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Die Terranauten 048 - Narda und der Lordoberst

Die Terranauten 048 - Narda und der Lordoberst

Titel: Die Terranauten 048 - Narda und der Lordoberst
Autoren: Andreas Weiler
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Das Bild auf den breiten Außenschirmen veränderte sich abrupt.
    Lordoberst Max von Valdec, der Mann, der sich zum absoluten Herrscher über das irdische Sternenreich machte, zwinkerte, als sei ein imaginärer Druck von ihm genommen. Wo vorher graues, seltsam formloses Wallen gewesen war, funkelten jetzt kalte Punkte, die von schwarzem Samt eingehüllt zu sein schienen. Der Bildschirm zeigte die Sterne des Normalraums.
    »Orientierungstransit Vier«, sagte Cosmoral Fay Gray ruhig. Der grauhaarige Lordoberst wandte den Kopf zur Seite. Sicherheitsmanag Glaucen saß in dem Sessel neben ihm und musterte mit einem unruhig flackernden Blick die Projektionen auf den Außenschirmen. Valdec richtete seine Aufmerksamkeit kurz auf die Vielzahl der Kontroll- und Überwachungspulte, auf denen Sensoren und Dioden nervös zu blinzeln begonnen hatten. Er lauschte den gedämpften Stimmen der Gardisten. Dann glitt sein Blick zurück zu den Bildschirmen.
    Tief im Leib der GRAUEN ARDA dröhnten die schweren, energieerzeugenden Aggregate, murmelten ihr eintöniges, immerwährendes Lied.
    Eine Kluft von mehr als eintausendachthundert Lichtjahren trennte sie von der Erde, ein Abgrund aus Ewigkeit und Leere, zu dessen Überwindung die alten Treiberschiffe sicher Wochen benötigt hätten. Mit den Kaiserkraft-Schiffen vom Typ der GRAUEN ARDA waren dazu nur einige Tage erforderlich. Der stille, grauhaarige Mann lächelte, ohne es zu bemerken. Niemand kann den Fortschritt mehr aufhalten, dachte er. Und schon gar nicht diese Rebellen, die sich Terranauten nennen. Ihre Stunde hat endgültig geschlagen – nur wissen sie es noch nicht. Sie sind erledigt.
    Valdec dachte an das Ginger-System, das einseitig seine Unabhängigkeit vom Konzil erklärt hatte, an den Bund der Freien Welten. Das Lächeln in seinen Zügen erstarb nicht. Natürlich, besonders auf den entlegenen Kolonien gärte es, ein Prozeß, der sich in den letzten Monaten immer weiter beschleunigt hatte. Aber was waren all diese Separationsbestrebungen ohne die Terranauten? Nichts, gar nichts. Die Humos wußten, was harte Arbeit war – und das war so ziemlich alles, was sie wußten. Sie mochten vielleicht in der Lage sein, angetrieben durch ihren Unmut gegen die Bevormundung durch die Konzerne, den Einfluß des Konzils kurzzeitig zurückzudrängen, aber auf lange Sicht konnten sie nicht gewinnen. Sie verfügten über viel zuwenig freies Kapital, nicht über die entsprechenden Produktionsanlagen, nicht über das wissenschaftlich-technische Know-how. Mit dem Fall der Terranauten würden auch die aufständischen Kolonien fallen …
    Valdec zwinkerte und betrachtete die weit entfernten, verwaschenen Nebelflecken.
    Eines Tages, dachte er, eines Tages werden wir auch den Abgrund zwischen den Sterneninseln zu überwinden verstehen. Ein merkwürdiger Glanz funkelte in seinen Augen. Eines Tages …
    »Keine nennenswerten Abweichungen«, sagte Cosmoral Fay Gray ruhig, die an seine Seite getreten war und seinem Blick folgte. »Darf ich …?« Sie streckte ihre Hand aus und verharrte mit den Fingern über den schimmernden Kontrollen. Valdec nickte stumm.
    Das Bild auf den Außenschirmen veränderte sich. Das kalte, stumpfe Schwarz, verschwand, machte einer Falschfarbenprojektion Platz, in der unzählige pulsierende Punkte schwammen – achtundvierzig, wie er wußte.
    Zwei gewaltige keilförmige Formationen, auf einen noch fernen Punkt gerichtet.
    »Wir sind jetzt noch 21 Lichtjahre von den angegebenen Koordinaten entfernt«, erklärte die Queen ruhig. »Auf diese Entfernung ist kein noch so empfindliches Ortungsinstrument in der Lage, unsere Emissionen zu empfangen.«
    »Können Sie den Zielpunkt schon ausfindig machen?«
    »Ortungstechnisch?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich hege auch nicht den geringsten Zweifel, daß er sich genau dort befindet, wo wir ihn vermuten.«
    Lordoberst Valdec nickte. »Ich stimme Ihnen zu, Cosmoral. Schließlich haben wir die Trümpfe in der Hand. Mater?«
    Jemand räusperte sich, dann trat eine schlanke Frau an ihn heran, deren Alter schwer einzuschätzen war. Sie konnte genausogut zwanzig wie vierzig Jahre alt sein. Die Augen waren groß, und ein seltsamer Ausdruck glitzerte darin.
    Bald werden wir auch sie nicht mehr brauchen, dachte Valdec und unterdrückte den Abscheu gegen die PSI-Begabte. Tief in seinem Inneren haßte Valdec alle parapsychisch Begabten und hielt sie für Monster. Aber Haß war eine Emotion. Und der Lordoberst würde sich niemals
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