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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
Autoren: Julie Kagawa
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dass der Direktor sich nun mir zuwenden würde, aber der las schon wieder, was sein Computer ihm verriet. Also lehnte ich mich zurück, schlug die Beine übereinander und starrte sehnsüchtig zur Tür hinaus. Außer dem Ticken einer Uhr war in dem kleinen Zimmer nichts zu hören, allerdings blieben immer wieder Schüler vor der Tür stehen und starrten mich durch das kleine Fenster hindurch an, bevor sie ihrer Wege gingen.
    »Sie haben eine beeindruckende Akte, Mr. Chase«, sagte Hill irgendwann, ohne aufzublicken.
    Fast wäre ich zusammengezuckt.
    »Schlägereien, Schulschwänzerei, versteckte Waffen, Brandstiftung.« Er schob seinen Stuhl zurück, und endlich richteten sich die kalten, dunklen Augen auf mich. »Möchten Sie dem noch etwas hinzufügen? Zum Beispiel einen Angriff auf den Starquarterback der Schule, gleich an Ihrem ersten Tag? Mr. Kingstons Vater gehört übrigens dem hiesigen Schulausschuss an, falls Sie das noch nicht wussten.«
    »Ich habe nicht angefangen«, murmelte ich. »Er hat mich zuerst geschlagen.«
    »Ach, tatsächlich? Sie haben also gar nichts getan?« Die farblosen Lippen des Direktors verzogen sich zu einem schmalen Lächeln. »Er hat aus heiterem Himmel zugeschlagen?«
    Ich sah ihn offen an. »Er und sein Footballkumpel waren kurz davor, den Kopf eines Schülers in die Toilette zu tunken. Ich habe eingegriffen, bevor es dazu kommen konnte. Mr. Quarterback fand es nicht lustig, dass ich ihm diesen Spaß verdorben habe, also hat er versucht, mir eine zu verpassen.« Ich zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid, aber mir gefällt mein Gesicht genau so, wie es jetzt ist.«
    »Diese Einstellung bringt Sie nicht weiter, Mr. Chase«, erwiderte Hill stirnrunzelnd. »Sie hätten einen Lehrer holen sollen, der hätte sich der Sache angenommen. Sie bewegen sich sowieso schon auf dünnem Eis.« Er verschränkte die dürren, spinnenartigen Finger und lehnte sich vor. »Da heute Ihr erster Tag bei uns ist, lasse ich Sie noch einmal mit einer Verwarnung davonkommen. Doch ich werde Sie im Auge behalten, Mr. Chase. Und wenn Sie das nächste Mal aus der Reihe tanzen, werde ich weniger nachsichtig sein. Haben wir uns verstanden?«
    Wieder zuckte ich mit den Schultern. »Meinetwegen.«
    Ein gefährliches Funkeln trat in seine Augen. »Halten Sie sich für etwas Besonderes, Mr. Chase?« Jetzt klang seine Stimme verächtlich. »Denken Sie wirklich, Sie wären der einzige ›problematische Jugendliche‹, der je in diesem Büro gesessen hat? Ich kenne Typen wie Sie, und sie enden alle gleich: im Gefängnis, auf der Straße oder tot in irgendeiner Gosse. Wenn Sie diesen Weg einschlagen wollen, machen Sie ruhig so weiter. Steigen Sie aus, landen Sie in einem Job ohne Perspektive. Aber vergeuden Sie nicht die Zeit dieser Schule, an der man Ihnen etwas beibringen will. Und ziehen Sie nicht jene, die ein Ziel vor Augen haben, mit sich runter.« Ruckartig deutete er mit dem Kopf auf die Tür. »Verschwinden Sie aus meinem Büro. Ich will Sie hier drin nicht noch einmal sehen.«
    Stinksauer erhob ich mich und schlüpfte durch die Tür.
    Auf dem Flur war niemand mehr. Offenbar waren alle in ihren Klassen, ergaben sich dem komatösen Zustand nach dem Essen und zählten die Minuten bis zum Ende der letzten Stunde. Kurz überlegte ich, ob ich einfach nach Hause fahren, diese jämmerliche Schule und den damit verbundenen Neuanfang hinter mir lassen und die Tatsache akzeptieren sollte, dass ich niemals ganz normal irgendwo reinpassen würde. Ich würde niemals die Chance dazu bekommen.
    Aber ich konnte nicht nach Hause, denn dort wäre Mom. Sie würde kein Wort sagen, aber sie würde mich mit diesem traurigen, schuldbeladenen und enttäuschten Ausdruck in den Augen ansehen. Mom wünschte sich so sehr, dass ich es schaffte, dass ich ganz normal wäre. Ihre ganze Hoffnung ruhte darauf, dass diesmal endlich alles klappte. Wenn ich eher nach Hause kam, ganz egal aus welchem Grund, würde Mom mir sagen, ich solle es morgen einfach noch mal versuchen, und dann würde sie sich wahrscheinlich in ihrem Zimmer einschließen und weinen.
    Und das ertrug ich nicht. Das wäre schlimmer als der Vortrag, den Dad mir halten würde, wenn er herausfand, dass ich geschwänzt hatte. Außerdem hatte er in letzter Zeit eine Vorliebe für Hausarrest entwickelt, und ich wollte nicht schon wieder einen riskieren.
    Es sind nur noch ein paar Stunden , sagte ich mir und machte mich widerstrebend auf den Weg zu meinem Mathekurs, der inzwischen –
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