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Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit
Autoren: J Juretzka
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Treppe hoch und durch die Tür und in den Sitz und mit der Faust auf den Tisch und – wo verdammt noch mal war eigentlich Elmo? – und …
    … taumelte sie hinab in das schwarze Nichts der Gnade, die man Ohnmacht nennt.
    En…
    Oh, Mann! Gerade noch rechtzeitig. Zack, markiert und gelöscht, die letzten beiden Buchstaben.
    „Es ist immer noch der Autor, der bestimmt, wann Schluss ist!“, rief Windell unter pfeifendem Keuchen, an wen auch immer gerichtet.
    00:14 zeigte das kleine Fenster rechts oben im Monitor. Kurz entschlossen klebte er ein Post-it drüber. Lockerte die Finger. Und legte los.
    Die Glocke der kleinen Kapelle des Friedhofs von Red Hook, Brooklyn, schwang ein letztes Mal und verstummte. Schluchzen war alles, was noch blieb. Die ganze Stadt schien wie gelähmt.
    „Liebe Freunde. Wir nehmen heute Abschied von Jarvis Chevalier …“
    Father Franklyns Worte verhallten ungehört für Pussy Cat, die in sich gesunken dastand, verloren in ihrem tiefen Schmerz.
    Howard Heffener, das Gesicht eine steinerne Maske, führte die anderen Sargträger hinaus, gefolgt von einer riesigen Schar von Trauernden, in ihrer Mitte Pussy, tief verschleiert und ganz in Schwarz.
    Mit leichtem Quietschen öffnete sich die Tür zu Elmos Zimmer und Elmo kam heraus, auf allen vieren, mit hängender Zunge, die Miene die eines Mannes am Rande lebensbedrohlicher Erschöpfung.
    „Es, es tut mir leid, Folkmar“, keuchte er, „ich wollte dich wirklich unterstützen, aber …“
    Jemand packte seinen linken Knöchel, straffte das dazugehörende Bein, zerrte Elmo zurück ins Zimmer und schloss die Tür. Zurück blieb nichts als Fingernagelspuren im Parkett.
    Neun Monate würde sie Schwarz tragen, entschied Pussy. Neun Monate ununterbrochen, das stand ihrem verstorbenen Gatten zu, doch länger nicht. Ihr Kind, das Jarvis ihr mit einem letzten Aufbäumen geschenkt hatte und das sie nun unter ihrem Herzen trug, sollte nicht in einem Haus der Trauer aufwachsen, sondern …
    „Soll das heißen …?“
    Windell fuhr herum zu Elmo, der sich schwer auf die Rückenlehne von Windells Schreibtischstuhl stützte.
    „Sie schläft“, erklärte er mit matter Stimme. „Okay, ich musste ihr eins mit der Handkante vor die Schläfe verpassen, aber jetzt schläft sie. Doch, mal ganz im Ernst, das mit dem Kind unterm Herzen – soll das etwa heißen, du hast tatsächlich …?“
    „Fiktion“, knurrte Windell mit einem geradezu gemeingefährlichen Unterton und wandte sich wieder um zu seiner Tastatur. „Schon mal was davon gehört?“
    … sondern in einem von Wärme und Zuversicht. In neun Monaten, entschied sie und richtete sich mit einem tiefen Atemzug auf, trat entschlossen hinaus aus der Kapelle in einen strahlend neuen Tag, schon in neun Monaten würdesie den Kampf wieder aufnehmen, den Kampf für das Recht einer jeden Frau auf … Glück …
    Ende
    Augenblicklich ließ ein schrill quietschendes Geräusch das gesamte Haus vibrieren. Der Bildschirm wurde mit einem Schlag schwarz, und die schon bekannte Flammenschrift bildete die Worte:
    Contract tritt in Kraft.
    Denn:
    Das ist kein Happy End!
    Sofort spreizte Windell die Finger und hackte
    Ist es wohl
    darunter. Die Antwort kam rasant.
    Ist es nicht!
    Windell schnaubte.
    Ein bittersüßes Ende ist trotzdem ein
Happy End.
    Ist es nicht.
    Windell bemerkte das fehlende Ausrufezeichen. Er schürzte die Lippen. Wog das Haupt. Schnalzte die Zunge. Lockerte seine Finger, bevor er sie erneut auf die Tasten legte.
    Okay, vielleicht nicht einhunder t Prozent
happy …
    Einen Moment lang tat sich gar nichts auf dem schwarzen Schirm. Dann kam, langsam, tastend, misstrauisch, aber auch neugierig:
    … Sondern?
    „‚Pussy Cat riss das dreihundertfünfundsechzigste Kalenderblatt ab, stieg aus ihrem schwarzen Kleid, trug es zusammen mit der anderen Trauergarderobe feierlich in den Garten und verbrannte alles zusammen in einer Tonne.
    Dann schlüpfte sie in ein weites, luftiges Kleid mit leuchtendem Blumenmuster, trat vor ihr Haus und hinein in einen strahlend neuen Tag. Sie war bereit. Bereit, den Kampf erneut aufzunehmen, den Kampf um das Recht einer jeden Frau auf … Liebe …‘“
    Und klapp, zu das Buch. Bescheidenes Lächeln, während sich der Veranstalter ans Mikrofon drängelte.
    „Das, meine Damen und Herren, waren Auszüge aus ‚Amor Mortis‘, dem erfolgreichsten Romandebüt aller Zeiten, übersetzt in mehr als vierzig Sprachen, eine weltweite Millionenauflage, bald ein Hollywoodfilm und
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