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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
Autoren: Julie Kagawa
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entdeckte, die an der Mauer saßen: eine gebeugt mit dem Kopf auf den Knien, die andere legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter.
    Kenzie blickte hoch, und ihre Augen weiteten sich bei meinem Anblick. Sie beugte sich zu Todd hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr, woraufhin er mit gesenktem Kopf nickte.
    Dann stand sie auf und kam auf mich zu. Geschickt wich sie den schlurfenden Gestalten aus, bis sie direkt vor mir stand.
    »Oh, Ethan«, flüsterte sie gleichzeitig erleichtert und entsetzt. Ihr Blick huschte von meinem Gesicht zu den Blutflecken an meinem Arm und meinen rot gesprenkelten Klamotten. Dabei sah sie aus, als hätte sie mich am liebsten in den Arm genommen, fürchtete sich aber, mir dadurch wehzutun. »Geht es dir gut?«, fragte sie auf mein müdes Lächeln hin.
    »Ja.« Ein Schritt und ich war ihr so nah, dass ich ihren Atem spüren konnte. »Gut genug, um das hier zu tun.« Damit griff ich nach ihr.
    Sofort schlang sie die Arme um meinen Hals und schmiegte sich an mich. Ich schloss die Augen und drückte sie, spürte ihren schlanken Körper an meinem. Fast trotzig klammerte sie sich fest, als wollte sie damit jedem drohen, der mich ihr vielleicht wegnehmen könnte. Voller Erleichterung überließ ich mich der Umarmung. Ich hatte überlebt, Todd war in Sicherheit, und allen, die mir etwas bedeuteten, ging es gut. Für den Moment war das mehr als genug.
    Schließlich löste sich Kenzie von mir, sah hoch und strich sanft über eine Schnittwunde an meiner Wange. »Hey, Machoman«, flüsterte sie. »Sieht so aus, als hättest du es geschafft.«
    Grinsend nahm ich ihre Hand und führte sie zu den Zinnen mit Blick auf den Teich. Unter uns breiteten sich der Wald und ein großer Teil des Parks aus.
    Mit dem Kopf deutete ich auf die jämmerliche Gestalt an der Mauer. »Wie geht es ihm?«
    »Todd?« Seufzend schüttelte sie den Kopf. »Er kann sich immer noch nicht an mich erinnern. Genauso wenig wie an die Schule oder an seine Freunde. Aber er sagte, es habe das verschwommene Bild einer Frau im Kopf. Hoffentlich meint er damit seine Mom. Danach hat er angefangen zu weinen, und ich habe nichts mehr aus ihm rausgekriegt.« Sie stützte sich mit den Unterarmen auf das Mäuerchen. »Ich hoffe, er wird irgendwann wieder normal.«
    »Ja, ich auch.« Allerdings hatte ich da starke Zweifel. Wie konnte man wieder normal werden, wenn einem ein wesentlicher Teil seines Wesens genommen wurde? Gab es dafür überhaupt eine Heilung, irgendein Gegenmittel, das die verlorene Magie eines Wesens wiederherstellen konnte?
    Plötzlich wurde mir klar, wie ironisch das alles war: Gerade ich wünschte mir, ich könnte jemandem seine Magie zurückgeben und ihn wieder zu einem Teil des Feenreichs werden lassen, wo ich noch vor wenigen Tagen nichts mit den Feen hatte zu tun haben wollen.
    Wann habe ich mich dermaßen verändert?
    Kenzie seufzte noch einmal und blickte auf den Teich hinaus. Das Mondlicht glänzte auf ihren Haaren, umrahmte ihren schmalen Körper und tauchte sie in einen sanften Schein. Da wusste ich es. Ich wusste genau, wann ich mich geändert hatte.
    An dem Tag, als ich dir begegnet bin.
    »Das war schon eine verrückte Woche«, murmelte sie und stützte das Kinn in die Hände. »Ich wurde entführt, durch das Nimmernie gejagt, habe Feen und Vergessene gesehen und mit einem Kater gesprochen. Wenn wir wieder zu Hause sind, wird das Leben ganz schön öde sein.« Stöhnend ließ sie den Kopf auf die Unterarme sinken. »O Gott, wir werden derartig in der Scheiße sitzen, wenn wir zurückkommen.«
    Ich stellte mich hinter sie und umfasste sanft ihre Taille. »O ja«, nickte ich, woraufhin sie gleich noch einmal stöhnte. »Deshalb sollten wir jetzt besser gar nicht daran denken.« Später war noch genug Zeit, um uns über den bevorstehenden Ärger, die Vergessenen, die Herrin, Kenzies Krankheit und Keirrans Versprechen den Kopf zu zerbrechen. Jetzt wollte ich keinen Gedanken an all das verschwenden. Das Einzige, was jetzt zählte, war mein Versprechen.
    Ich schlang die Arme um Kenzies Bauch und flüsterte ihr ins Ohr: »Weißt du noch, was ich dir versprochen habe? Unten in diesem Loch?«
    Sie erstarrte kurz, dann drehte sie sich langsam um. Ihre großen Augen strahlten im Licht des Mondes. Lächelnd zog ich sie an mich und griff mit einer Hand vorsichtig in ihren Nacken. Während ihre Lider sich flatternd schlossen, neigte ich den Kopf. Und dann, direkt vor aller Augen, dort auf dem Balkon unter den Sternen,
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