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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
Autoren: Julie Kagawa
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es«, murmelte ich und zuckte zusammen, als ein besonders heftiges Pochen durch mein Bein schoss. »Lass uns einfach verschwinden, solange ich noch laufen kann.«
    Wir kamen allerdings nicht sonderlich weit, bevor sich hinter uns die Stimme der Herrin hören ließ. »Prinz Keirran«, rief sie. »Bitte wartet, da wäre noch eine Sache.«
    Keirran blieb stehen, drehte sich aber nicht um.
    »Es muss keine weiteren Toten geben«, fuhr die Herrin leise, aber ernst fort. »Keine Exilantenopfer mehr, um uns am Leben zu erhalten, keine entführten Halbblüter mehr. Ich kann meinem Volk die entsprechenden Befehle geben, wenn es das ist, was du willst.«
    »Ja«, antwortete Keirran sofort, sah sie aber nicht an. »Das ist es, was ich will.«
    »Doch wenn ich das tue«, schränkte die Herrin ein, »musst du wieder zu mir kommen und mit mir sprechen. Ich werde bald nach dir schicken, und dann musst du kommen, aus freien Stücken. Nicht als Gefangener, sondern als Gast, als Ebenbürtiger. Wirst du mir wenigstens das zugestehen?«
    Er zögerte. »Keirran«, murmelte ich drängend, »hör nicht auf sie. Sie will dich nur wieder an die Kandare nehmen, weil du der Sohn der Eisernen Königin bist. Du weißt , dass Abmachungen mit Feen immer übel ausgehen.«
    Stumm starrte er vor sich hin.
    »Eiserner Prinz?« Nun klang die Stimme der Herrin schmeichelnd. »Wie lautet deine Antwort?«
    »Keirran …«
    Sein Blick verfinsterte sich. »Einverstanden«, rief er über die Schulter. »Ich gebe Euch mein Wort.«
    Da hätte ich ihn am liebsten geschlagen.
    »Verdammt, was ist los mit dir?«, fragte ich stocksauer, als wir den Thronsaal verließen. »Hast du schon vergessen, was sie alles getan hat? Du hast die Halbblüter nicht gesehen, die sie entführt hat. Du hast nicht gesehen, was sie ihnen angetan haben. Dass sie ihnen sämtliche Magie entzogen haben, sodass sie jetzt nur noch leere Hüllen sind. Hast du vergessen, wie viele Exilanten sie umgebracht haben, nur damit sie selbst leben konnten?« Als er nicht antwortete, kniff ich die Augen zusammen. »Fast wäre Annwyl eine davon gewesen – oder stehst du jetzt so auf deine neue Freundin, dass du sie auch schon vergessen hast?«
    Okay, das war eindeutig ein Schlag unter die Gürtellinie, aber ich wollte ihn wütend machen, wollte, dass er sich mit mir auseinandersetzte. Er sollte mir zumindest bestätigen, dass er noch genau wusste, welche Grausamkeiten die hier begangen hatten und weswegen wir gekommen waren. Doch es geschah nichts, außer dass seine blauen Augen noch kälter wurden, als er gelassen sagte: »Ich erwarte nicht, dass ein Mensch das versteht.«
    »Dann erklär es mir«, forderte ich zähneknirschend, obwohl mir seine Antwort einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
    »Mit ihren Methoden bin ich nicht einverstanden«, begann Keirran, während zwei Piranhagnome beiseitetraten und sich vor ihm verbeugten. »Aber sie will nur das erreichen, was sich jeder gute Herrscher wünscht: das Überleben ihres Volkes. Du hast ja keine Ahnung, wie schrecklich es für Exilanten ist, und zwar für alle von ihnen, sich mit dem Nichts konfrontiert zu sehen. Jeden Tag ein Stück von sich zu verlieren, bis man irgendwann einfach aufhört zu existieren.«
    »Und was ist mit dem Leid, das sie verursacht hat, damit ihr Volk überleben kann?«
    »Das war falsch«, gab Keirran stirnrunzelnd zu. »Es hätten keine Unbeteiligten sterben dürfen. Aber die Vergessenen versuchen nur, zu leben und nicht zu vergehen, genau wie die Exilanten. Genau wie jeder im Feenreich.« Seufzend bog er in einen Seitentunnel ein, der voller Kristalle und Knochenstücke war. Doch je weiter wir gingen, umso weniger Edelsteine und Skelette sahen wir, bis wir schließlich nur noch über nackten Fels liefen. Dann lag das Ende des Tunnels vor uns und dahinter der schmale Betonpfad, der durch den Wald führte. Die Höhle blieb hinter uns zurück. »Es muss einen Weg geben, wie sie überleben können, ohne anderen Schaden zuzufügen«, murmelte Keirran irgendwann. Zweifelnd sah ich ihn an.
    »Und wenn nicht?«
    »Dann werden wir uns alle für eine Seite entscheiden müssen.«
    Nachdem wir die Höhle der Vergessenen verlassen hatten, kehrten wir in die reale Welt zurück, indem wir unter einer steinernen Brücke hervortraten, die uns wieder in den Central Park entließ. Ich hatte keine Ahnung, wie lange wir im Zwischenraum gewesen waren, aber der Himmel war mit Sternen übersät, während gleichzeitig diese besondere
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