werden Sie ihnen erzählen?«, fragte Shawn.
    »Darüber denke ich noch nach«, antwortete Miguel. Er setzte sich und öffnete einen Kanal, doch ehe er auch nur einen Ton aufzeichnete, wies er die KI an, das Schiff in sicheren Abstand zur Polaris zu bringen. »Schaff uns ein bisschen Raum«, befahl er.

 
Eins
     
     
Sag, was du willst, Mord ist zumindest ein redliches Verbrechen, ehrlich und direkt. Da gibt es weitaus schlimmere, feigere und grausamere Taten.
    Edward Trout,
während der Phase der Strafmaßbestimmung im Verfahren gegen Thomas Witcover
     
    SECHZIG JAHRE SPÄTER
    IM JAHR 1428 NACH DER GRÜNDUNG DES WELTWEITEN STAATENBÜNDNISSES (RIMWAY)
     
    Vermutlich hätte ich nie mit dieser Polaris-Geschichte zu tun bekommen, hätte mein Boss, Alex Benedict, nicht herausgefunden, wo die Shenji-Außenstation
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