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Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen

Titel: Plötzlich Prinz - Das Erbe der Feen
Autoren: Julie Kagawa
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wie ein Tier im Zoo. Leise Verbitterung stieg in mir auf. Für sie war ich nur eine Kuriosität: der gefährliche Neue, den man anstarren und über den man tratschen konnte.
    »Und du bist …?«, legte Kenzie vor.
    Ich wandte demonstrativ den Blick ab. »Nicht interessiert.«
    »Okay. Wow.« Sie klang überrascht, allerdings nicht wütend. Noch nicht. »Das … kam unerwartet.«
    »Gewöhn dich dran.« Innerlich zuckte ich bei dem Ton in meiner Stimme zusammen. Ich führte mich auf wie ein Arsch, das war mir klar. Außerdem war mir klar, dass ich damit jede Chance auf Akzeptanz an dieser Schule zunichtemachte. Man redete nicht so mit einer niedlichen, beliebten Cheerleaderin, ohne damit zum absoluten Außenseiter zu werden. Sie würde zu ihren Freundinnen zurückgehen, sich mit ihnen das Maul zerreißen und Gerüchte in die Welt setzen, die mich für den Rest des Jahres zu einem Geächteten machten.
    Gut , versuchte ich mir einzureden. Genau das will ich ja. So wird niemand verletzt. Sie sollen mich nur alle in Ruhe lassen.
    Allerdings … machte das Mädchen keine Anstalten, wieder zu gehen. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie sie sich gegen einen Tisch lehnte, die Arme verschränkte und mich mit einem schiefen Grinsen musterte. »Kein Grund, gleich fies zu werden«, sagte sie vollkommen unbeeindruckt. »Ich bitte dich nicht um ein Date, Machoman, ich will nur deinen Namen wissen.«
    Warum redete sie überhaupt noch mit mir? Hatte ich mich nicht klar ausgedrückt? Ich wollte mich nicht mit ihr unterhalten. Ich wollte keine Fragen beantworten. Je länger ich mit jemandem sprach, desto größer war das Risiko, dass sie etwas bemerkten, und dann würde der ganze Albtraum von vorne losgehen. »Ethan«, murmelte ich mit Blick auf die Wand und fügte gepresst hinzu: »Und jetzt verzieh dich.«
    »Wow, ganz schön feindselig.« Offenbar hatten meine Worte nicht den gewünschten Effekt. Statt sich abgestoßen zu fühlen, schien sie das Ganze … spannend zu finden. Was zum Teufel war hier los? Ich widerstand dem Drang, sie direkt anzusehen, spürte aber, dass sie immer noch grinste. »Ich wollte nur nett sein, immerhin ist heute dein erster Tag hier. Bist du immer so, wenn du jemanden kennenlernst?«
    »Miss St. James.« Die Stimme der Lehrerin hallte durch den Raum. Als Kenzie sich umdrehte, spähte ich kurz zu ihr hinüber. »Ich muss mit Mr. Chase sprechen«, fuhr Miss Singer fort und lächelte Kenzie freundlich an. »Bitte gehen Sie zu Ihrem nächsten Kurs.«
    Kenzie nickte. »Natürlich, Miss Singer.« Sie schaute kurz über die Schulter und erwischte mich dabei, wie ich sie ansah. Bevor ich den Blick abwenden konnte, grinste sie mich an. »Wir sehen uns noch, Machoman.«
    Ich beobachtete, wie sie zu ihren Freundinnen zurückschlenderte, die sie kichernd und tuschelnd umringten. Mit einigen aufdringlichen Blicken in meine Richtung traten sie auf den Flur hinaus und ließen mich mit der Lehrerin allein.
    »Bitte kommen Sie zu mir nach vorne, Mr. Chase. Ich will nicht durch das halbe Klassenzimmer schreien.«
    Widerwillig stand ich auf, ging zur ersten Reihe und fläzte mich dort auf einen Stuhl. Miss Singer warf mir über die Brille hinweg einen strengen Blick zu, bevor sie zu einem Vortrag über ihre Nulltoleranzpolitik in Bezug auf Störenfriede ansetzte, um mir anschließend zu versichern, dass sie vollstes Verständnis für meine Situation habe und dass ich doch etwas aus mir machen könne, wenn ich mich nur etwas anstrengte. Als ob das so einfach wäre.
    Vielen Dank, aber die Mühe können Sie sich sparen. Das habe ich alles schon tausend Mal gehört: Wie schwierig es sein muss, an eine neue Schule zu kommen und ganz von vorne anzufangen. Wie problematisch die Situation zu Hause sein muss. Tun Sie doch nicht so, als wüssten Sie, was ich durchmache. Sie kennen mich nicht. Sie wissen nicht das Geringste über mein Leben. Das tut niemand.
    Und wenn es nach mir ginge, würde sich daran auch nie etwas ändern.
    Die nächsten beiden Stunden brachte ich ebenfalls hinter mich, indem ich alle um mich herum ignorierte. Als es zur Mittagspause klingelte, sah ich zu, wie die Schüler zur Cafeteria schlenderten, dann drehte ich mich um und lief in die entgegengesetzte Richtung.
    Meine Mitschüler gingen mir langsam auf die Nerven. Ich wollte raus, weg von den Menschenmassen und den neugierigen Blicken. Bloß nicht alleine an einem Tisch hocken und ständig fürchten, dass jemand zu mir kam und »reden« wollte.
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