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Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit
Autoren: J Juretzka
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bin schon dran.“
    Wahrscheinlich Betrunkene, wie üblich. Polizeiobermeisterin Sabrina Zahn kickte den Seitenständer raus und stieg von ihrer Maschine. Sie kannte sich aus mit Betrunkenen. Und sie wusste Bescheid mit Männern. Vor allem betrunkenen. Sie zückte ihren Gummiknüppel, hielt ihn fest mit der Rechten und umspielte ihn leicht mit den Fingern der Linken.
    Die beiden Ruhestörer hatten sich in ein Auto geflüchtet.Sabrina Zahn näherte sich dem Wagen ohne Hast. Sie kannte ihn gut. Nur zu gut. Auf einer beinahe täglichen Basis wurde sie nicht müde zu bestaunen, was für eine hohe Spannung die Feder des Scheibenwischers bei diesem alten Modell noch vorzuweisen hatte. Was man von der des elektrischen Bordnetzes allerdings nicht behaupten konnte. Der Anlasser orgelte müde vor sich hin, unfähig, dem Motor mehr als nur eine gelegentliche Flatulenz zu entlocken.
    Polizeiobermeisterin Zahn baute sich neben der Fahrertür auf und klatschte ihren Gummiknüppel von einer weißbehandschuhten Hand in die andere. Mehr tat sie erstmal nicht, verließ sich ganz auf die Wirkung ihres Auftritts.
    Männer!
    Kaum ein Kollegenspind in der ganzen Republik, in dem nicht ihr Foto hing, und selbst der Regierungspräsident hatte sich bemüßigt gesehen, die Aufnahmen in dem Männermagazin als ‚ästhetisch‘ zu verteidigen.
    Der Anlasser gab das Orgeln dran.
    Die Seitenscheibe ruckelte herunter.
    Der Fahrer, groß, mondgesichtig, kahl wie eine Pampelmuse und in schönster Offensichtlichkeit betrunken, blickte bockig heraus.
    „Was ist? War ich etwa zu schnell?“, fragte er, geradezu pampig.
    „Nein, zu laut. Ihre Papiere.“
    Sie kannte nicht nur den Wagen, sondern selbstredend auch seinen Halter. Er war vor etlichen Jahren als ‚Der Schwanzwedler vom Dom‘ zu polizeilicher Aktenaufnahme und einigem an medialem Unruhm gekommen, war ihr persönlich allerdings eher bekannt alseiner der hartnäckigsten und argumentierfreudigsten Falschparker der Stadt.
    Der auf dem Beifahrersitz war sein Sidekick, ebenfalls in den Vorfall auf der Domplatte verwickelt gewesen. Klein, bebrillt, wieselig, mit einer an nervöse, kurzbeinige, glubschäugige Hunde erinnernden Tendenz, sich permanent die Lippen zu lecken. Zumindest solange sie sich in seinem Blickfeld aufhielt.
    „Fahren unter Alkoholeinfluss ist ein ernstes Vergehen, Herr Windel.“
    „Wind ell! Das heißt Win dell! Da ist ein doppeltes Ellell-ell am Ende!“
    „Ein doppeltes L-L-L?“, fragte Sabrina, die sarkastisches Nachhaken schon für Humor hielt. Eine Berufskrankheit.
    „Und ich fahre überhaupt nicht. Dieses Fahrzeug ist sta-hationär und war es seit Stunden.“
    „Und sta-hationär wird es auch bleiben.“
    „Aber wieso das denn? Ich bin voll… vollkommen nüchtern und habe morgen einen unglaublich wichtigen A-habgabetermin.“
    „Sie steigen sofort aus diesem Auto, oder ich zerre Sie heraus und werte das als Widerstand. Dann wandern Sie und Ihr A-habgabetermin in die Ausnüchterungszelle, und ich kann Ihnen versichern, meine männlichen Kollegen mögen es überhaupt nicht, wenn mir Betrunkene an die …“, sie sah einmal an sich herunter und wieder hoch, „… Wäsche gehen.“
    Windell folgte ihrem Blick und schluckte. Fluchte. Stieg aus. Knallte die Tür, nahm seine Papiere brüsk und unversöhnlich entgegen und entfernte sich mit hoheitlicher Miene, schwankendem Gang und unter sehr viel mauligem Gebrabbel.
    Sein Beifahrer zögerte noch, ihm zu folgen. Er stand am Bordstein und sah drein, als sei er entschlossen, sich beim geringsten Anzeichen von Ermutigung oder auch nur Unachtsamkeit auf eines von Sabrina Zahns Beine zu klemmen und dort in hektisches Rammeln zu verfallen.
    Sie hob eine ihrer Lefzen, und schon hechelte er davon, hinter Windell her.
    Wie stramm diese Feder doch ist, dachte sie noch und klemmte stillvergnügt einen weiteren Strafzettel unter den Wischer.
    „Weiber!“ Windell warf die Wohnungstür ins Schloss. „Fertig bin ich mit denen, mit dem gesamten Geschlecht, der ganzen Gattung und ihren sämtlichen Ausgeburten. Fertig! Ein für allemal! Fertig!“
    „Was lässt du dich auch immer so runterputzen“, meinte Elmo und riskierte einen Blick in den Kühlschrank, seufzte. „Frauen gegenüber muss man sofort klarstellen, wer der Boss ist. ‚Unverwässerbare Zuneigung‘, mein Arsch! Das muss heißen: ‚Lucy, komm her. Lass uns nicht lange drum rumreden: Ich will dich.‘ Peng, fertig. ‚Und du, Knöllchenfotze, nimm deinen
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