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Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit
Autoren: J Juretzka
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ganzen Sorgfalt eines Mannes, der weiß, dass er an diesem Tag …
    „Elmo, geht das auch ein bisschen leiser?“
    „Folkmar, mein Junge, ich bin hier im Begriff, im Schweiße meines Angesichts diesen maroden Haushalt aufrechtzuerhalten und unser beider Ärsche vor dem Verdörren zu retten, und das lässt sich nun mal nicht völlig geräuschlos bewerkstelligen.“
    Ein Bindeglied ihrer seltsamen Lebensgemeinschaft bestand darin, dass Elmo Folkmar in beständigem Glauben echter Freundschaft und gleichzeitig im dauerhaftenIrrglauben seiner ebenso echten Unentbehrlichkeit hielt.
    „Ich meine, wir reden hier über ein zu bewegendes Leergutkontingent von dreistelligem Ausmaß.“
    „Dann mach zumindest die Tür zu.“
    … dass er an diesem Tag die Manifestation des Bösen zum Tanz auffordern wird.
    „Ich brauch den Wagen.“
    „Ja, ja. Schlüssel hängt am Brett. Und mach die Tür zu. Schließ ab, am besten. Mattka Wolanski ist wieder in einer ihrer Stimmungen.“
    „Brauchst du sonst noch was? Außer Bier?“
    „Nein. Doch, warte: Bring mir eine Perücke mit.“
    „Eine Perücke.“ Elmo klang ernüchtert, erstaunt, besorgt. Alles auf einmal.
    „Ja, eine Perücke. Blond, üppig, lockig. Und mach die Tür zu.“
    … zum Tanz auffordern wird. Zu einem Pas de deux im Pulverdampf, an dessen Ende nur einer weitertanzen wird.
    Die Tasten ratterten gleichmäßig vor sich hin, das Tageslicht nahm zu und dann wieder ab. Seite legte sich auf Seite, stur, geradezu blindwütig heruntergehauen von einem Autor auf der Suche nach Betäubung durch Arbeit.
    Diese Demütigung! Dieser eklatante, unkaschierte Mangel an Respekt, vor ihm und seinem Werk! Und, andererseits, diese Machtlosigkeit! Und doch war er selbst es gewesen, der einst diesen verfluchten Vertrag unterzeichnet hatte. Jack Knife gehörte Schuster &Schuster, daran war nichts zu ändern. Das verdammte Kleingedruckte! Doch Windell war damals so versessen darauf gewesen, endlich verlegt zu werden, endlich veröffentlicht, endlich gelesen zu werden, dass er alles unterschrieben hätte.
    Und daraus drehte man ihm jetzt einen Strick.
    Nun denn. Er hatte Jack Knife aus der Taufe gehoben, er würde ihn auch ins Grab bringen. Doch erstmal …
    Es war eine dieser finsteren Seitengassen, in die man besser nur mit dem Revolver voran hineinging, wollte man nicht mit den Füßen zuerst wieder herausgetragen werden. Eine Sackgasse, obendrein. Und an ihrem Ende …
    Elmo kam zurück, Bierkasten in Händen, Pizzakartons unter den Armen.
    … umgeben von hohen Mauern, hatte er sie in der Falle, endlich. Ein einziger gekonnter Schuss aus der Hüfte und er hatte sie entwaffnet, ein weiterer Schuss knapp über ihre Uniformmütze hinweg und er hatte sie auf den Knien, und der legendäre Roosveldt-Diamant wanderte in seine linke Faust, wo er fest und sicher ruhte. So fest und sicher wie die Mündung von Jacks Revolver auf der Stirn von Sabie Tooth, der mörderischen ‚Falschen Polizistin‘.
    Elmo brachte ihm einen Pappdeckel voll in kleine Dreiecke geschnittener Pizza, und Windell mampfte, während er weiterschrieb. Elmo brachte ihm einen Humpen Kaffee und Windell schlürfte, während er weiterschrieb.
    Er musste das Unvorstellbare tun, und je eher er es hinter sich brachte, desto besser.
    Schwarz und nass glänzte das Pflaster unter Sabies Knien im schwachen Licht einer einsamen Laterne.
    „Oh, Jack“, flehte sie, wie sie es alle tun, konfrontiert mit ihrem schlimmsten Feind und hilflos seiner Willkür ausgeliefert, „hab ein Herz! Verschone mich!“
    Jack lachte rau. Doch es klang nicht richtig. Sein Lachen hatte niemals zuvor ein Echo produziert, nicht in seinem Hinterkopf.
    „Du wirst es nicht glauben, Folle, aber ich hab den Wagen nur fünf Minuten abgestellt, und als ich zurückkomme, steckt da eine Knolle unterm Wischer. Und du wirst niemals raten, wer sie unterzeichnet hat.“ Elmo rülpste gefühlvoll. „Hat diese Frau was gegen dich?“
    „Ja, nein, was weiß ich. Mach die Tür zu.“
    „Du wirst nie wieder ein Ticket schreiben“, höhnte er und fühlte seinen Abzugsfinger zittern. „Im Gegenteil: Dieses Ticket hier habe ich für dich ausgestellt. Und es wird dich schnurstracks auf den elektrischen Stuhl befördern.“
    Was war mit seinen Fingern? Was mit seinen Knien? Woher kam dieses Zittern? Woher dieser plötzliche kalte Schweiß auf seiner Braue? Gift!, war das Erste, das ihm durch den Kopf schoss. Doch er hatte nur diesen einen Kaffee …
    „Ich bin nicht so
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