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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
Autoren: Julie Kagawa
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Stille in der Luft lag, die dem Sonnenaufgang vorausgeht. Keirran schleppte mich zu einer grünen Bank am Wegrand, und ich ließ mich stöhnend darauf sinken.
    Unruhig wanderte der Prinz auf und ab. »Wie geht es deinem Bein?«, fragte er mit einem Hauch von Schuldgefühl in der Stimme. Nicht schuldbewusst genug , dachte ich säuerlich. Ich tastete die Wunde ab und zuckte zusammen.
    »Tut verdammt weh«, murmelte ich dann, »aber zumindest hat die Blutung nachgelassen.« Ich zog meinen Gürtel aus der Hose und wickelte ihn ein paar Mal um das verletzte Bein, um so einen provisorischen Verband zu schaffen. Mit zusammengebissenen Zähnen zog ich den Riemen straff. Auch aus dem Schnitt an meinem Arm sickerte noch etwas Blut, aber darum würde ich mich später kümmern müssen.
    »Wohin jetzt?«, fragte Keirran.
    » Belvedere Castle «, erwiderte ich. Hoffentlich waren Kenzie und die anderen schon dort und warteten auf uns. »Wir haben vereinbart, uns dort zu treffen, wenn alles vorbei ist.«
    Seufzend sah Keirran sich in dem dichten Wald um. »Und in welcher Richtung liegt das wohl?«
    »Weiß nicht«, gab ich zähneknirschend zu. »Du bist doch der mit dem Feenblut. Habt ihr nicht angeblich einen untrüglichen Orientierungssinn?«
    »Ich bin kein Kompass«, erwiderte Keirran friedlich, während er sich weiter suchend umschaute. Schließlich zuckte er mit den Schultern. »Tja, wir werden uns wohl für eine Richtung entscheiden und das Beste hoffen müssen. Kannst du laufen?«
    Trotz aller Wut war ich erleichtert. Langsam klang er wieder wie er selbst. Vielleicht hatte dieser Aussetzer im Thronsaal der Herrin ja doch mit einer Art Zauber zu tun gehabt.
    »Ich komme schon klar«, versicherte ich ihm und kämpfte mich auf die Füße. »Aber ich werde Kenzie wohl sagen müssen, dass du beim Camping doch keine so große Hilfe bist.«
    In seinem leisen Lachen schwang ebenfalls Erleichterung mit. »Bring es ihr besser schonend bei«, schlug er vor, während er sich wieder mein Gewicht auflud.
    Eine Viertelstunde später hatten wir immer noch keinen blassen Schimmer, wohin wir eigentlich gingen. Wir folgten einem engen, verschlungenen Pfad, immer in der Hoffnung, an einer vertrauten Stelle rauszukommen, als Keir ran plötzlich stehen blieb. Leise Beunruhigung huschte über sein Gesicht, woraufhin ich mich wachsam umsah und mich fragte, ob es wohl besser war, meine Waffen zu ziehen. Obwohl es sicher ein sehr merkwürdiger Kampf werden würde – entweder auf einem Bein oder an Keirran gelehnt. Und ich hatte gehofft, in dieser Nacht nicht mehr kämpfen zu müssen.
    »Was ist los?«, fragte ich. Keirran seufzte.
    »Sie sind hier.«
    »Was? Wer?«
    »Meister!«
    Der vertraute Schrei zerriss die Stille, und Keirran wappnete sich mit einer Grimasse gegen den Aufprall, als Razor sich mit voller Wucht an seine Brust warf. Brabbelnd krabbelte der Gremlin auf seine Schulter, wo er fröhlich auf und ab hüpfte. »Meister, Meister! Meister ist in Sicherheit!«
    »Hi, Razor«, begrüßte Keirran ihn mit einem hilflosen Lächeln und zuckte kurz zusammen, als der Gremlin weiter auf ihm herumsprang. »Ja, ich bin auch froh, dich zu sehen. Der Hofstaat kommt auch gleich?«
    Stirnrunzelnd sah ich ihn an. »Hofstaat?«
    In diesem Moment traten sie zwischen den Bäumen hervor, Dutzende Feenritter in glänzender Rüstung, auf deren Brustpanzer der große eiserne Baum prangte. Für eine Armee in Plattenpanzern bewegten sie sich erstaunlich lautlos durch den Wald. Schließlich standen sie in einem funkelnden Halbkreis um uns herum. Angeführt wurden sie von zwei alten Bekannten: ein Dunkelhaariger ganz in Schwarz mit silbernen Augen und ein grinsender Rotschopf.
    Keirran verkrampfte sich.
    »Sieh mal einer an«, rief Puck strahlend, während er Seite an Seite mit Ash auf uns zukam. »Wen haben wir denn da? Siehst du, Eisbubi, ich habe dir ja gesagt, dass sie hier sein würden.«
    Ashs funkelnde Augen waren starr auf Keirran gerichtet, der hastig den Kopf neigte, sich aber weder klein machte noch zurückwich – was allein schon Anerkennung verdiente. Um diesem eisigen Blick standzuhalten, brauchte man echt Mut, das musste ich zugeben.
    »Geht es euch gut?« An seinem Ton konnte ich nicht ablesen, ob er nun erleichtert, belustigt oder stinksauer war. Schließlich wanderte sein Blick zu mir, er taxierte mich kurz, und seine Augen wurden schmal. »Du bist schwer verwundet, Ethan. Was ist passiert?«
    »Ich bin okay.« Nicht sehr überzeugend, das war
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