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Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit
Autoren: J Juretzka
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heute, live hier bei uns, die Person, der wir dieses epochale Werk verdanken, und deshalb bitte einen Riesenapplaus für … Hermine Inaway !“
    Ah, das verfluchte Kleingedruckte! Windell biss die Zähne zusammen und lächelte huldvoll unter seiner blonden Lockenperücke hervor, während der Applaus brandete.
    Gleichzeitig wäre alles Sträuben eh zwecklos gewesen, war der fantastische Verkaufsstart von ‚Amor Mortis‘ doch einzig und allein dem Umstand zu verdanken, dass es Hermine Inaway war, die hinter der Identität des mittlerweile zum Mythos hochgejubelten ‚Platinblonden Dynamits‘ steckte. Und die Fiasken mit ihren diversen Männern waren angeblich nichts als das Ergebnis allzu intensiver Recherche für das Buch gewesen.
    Man konnte von … IHR … halten, was man wollte, in Sachen PR machte seiner Vertragspartnerin so schnell keiner was vor.
    Windell signierte noch die vereinbarte Stunde lang und sah auf, als ihm tatsächlich mal ein Mann ein Buch hinhielt.
    „Elmo!“
    „Es ist für Jekatherina“, erklärte Elmo, fast schon entschuldigend.
    „Du bist schmaler geworden. Ist alles in Ordnung?“ Elmos Augen blickten müde, saßen tief in ihren Höhlen, seine Wangen wirkten eingefallen.
    „Oh ja“, antwortete er mit gekünstelt wirkendem Enthusiasmus. „Alles bestens!“
    Windell stand auf, überließ es dem Veranstalter, die verbliebene Schlange der Wartenden auf den nächsten Lesungstermin zu vertrösten.
    Sie gingen ein paar Schritte,Windell unter Schmerzen in den viel zu engen Pumps und in Eile, aus dem verdammten Kostüm und der verfluchten Perücke herauszukommen.
    „Es ist nur … sie will unbedingt Fünflinge“, stieß Elmo plötzlich hervor. „Und ihre bescheuerte Frauenärztin verpasst ihr pfundweise Hormone und behauptet, die beste Methode wäre, es wieder und wieder zu versuchen.“Er seufzte. „Wieder und wieder“, echote er matt. „Wieder und wieder.“
    „Na ja“, meinte Windell, dem dazu nicht mehr einfiel. „Hör zu, Elmo, ich muss jetzt dringend nach Hause, aus diesen Plörren raus, und …“
    „Kein Problem. Ich kann dich fahren.“
    „Du hast ein Auto?“
    „Nicht direkt. Ich fahre Taxi.“
    „Du hast einen Job? “ Selbst Windell fiel auf, wie verwundert er klang.
    „Jekatherina hat sehr traditionelle, geradezu klassische Ansichten, was die Rollenverteilung von Mann und Frau in einer Beziehung angeht. Und, nebenbei, irgendwann muss ich ja auch mal schlafen. Die Kollegen am Bahnhof kennen das schon und schieben mich die Warteschlange entlang, doch glaub mir, es bleibt peinlich, wenn dann ein Fahrgast zusteigt und ich mit ‚Nein, nicht schon wieder!‘ aus meinem Sitz hochfahre.“
    Sie kamen am Taxi an und Windell sah sich suchend um.
    „Du hast nicht zufällig Sabrina gesehen, oder?“
    „Oh, die sitzt schon im Wagen.“
    Windell öffnete die hintereTür und schreckte damit Sabrina Zahn auf, die gerade dabei war, sich ein Schlückchen Cremelikör einzuflößen. Sie hustete leicht und ein fetter Tropfen des milchigen Getränks rann ihr das Kinn hinab, fiel in den tiefen Ausschnitt ihrer maßgeschneiderten Uniformjacke, unter der sie offensichtlich nichts weiter trug. Sabrina senkte den Blick, verfolgte den Tropfen, der ihren Brustkorb, ihren Bauchnabel passierte und von da einen unbeirrbar südwärts gerichteten Kurs hielt, sah wieder auf, direkt in Folkmars Augen, und gab ein träges, kokettes „Uuups!“ von sich.
    „Wohin geht’s?“, fragte Elmo und startete den Motor.
    „Zum City-Hotel!“
    Ja, er hatte sein Penthouse bekommen. Teure Angelegenheit, vor allem die Baugenehmigung. Doch fünfzig Prozent des Nettoerlöses eines Millionensellers war immer noch ganz gutes Geld, und davon abgesehen hatte Celldoor Anticrisis ja schon mit der Produktion des nächsten Bandes begonnen, also würde daran auch in Zukunft kaum Mangel herrschen.
    Er warf die Perücke in den Fußraum, ließ sich in den Sitz neben der ehemaligen Polizistin und heutigen Privatsekretärin fallen, die schon wieder mit dem Cremelikör zugange war.
    „Und tritt ruhig ein bisschen drauf“, rief er Elmo zu. Und er und Sabrina teilten sich einen Schluck, wie nur sie es konnten.
    „Was soll das sein, Meckenheim, ein Bericht? ‚Um das Unerreichbare zu erklären und das Unerklärliche zu erreichen, braucht es manchmal nicht mehr als den Mut, durch die richtige Tür zu gehen‘ ? Sind Sie jetzt vollkommen durchgedreht? Schade nur, dass Sie mir den nicht ein bisschen früher geschickt haben.
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