Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trisomie so ich dir

Trisomie so ich dir

Titel: Trisomie so ich dir
Autoren: Dirk Bernemann
Vom Netzwerk:
Vorfilm
    Was bisher geschah: nichts. Gar nichts. Und es gibt Leute, die finden es nicht mal bedrohlich, wenn nichts passiert, die machen einfach weiter mit den Verrichtungen des Alltags, ignorieren ihren Herzschlag, halten das Leben für einen Prozess der Selbstverständlichkeit und lassen alles laufen. Wir sind eine Gesellschaft der Laufenlasser geworden, inkonsequent, inkontinent und vielseitig desinteressiert. Manche glauben an höhere Mächte, überantworten ihre Leben einer spirituellen oder politischen Richtung. Manche hängen ihren unausgeprägten freien Willen an fremde Garderoben und vergessen das dann da. Da hängen dann die freien Willen und niemand holt sie ab und sie fühlen sich verlorener als alle verloren gegangenen Gegenstände in allen Fundbüros dieser Welt. Manche hoffen einfach, dass irgendwas passiert, und in dieser Hoffnung, die mit Milliarden Möglichkeiten angefüllt ist, geraten viele in einen stupiden Stillstand und immer noch passiert: nichts.
    Also nur irgendwie nichts, denn irgendwie passiert ja immer und jedem was, aber irgendwo muss man ja mal anfangen, eine Geschichte zu erzählen, also geschah zunächst einmal nichts und dann ganz viel. Die Bedeutung des ganzen Geschehnishaufens für den Einzelnen, ist immer individuell zu betrachten. Vieles geht an Vielen vorbei, weil es nur in der Splittersekunde Wahrnehmung eines Einzelnen stattfindet. Dadurch geht Vielen verloren, was für Wenige wichtig zu sein scheint.
    Werfen wir einen Blick in diese Stadt. Die liegt da rum, diese Stadt, hat die Natur platt gemacht, um sich als Stadt zu behaupten, was aber Jahre her ist, und jetzt kennen die Leute nur noch: die Stadt. Da liegt sie also und sieht aus wie alle anderen Städte, fühlt sich auch genauso an. Copy and paste waste. Kopiere Scheißstile und dupliziere sie. Diese Stadt beinhaltet viele leere Körper mit ansonsten schweren Herzen, die alle Geschichten mit sich rumschleppen, die zu schleppen sie ermüden. Und sie taumeln durch unsere Städte und Leben und sitzen in den Cafés und tanzen in den Clubs und denken sich, dass es zu spät ist, jetzt noch eine Richtungsänderung vorzunehmen, denn die leeren Körper mit den schweren Herzen sind so schwer manövrierbar. Wie lächerliche Untote aus drittklassigen Zombiefilmen, so sieht man sie ihr Leben gestalten, immer wieder mit dem festen Willen, dass man den Tod in den Visagen nicht erkennen soll. Und so wird überkosmetikt, was die Realität schreien will, da werden Schreiende einfach erstickt oder als Kunst oder Irrsinn hingestellt, obwohl sie, die Schreienden, es so ernst meinen, dass es weh tut. Ihnen und anderen. Und es tut nur weh, weil es wirklich wahr ist …
    Und es gibt immer noch die, die sich an irgendeinen Gott wenden, weil der ja eventuell die Lösung hat, oder aber nach dem biologischen Ableben irgendeine Art Paradies kredenzen könnte. Gottes Krieger und seine sonstigen Angestellten haben ihre eigene Art von Wahrheit. Da ist nicht das, was sichtbar ist, relevant, nicht der spürbare Schmerz, nicht die offene, blutsickernde Wunde, sondern da hat es Hoffnung, Hoffnung, dass der abgehackte Arm schon irgendwie Sinn macht im weiteren Verlauf der Lebendigkeit. Gottes Leute kalkulieren. Sie haben Gut-und-Böse-Listen, die ihnen helfen, das Gesehene und Geschehene einzuordnen.
    Gott indes langweilt sich darüber, dass seine Gefolgschaft auf Erden die uncoolste überhaupt ist. Er kommt sich vor wie ein Independent-Musiker, der nur ein gewisses Maß an Ruhm ertragen kann, das überschüssige Gebete ignoriert er ohnehin. Er ist ein missverstandener Künstler, der missverstandenste überhaupt. Sein Ideenreichtum wurde leider durch seine Popularität arg beschränkt, so dass er seine geilsten Ideen gar nicht zur Anwendung bringen kann. Gott wartet und langweilt sich. Irgendwas muss passieren …

Mein Herz ist Pudding
    Beim zufälligen Entlanggehen auf einem Supermarktparkplatz können einem schon mal Mysterien begegnen. Mysterien, die einem das eigene Herz zu einer puddingartigen, unkontrollierbaren Masse werden lassen, die in einem Dinge anstellt, deren Auswirkungen man nicht einschätzen kann. So ergeht es Roy, und sein Puddingherz zuckt und die Kulisse Supermarktparkplatz wird egal und nur noch wenig wird wirklich wichtig.
    Rote Turnschuhe, rote Haare, unglaublich, ein unglaubliches Mädchen bohrt sich aus der Ferne wie Sonnenstrahlen durch geschlossene Augen in Roys Herz, das kurz aufhört, zu schlagen, um dann umso schneller seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher