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Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit
Autoren: J Juretzka
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Zahlen.
    „Vorschuss?“, fragte sie dann mehr als nur ein bisschen pointiert. „Wie hieraus hervorgeht, haben Sie davon schon mehr als genug kassiert.Tatsache ist, Sie schulden uns mittlerweile einen kompletten …“ Sie konnte machen, was sie wollte, aber Isadora Schuster brachte es nicht über sich, eines von Windells Machwerken als ‚Roman‘ zu bezeichnen. „… Text. Doch damit haben Sie dann erstmal Ruhe vor uns“, meinte sie im nicht wirklichgelungenen Bemühen, dem Gespräch einen ‚leichten Touch‘ zu verleihen.
    Windell machte „Hä?“.
    „Ja, Sie haben recht gehört. Wir stellen die …“, sie blätterte suchend, „… die Jack-Knife-Reihe ein.“ Sie seufzte. Seit ihr Gatte es tatsächlich fertiggebracht hatte, sein gesamtes Vermögen an der Börse durchzubringen, forderte ihr Verlegerinnendasein urplötzlich ein vorher nie nötig gewordenes Maß an Unternehmertum von ihr.
    Windell kam es vor, als ob er sein Hirn an der Tastatur vergessen hätte und es nun nur schleppend, zögerlich, mithilfe des Öffentlichen Personennahverkehrs zum Beispiel, dabei sei, zu ihm aufzuschließen. Alles, was er sich vorzubringen imstande sah, war ein weiteres „Hä?“.
    „War da irgendetwas an meinem Statement, das sich Ihrem Verständnis entzieht? Nur zur Erläuterung: Wir sehen uns gezwungen, dem Trend zu ständig schwindender männlicher Leserschaft nachzugeben und uns voll und ganz der wachsenden Zahl von Leserinnen zu widmen. Diejenigen unserer Autoren, die diese Wende nicht mitzumachen bereit oder imstande sind, werden sich anderswo umschauen müssen.“
    Windells Gesicht spiegelte das gegen innere Widerstände nur langsam einsetzende Begreifen eines Hurrikan-Opfers vor dem Fundament seines in alle Winde verstreuten Hauses.
    Er wusste nichts zu sagen.
    Selbst Isadora Schuster spürte die Notwendigkeit der Moderation. Etwas Milde im Tonfall schien angebracht, bei gleichzeitiger Festigkeit in der Sache, natürlich.
    „Wenn Sie meinen, dass Sie das vermögen, dann schreiben Sie uns ruhig etwas, von dem Sie glauben,dass es ein feminines Publikum ansprechen könnte. Wir werden es wohlwollend prüfen. Doch bis dahin liefern Sie uns erstmal noch den ausstehenden … Text . Da wir die Rechte an der Figur des …“, sie stockte, blätterte, „… des Jack Knife besitzen, ist jeder Widerspruch Ihrerseits sinnlos. Doch wir geben Ihnen gerne die Freiheit, Ihrem Protagonisten ein würdiges Ende zu bereiten. Von nun an wird es in diesem Hause nur noch weibliche Hauptfiguren geben.“
    „Nur noch Weib-“ Windell fing sich, gerade noch rechtzeitig. „-liche Hauptfiguren? Soll das ein Scherz sein?“
    „Seit wann belieben wir zu scherzen?“
    „Wer um alles in der Welt soll diesen Sch…“ Windell fing sich, mit Mühe und Not. „… soll das denn lesen?“
    „Unsere Leserinnen. Haben Sie mir die ganze Zeit nicht zugehört? Kann das sein, dass Sie getrunken haben? Was ist denn das für ein seltsames Muster auf Ihrer Wange? Haben Sie auf Ihrer Tastatur geschlafen?“
    „Das ist das Ergebnis Ihrer unmenschlich eng gesetzten Abgabetermine.“
    „Unmenschlich? Wir? Also, ich muss schon bitten. Für das Geld, das wir Ihnen zahlen –“
    „Geld?“ Windells Stimme hob sich ganz von allein. „Welches Geld denn? Sie rücken ja noch nicht mal einen Vorschuss raus!“
    „Ich beende hiermit diese Diskussion.“
    „Das können Sie überhaupt nicht, weil Sie keine Diskussionen führen, sondern Monologe halten!“
    „Gehen Sie, Herr Windell, und schreiben Sie uns den … Text, den Sie uns noch schulden. Danach werden sich unsere Wege dann wohl trennen. Denn, machen wir unsnichts vor: Frauenfiguren sind nun einmal nicht Ihr Forte.“
    „Ach, nein? Und was ist mit Juicie und und Sabie Tooth und Wanda Molanski und …“ Windell fing sich, so gerade noch, und sagte sich dann: Ach, scheiß drauf. „… und Ida Shyst?“
    Isadora Schuster schnaubte. „Ein Flittchen, eine Berufsverbrecherin, eine Würgerin, eine Giftmischerin. Antagonistinnen, eine wie die andere. Das ist Ihr Frauenbild. Ich kann mich nicht entsinnen, dass Sie jemals eine positive weibliche Figur entwickelt hätten, und ich könnte es mir von Ihnen auch nicht vorstellen. Doch niemand kann Sie hindern, uns zu überraschen zu versuchen. Wenn Sie uns nun entschuldigen würden?“
    Windell sprang auf die Füße. Er schäumte. Was hier auf dem Spiel stand, worauf diese alte, verknöcherte Zicke da an ihrem Brieföffner von einer Nase vorbei herabblickte,
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