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Plötzlich durch Gewalt

Plötzlich durch Gewalt

Titel: Plötzlich durch Gewalt
Autoren: Carter Brown
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    »Warum sollte er mich
beauftragen, Sie zu suchen, wenn er ohnehin wußte, wo Sie zu finden waren? Sie
und Benard?«
    »Vielleicht war es ein
Schachzug von ihm«, antwortete sie. »Auf diese Weise könnten Sie ihm ein Alibi
geben .«
    Über ihre Schulter sah ich, daß
sich die Flurtür langsam öffnete. Es war wieder
einmal einer jener Augenblicke, in denen ich mir wünschte, eine Waffe bei mir
zu haben. Die Tür öffnete sich weiter, und zwei Personen traten in das
Appartement: ein Mann und eine Frau. Die Frau war blond und atemberaubend, der
Mann groß und hatte einen Bart. Er hielt eine vierundvierziger Magnum in seiner rechten Hand.
    Die Blonde blieb im Türrahmen
stehen und schaute im Zimmer umher; der unbeteiligte Ausdruck ihres Gesichtes
änderte sich auch nicht um eine Schattierung, als sie den Toten auf dem Teppich
erblickte. Der Bärtige war wachsam und hielt uns mit der Magnum in Schach,
nachdem er die Tür leise hinter sich zugezogen hatte.
    »Sie kommen zu spät«, sagte
ich. »Die Party ist bereits vorbei .« Ich deutete auf
den Toten.
    Suzy drehte schnell den Kopf
und bemerkte die beiden erst jetzt. Sie wich vor ihnen langsam auf mich zurück.
    Mit leicht nach oben gezogenen
Augenbrauen nahm mich die Blonde in Augenschein. »Wer sind Sie ?« fragte sie mit sanfter Stimme.
    »Müllabfuhr«, erklärte ich.
»Bin gerade gekommen, um aufzuräumen .«
    Meine Stimme war nur von ihrem
Anblick plötzlich so heiser. Ihr Haar hatte die Farbenpracht eines
Sonnenuntergangs in den Tropen; sie trug es hochgekämmt mit einem großen Knoten
auf dem Kopf. Sie hatte ein blütenweißes Baumwollkleid an mit einem breiten
Saum aus venezianischen Spitzen. Auf den ersten Blick verlich ihr der hochgeschlossene Kragen den Anschein mädchenhafter Unschuld.
    Dann fesselte ein metallisches
Glitzern meinen Blick; unter dem Kleid schimmerte ein trägerloses goldfarbenes
Unterkleid hindurch, das ihre üppigen Kurven plastisch und wie in Gold getaucht
zur Geltung kommen ließ. Das Unterkleid war tief genug ausgeschnitten, um den
Ansatz ihrer vollen Brüste und das Funkeln eines Brillantanhängers, der in dem
schneeweißen Tal dazwischenlag, erkennen zu lassen.
    Als ich wieder Luft holen
konnte, bemerkte ich, daß auch ihre Nylons glitzerten; ihre weißen Seidenpumps
hatten hohe vergoldete Absätze. Sie war eine Frau, wie man ihr nur selten im
Leben begegnet, nur, wenn man vom Glück begünstigt ist. Ich schien einer der
vom Glück Begünstigten zu sein.
    Sie wandte ihren Blick von mir
ab und lächelte; dabei entblößte sie gleichmäßige, perlweiße Zähne. »Hallo,
Suzy«, sagte sie mit ihrer trägen, quellwasserklaren Stimme. »Wer ist der
komische Mann, der dir da Gesellschaft leistet. Ich meine den, der noch sprechen
kann ?«
    »Mein Vater hat ihn hinter mir hergehetzt «, antwortete Suzy mit nervöser Stimme. »Er heißt
Boyd, Danny Boyd .«
    »Sieht nicht so aus wie die
Kerle, die ein Mann wie Lakeman normalerweise
beschäftigt«, sagte der Bärtige mit tiefer, kultivierter Stimme. »Ein
Privatdetektiv?«
    »Firma Boyd=Enterprises —
übernehme alle Aufträge — solange Sie zahlen«, belehrte ich ihn.
    »Ein andermal, Mr. Boyd«, sagte
die Blonde freundlich. »Suzy, du kommst mit uns .«
    »Nein«, entgegnete Suzy mit
belegter Stimme. »Ich will nicht .«
    »Liebling, mach keinen Ärger .« Die Stimme der Blonden hatte etwas vom Schnurren eines
Tigerweibchens, das sich über seinen Lunch hermacht. »Du weißt, daß dir keine
andere Wahl bleibt .«
    »Ich gehe nicht mit euch«,
wiederholte Suzy eigensinnig.
    »Du willst doch nicht, daß ich
Douglas darum bitte, dich zu überreden, Liebling ?« fragte die Blondine leichthin.
    Langsam und widerstrebend nahm
Suzy den Koffer von der Stelle auf, wo ich ihn fallen gelassen hatte. Dann ging
sie durch das Zimmer zu der Blonden hinüber, die auf sie wartete.
    »So ist’s besser .« Die Blonde lächelte wieder. »Viel vernünftiger, als uns
Ärger zu machen, Liebling.« Ihre leuchtend blauen Augen sahen mich einen
Augenblick lang an. »Leben Sie wohl, Mr. Boyd. Ich hoffe wirklich, daß Douglas
nicht zu hart mit Ihnen umspringt. Ihr Profil kann sich übrigens sehen lassen .«
    Sie packte mit festem Griff
Suzys Arm und führte sie aus dem Apartment. Nachdem sich die Tür hinter ihnen
geschlossen hatte, senkte sich ein kaltes Schweigen über mich und den Bärtigen.
    »Wenn wir jetzt Zwillinge
wären, könnten wir eine Partie Bridge spielen«, sagte ich nicht sehr
geistreich. »Oder
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