Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plötzlich durch Gewalt

Plötzlich durch Gewalt

Titel: Plötzlich durch Gewalt
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
soll das eine wie das andere recht sein .«
    Sie hob resigniert die
Schultern und drehte mir dann den Rücken zu. Das Badetuch fiel zu Boden, und
ich sah ihr mit viel stärkerem als lediglich akademischem Interesse zu, wie sie
sich ankleidete.
    Schließlich zog sie den Reißverschluß ihres Kleides hoch, das aus weißer
Shantungseide mit schwarzem Druckmuster gemacht war, schloß die Knöpfe vor der
Brust; die beiden obersten ließ sie offen. Ein breiter Ledergürtel betonte ihre
schlanke Taille.
    Sie fuhr sich mit einem Kamm
durchs Haar, legte Puder und Lippenstift auf und wandte sich schließlich wieder
mir zu.
    »Haben Sie das Schauspiel
genossen, Mr. Boyd ?« fragte sie kalt. »Oder soll ich
noch einmal mit der Badewanne anfangen ?«
    »Sie sind gut, Schatz, aber so
gut nun wieder auch nicht. Jetzt wollen wir das freudige Wiedersehen mit Ihrem
einsamen, alten Herrn feiern. Vielleicht schießt er sogar einen Fasan für Sie —
unter Glas, selbstverständlich .«
    »Ich muß erst meine Sachen
packen«, sagte sie.
    »Soll das heißen, daß Sie schon
ausgepackt haben? Sie sind doch höchstens erst seit drei Stunden hier .«
    »Sie wissen wohl alles, wie ?« Sie knirschte wütend mit den Zähnen. »Ich habe in der Tat
bereits ausgepackt — sonst hatte ich ja nichts zu tun. «
    Sie öffnete den einen Schrank,
nahm einen ziemlich ramponierten Koffer heraus und warf ihn aufs Bett. Dann
begann sie achtlos Kleidungsstücke hineinzustopfen.
    Auf der anderen Seite des
Zimmers war ein zweiter Schrank. Hin und wieder, ganz selten, begehe ich eine
gute Tat — zum Beispiel eine alte Dame totschießen, von der kein Mensch mehr etwas
wissen will. Darum ging ich auf diesen anderen Schrank zu; ich glaubte, ich
könne ihr beim Packen helfen.
    »Bemühen Sie sich nicht«, sagte
sie, ehe ich das Möbelstück erreichte. »Ich habe nur ein paar Kleider
mitgenommen. Sie gingen alle in den einen Schrank .«
    Ich machte kehrt und kam
zurück. Dann setzte ich mich auf die Bettkante, zündete mir eine Zigarette an
und sah ihr zu, wie sie hauchzarte Unterwäsche unter brutaler Mißachtung der Empfindlichkeit von Nylongewebe und zarten
Spitzen in den Koffer stopfte.
    »Warum sind Sie überhaupt von
zu Hause fortgelaufen ?« fragte ich sie. »Wollten Sie
sich ganz allein die große, weite Welt ansehen ?«
    »Das verstehen Sie doch nicht«,
antwortete sie tonlos.
    »Versuchen Sie’s mal«, schlug
ich ihr vor. »Im Grunde genommen bin ich eine mitfühlende Seele. Sie wären
überrascht. Ich habe mal für eine Zeitung Nachrufe geschrieben. Der
Chefredakteur schmiß mich nur deshalb raus, weil ich
allen Mädchen in der Redaktion sagte, sie sollten sich nicht so sehr um die
Arbeit kümmern und das tun, wozu sie Lust hätten.«
    Suzy gähnte. »Ich möchte eine
Zigarette .«
    Ich gab ihr meine, die ich
gerade angesteckt hatte, und zündete mir selbst eine neue an.
    »Danke«, sagte sie knapp.
    »Ich vermutete eigentlich einen
Mann dahinter. Irgend so einen Naturburschen«, sagte ich im Plauderton. »Aber
Sie sind allein hier .«
    »Ich habe Ihnen schon gesagt,
daß Sie’s nicht verstehen würden .«
    »Versuchen Sie’s doch mal«,
ermunterte ich sie erneut. »Mir bescheinigt ohnehin jeder Psychiater
verminderte Zurechnungsfähigkeit .«
    »Das glaube ich ohne weiteres«,
bestätigte sie schroff.
    Tief zog sie den Rauch der
Zigarette ein. Dann sah sie mich zweifelnd an. »Wissen Sie, wer mein Vater ist ?«
    »Das müßte ich eigentlich«,
antwortete ich. »Er hat mich schließlich beauftragt. Conrad Lakeman ,
ein bedeutender Mann; der Prototyp des Geschäftsmannes, der es zu etwas
gebracht hat .«
    »Sie wissen, was er ist ?«
    »Ein Millionär; oder doch so
nahe daran, daß der Unterschied keine Rolle mehr spielt .« Ich seufzte tief. »Er ist mein zum Leben erwachtes Vorbild .«
    »Ein Millionär, ja, soweit hat
er es gebracht«, sagte sie. »Wissen Sie aber auch, wie er sein Geld gemacht hat ?«
    »Ich weiß, was darüber geredet
wird, wie er sein Geld verdient haben soll. Er hat Rauschgift vertrieben; in
großem Stil sogar, so wird behauptet .«
    »Darum bin ich fortgelaufen«,
sagte sie bitter.
    Ich grinste sie an. »Aber,
aber, Suzy! Wollen Sie damit sagen, daß Sie von seinem schmutzigen Geld nichts
mehr wissen wollen? Sie wollten doch nicht alleine in die kalte, harte Welt hinausziehen
und Ihr Geld auf ehrliche Weise verdienen. Etwa auf dem Strich oder so etwas
Ähnliches?«
    »Ich wußte gleich, daß Sie’s
nicht verstehen würden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher