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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
Autoren: Julie Kagawa
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müssten, genauer gesagt, dass ich unter Menschen sein müsste und diese dauerhafte Isolation nicht gut für mich sei. So hat sie es Dad verkauft, aber natürlich kannte ich ihre wahren Beweggründe. Sie hatte Angst. Angst vor ihnen , Angst davor, dass sie mich wieder stehlen, dass ich noch einmal von Feen entführt und ins Nimmernie verschleppt werden könnte.
    Wie gesagt, meine Familie ist bizarr. Und das ist noch nicht einmal das Schlimmste.
    Irgendwo dort draußen habe ich noch eine Schwester. Eine Halbschwester, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe, was allerdings nicht daran liegt, dass sie zu viel zu tun hätte, verheiratet wäre oder auf einem anderen Kontinent leben würde.
    Nein, es liegt daran, dass sie eine Königin ist. Eine Feenkönigin, eine von ihnen , die nie wieder nach Hause zurückkehren kann.
    Wenn das nicht schräg ist, was dann?
    Natürlich kann ich das niemandem sagen. Normalen Menschen bleibt die Welt der Feen verborgen, die Magie macht es ihnen unmöglich, sie wahrzunehmen. Die meisten Menschen würden einen Kobold nicht einmal dann bemerken, wenn er ihnen die Nase abbeißt. Es gibt ein paar Sterbliche, die mit dem Blick gestraft sind, was bedeutet, dass sie all die Feen sehen können, die in dunklen Ecken und unter ihren Betten lauern. Diese Menschen wissen, dass jenes seltsame Gefühl, beobachtet zu werden, nicht ihrer Einbildung entspringt und die Geräusche aus Keller und Dachboden nicht daher kommen, dass das Haus sich setzt.
    Bin ich nicht ein Glückspilz? Ich bin einer von ihnen.
    Natürlich machen meine Eltern sich meinetwegen Sorgen, Mom ganz besonders. Die Leute halten mich ja jetzt schon für merkwürdig, gefährlich, vielleicht sogar verrückt. Wenn man überall Feen sieht, bleibt das nicht aus. Denn wenn die Feen wissen , dass man sie sehen kann, machen sie einem das Leben zur Hölle. Letztes Jahr war ich von der Schule geflogen, weil ich angeblich die Bibliothek in Brand gesteckt hatte. Was sollte ich sagen? Dass ich unschuldig war, weil ich lediglich versucht hatte, einem Haufen Dunkerwichtel zu entkommen, die mich bis dorthin verfolgt hatten? Und das war nicht das erste Mal gewesen, dass ich wegen der Feen in Schwierigkeiten geraten war. Ich war ein »Problemkind«, über das die Lehrer nur mit gesenkter Stimme sprachen, einer dieser stillen, gefährlichen Typen, von denen jeder erwartet, dass sie irgendwann wegen eines schrecklichen Verbrechens in den Abendnachrichten auftauchen. Manchmal machte mich das wütend. Mir war egal, was sie von mir dachten, aber für Mom war es schwierig. Also versuchte ich, mich anständig zu benehmen, so sinnlos das auch sein mochte.
    Dieses Jahr kam ich auf eine neue Schule, in ein neues Umfeld, wo ich Gelegenheit zu einem »Neuanfang« hatte. Aber das würde nichts ändern. Solange ich die Feen sah, würden sie keine Ruhe geben. Ich konnte nichts anderes tun, als mich und meine Familie zu schützen und zu hoffen, dass ich niemanden mehr verletzte.
    Als ich runterkam, erwartete mich Mom bereits am Küchentisch. Dad war nirgendwo zu sehen. Er machte die Nachtschicht bei UPS und schlief oft bis in den Nachmittag hinein. Normalerweise begegnete ich ihm nur beim Abendessen und an den Wochenenden. Was allerdings nicht hieß, dass er in seliger Unwissenheit lebte, was mich anging – sicherlich kannte Mom mich besser, aber Dad hatte keinerlei Probleme damit, Strafen zu verhängen, wenn er glaubte, ich sei nachlässig oder wenn Mom sich beschwerte. Vor zwei Jahren hatte ich einmal eine Vier in Bio bekommen, was dann auch meine letzte schlechte Note gewesen war.
    »Der große Tag«, begrüßte mich Mom, als ich den Rucksack auf den Tresen warf und den Orangensaft aus dem Kühlschrank nahm. »Und du weißt ganz sicher, wie du zu der neuen Schule kommst?«
    Ich nickte. »Ich hab’s in das Navi im Handy eingespeichert. Es ist nicht weit, wird schon klappen.«
    Sie zögerte. Nein, sie fand es nicht gut, dass ich allein hinfahren wollte. Dabei hatte ich mir den Arsch aufgerissen, um mir ein eigenes Auto leisten zu können. Der verrostete, grau-grüne Pick-up, der neben Dads Laster in der Einfahrt stand, repräsentierte einen ganzen Sommer harter Arbeit: Burger wenden, Geschirr spülen, Böden voller verschütteter Getränke, Essensresten und Kotze schrubben. Wochenenden mit Überstunden, an denen ich anderen in meinem Alter dabei zusehen durfte, wie sie abhingen, mit ihren Freundinnen knutschten und mit Geld um sich warfen, als wüchse es auf
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