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Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit
Autoren: J Juretzka
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mit einem feinen Nebel, der nun seinen Weg ins Freie suchte.
    Und fand. Als ein federleichter, blassrosa Hauch schwebte er durch das Appartement, stahl sich in Atemwege, geriet in Blutbahnen, ließ Drüsen anspringen und Knospen knospen, blähte Nüstern, befeuchtete Schleimhäute und verlieh Netzhäuten einen tiefrosa Schimmer, wob unmerklich das magische Netz der Gravitas Erotica und setzte es – Bzzzzz – unter Spannung.
    Kurz: Elmo und Jekatherina sahen einander wie unter innerem Zwang, wie unter Hypnose, in die Augen.
    Die Kraft des augenblicklich hochschießenden beiderseitigen Verlangens ließ die Bodendielen unter ihren Füßen erzittern.
    In einer weißen Hochzeitskutsche, gezogen von einem Dutzend Schimmeln, verabschiedeten sich Braut und Bräutigam von den Hunderten von jubelnden Hochzeitsgästen, winkten und winkten. Dann lehnten sie sich zurück.
    „Es war eine wundervolle Zeremonie“, seufzte Pussy. „Dies ist der glücklichste Tag in meinem Leben.“
    „Lehne dich an meine Schulter“, bot Jarvis an. „Schließe die Augen. Nur für einen Augenblick. Ein winziges Minütchen Schlummer wird dir guttun. Wir haben noch so viel vor heute.“
    „Stimmt“, gurrte Pussy und kuschelte sich an ihren Angetrauten. „Und was wir noch alles vorhaben …“
    Doch sie hatte die Augen noch nicht geschlossen, da stoppte die Kutsche schon vor der imposanten Fassade des Plaza, auf dessen Dach hoch über der Stadt Pussys feudales neues Heim auf sie wartete.
    „Oh, Schatz, ich kann es kaum erwarten.“
    „Die Parade!“, schrie Jarvis, unvermittelt, mit wildem Blick.
    Pussy verstand nicht ganz.
    „Oh Mann, Pussy! Über unserer Hochzeit habe ich ja komplett vergessen, dass zu Ehren meiner morgigen Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt New York jetzt gleich noch eine Konfettiparade für mich – nein, für uns, natürlich – veranstaltet wird! Da kommt auch schon der Wagen!“
    Finger und Zungen suchten und fanden, Knöpfe sprangen, Stoffe rissen, Haut rieb Haut in Hitze, Keuchen füllte die Luft, ein Taumel riss die Liebenden quer durch das Appartement auf das wartende Bett, wo sie in lustvoller Selbstvergessenheit Ankunft, Transit und Abgang eines vierschrötigen Mannes mit einem Bügeleisen im Schädeldach komplett verpassten.
    Langsam glitt das mächtige Lincoln-Cabriolet mit dem gefeierten Paar in seinem üppig gepolsterten Fond durch die hellerleuchtete City.
    New Yorks Prachtstraße, die elegante Fifth Avenue, befandsich in Aufruhr. Überall hingen Menschen winkend aus den Fenstern, drängten sich jubelnd auf allen Balkonen. Flaggen wehten, Fanfaren tönten und die Luft war gefüllt mit tanzendem Konfetti. Die Bürger der Stadt ließen nichts unversucht, den angehenden Ehrenbürger und seine glamouröse frischvermählte Gattin hochleben zu lassen.
    „Würde mich gar nicht wundern“, rief Jarvis seiner Pussy über den vieltausendfachen Jubel hinweg zu, „wenn eine Braut an so einem Tag mit solch überwältigenden Eindrücken – und sei es nur ganz kurz – ohnmächtig würde. Vor Glück.“
    Heilige Mutter Gottes, die du bist im Himmel – Jekatherina Störzenich hatte ja nie geahnt, nie registriert, nie realisiert, sich nie wirklich bewusst gemacht, dass sie im Grunde auf kleine Männer abfuhr und was für einen absolut überwältigenden Sex-Appeal diese Kurzärsche doch haben.
    Wie so viele Spätberufene entdeckte sie nun an sich einen schier unglaublichen, ja, bisher komplett unvorstellbar gewesenen Nachholbedarf.
    „Jack. Komm mit ins Hinterzimmer.“
    Eddy zog Jack Knife aus dem Verkehr, ehe die ersten Betrunkenen den Mut fanden für ach so witzige Anspielungen auf Köpfe und Bügeleisen. Waren nicht so Jacks Fall, witzige Anspielungen. Egal ob tot oder nicht.
    „Setz dich hin. Ich hol dir einen Drink.“
    Doch Jack Knife war nicht nach sitzen. Der Detektiv war unruhig, wie immer auf der Jagd. Er ging rüber ans Radio, das auch den Vorderteil der Bar mit den atemlosen Wortender Übertragung des Großereignisses des Jahres versorgte. Er lauschte.
    „… wir sind in New York, es ist der 5.12.1941, der Vorabend der Verleihung der Ehrenbürgerwürde an einen der prominentesten Söhne der Stadt, nämlich keinen Geringeren als den Romancier Jarvis Chevalier, der just zu dieser Stunde, Seite an Seite mit seiner heute erst geehelichten Braut, der strahlend schönen Pussy Cat …“ Ein Ruck ging durch Jack Knife, und seine Rechte umklammerte instinktiv den Griff seiner 45er.
    Mitten in einer verdammten
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