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Plötzlich durch Gewalt

Plötzlich durch Gewalt

Titel: Plötzlich durch Gewalt
Autoren: Carter Brown
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    »Ich komme wirklich nicht ganz
mit«, gab ich zu.
    Sie schlug den Kofferdeckel zu
und mühte sich ein paar Sekunden mit den Schlössern ab, ehe sie schließlich
zuschnappten. Ich sah mich in dem engen Wohnzimmer um, betrachtete den
abgetretenen Teppich und die paar schäbigen Möbel, die man mit der Prohibition
hätte abschaffen sollen.
    »Eine Absteige dritter Güte in
Greenwich Village «, sagte ich. »Ein Loch, in dem es
nur kaltes Wasser gibt. Ganz allein für sich. Was hatten Sie eigentlich vor,
hier zu tun ?«
    »Sie würden es doch nicht
verstehen«, sagte sie schroff.
    »Wollten Sie sich etwa der
Kunst widmen ?« fragte ich. »Oder nur einem Halunken?
Oder beidem?«
    »Ich wollte einfach fort. Das
war alles«, sagte sie in gereiztem Ton. »Aber weshalb interessiert Sie das? Ich
kenne die Männer Ihres Typs. Für einen Dollar tun Sie alles. Gleichgültig, wem es
weh tut oder wie schmutzig es ist. Habe ich recht ?«
    »Suzy«, entgegnete ich
zärtlich, »Sie sind entzückend — so entzückend wie Lepra .«
    »Ich weiß, daß es jetzt
unmöglich ist, abzuhauen«, sagte sie düster. »Wohin ich auch gehe, immer wird
er mir einen aufdringlichen Schnüffler nachhetzen, um mich zurückzuholen. Ich
kann ebensowenig entkommen wie er .«
    »Wie wer?«
    »Mein heißgeliebter Herr Papa«,
sagte sie bitter. »Sie glauben doch nicht, daß er mich zurückhaben will, weil
er mein mädchenhaftes Lachen vermißt , weil das Haus
tot und leer ist ohne das fröhliche Schwatzen seines inniggeliebten Töchterleins?«
    »Ich habe keine Ahnung, warum
er Sie zurückhaben will«, sagte ich. »Ich weiß nur, daß ich fünfzehnhundert
Dollar kassiere, wenn ich Sie zurückbringe .«
    »Und sonst interessiert Sie
wohl auch nichts an der Sache ?«
    »Stimmt .«
    Sie ließ ihren
Zigarettenstummel auf die schäbigen Reste des Teppichs fallen und trat die Glut
wütend mit dem Fuß aus.
    »Wenn Sie mich schon in das
Haus meines Vaters zurückbringen wollen, können wir dann nicht endlich gehen ?« fragte sie. »Es ist jetzt neun Uhr vorbei, und vor
Mitternacht kommen wir nicht nach South Hampton hinaus; es sei denn, Sie hätten
einen Ferrari oder etwas Ähnliches .«
    Ich stand auf. »Ich bin
eigentlich enttäuscht«, gestand ich ihr. »Es ging alles so glatt über die
Bühne. Ich war auf Widerstand gefaßt .«
    »Boxen gehört zu den Fächern,
die ich auf dem College nicht belegt habe«, erwiderte sie spitz.
    »Ich rechnete damit, der
Widerstand würde von seiten eines gewissen Joey
Benard kommen«, sagte ich.
    »Benard ?« wiederholte sie eisig.
    »Der ehemalige Chauffeur Ihres
Vaters«, erinnerte ich sie. »Der Bursche, mit dem Sie vor vier Tagen
davongegangen sind. Oder wollen Sie mir weismachen, daß es reiner Zufall war,
daß sie zwei gleichzeitig verschwanden ?«
    »Um Joey brauchen Sie sich
nicht zu sorgen«, sagte sie. »Er hat mich gestern abend sitzenlassen .«
    »Dann hatte er wohl nicht die
rechte Lust, auch Maler zu werden ?« fragte ich. »Oder
entdeckte er plötzlich, daß Sie gar kein Geld besaßen, über das Sie verfügen
konnten ?«
    »Sie treffen wieder einmal den
Nagel auf den Kopf«, sagte sie mit gespannter Stimme. »Sie wissen wohl wirklich
alles, oder nicht? Ihr Name war doch Boyd? Den Namen muß ich mir merken. Ich
kann dann später den Leuten erzählen, daß ich Sie auf der Höhe Ihres Ruhmes
kannte, als Sie für den Boß eines Rauschgiftrings den Laufburschen spielten .«
    Bedrückt schüttelte ich den
Kopf. »Sie sollten nicht in dieser Weise von Ihrem Vater sprechen, Suzy. Auch
wenn es zufällig wahr ist, haben Sie dazu doch keinen Grund .«
    »Gehen wir«, sagte sie mit
müder Stimme. »Es ist mir fast lieber, meinen Vater wiederzusehen, als mich
hier länger mit Ihnen zu unterhalten. Sie machen mich krank, Mr. Boyd .«
    »Dann können wir also gehen.
Sind Sie auch ganz sicher, daß Benard nicht zurückkommen wird und anfängt, sich
Sorgen zu machen, wenn er Sie hier nicht mehr vorfindet ?«
    »Ich bin ganz sicher .«
    »Dann können wir also gehen«,
wiederholte ich. »Aber diesen Burschen Benard hätte ich gar zu gern
kennengelernt. Er muß wirklich bemerkenswert sein. Vielleicht nicht sehr
menschlich, aber er muß etwas an sich haben .«
    Ich nahm den Koffer vom Bett.
»Haben Sie wirklich nichts vergessen? Wenn wir erst fort sind, will ich nicht
noch einmal hierher zurück; selbst wenn Sie Ihren Kopf im Schrank vergessen
hätten .«
    »Ich habe alles«, sagte sie
gleichgültig.
    »Sie brauchen zwei Zoll
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