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Die Terranauten 048 - Narda und der Lordoberst

Die Terranauten 048 - Narda und der Lordoberst

Titel: Die Terranauten 048 - Narda und der Lordoberst
Autoren: Andreas Weiler
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13 knirschte mit den Zähnen – und in diesem Augenblick öffnete Ishiya die Augen. Ihr Blick war merkwürdig. Sie sah einfach durch Valhala hindurch. Der Riemenmann lauschte ihren Gedanken – und erschrak. Nur einen Sekundenbruchteil benötigte der Supertreiber, um ihren Gedankeninhalt aufzunehmen. Keine Konditionierung, keine PSI-Immunisierung, keine Gehirnblockade konnte ihn daran hindern.
    »Haßseuche«, kam es langsam über seine Lippen. Und dann lachte er schallend, hysterisch, schizophren. Er trug den Tod jetzt schon in zweifacher Hinsicht in seinem Körper, in seinem Geist und in seinem Blut.
    »Val … hala …« Mühsam versuchte die Gardistin, auf die Beine zu kommen. Und gegen seinen Willen mußte der Riemenmann ihr helfen. Ein beruhigender PSI-Impuls des Supertreibers, und ihr Denken stabilisierte sich zusehends. Bis zur nächsten Haßvision. In ihre Augen kehrte der alte, hochmütige Glanz zurück.
    »Alle tot«, kam es über ihre Lippen. »Nur ich … Ich bin die letzte. Alle tot … Und die Treiber …?«
    Valhala 13 antwortete nicht. Der Schatten, die Materialisation seiner inneren Stimme, wogte unruhig hin und her.
    »Wir haben immer noch eine Aufgabe zu erfüllen«, sagte Queen Ishiya und atmete tief durch. »Wir müssen auf Rorqual landen. Die Viren, die wir in uns tragen, werden die Terranautenbrut infizieren. Danach erobern wir ein Schiff und kehren zur Erde zurück. Deine Energien sind stark, Valhala; sie werden einige Logenmitglieder ersetzen. Und hier an Bord der CYGNI müssen sich noch einige Treiber befinden.«
    Angst, Angst, sagten ihre Gedanken. Ich will nicht sterben, nicht so.
    Aber in diesen Gedanken war auch noch etwas anderes. Wie durch einen schemenhaften Schleier sah Valhala Llewellyn 709, sein Ebenbild, seine andere, bessere Inkarnation, die er vielleicht noch intensiver haßte als die Queen, die ihn zu einem Monster gemacht hatte. Der Goldene und eine junge Frau mit einem entstellten Gesicht, die die Ionentriebwerke blockierten, das Schiff verließen. Haß, Haß, Haß. Ein starker Impuls des zweiten Ichs, und er hatte die Emotionswellen wieder unter Kontrolle.
    »Wir müssen uns beeilen«, drängte Queen Ishiya. »Wir haben nicht viel Zeit. Ich bin absolut sicher, daß die Haßseuche tödlich ist. Die Frage ist nur, wieviel Zeit ich … wir … noch haben.«
    Und wieder sandte Valhala einen psionischen Strom aus, der ihr Denken stabilisierte, die Visionen der Haßseuche zurückhielt. Er verscheute sich dafür, aber seine Mentalblockade zwang ihn dazu.
    »In die Zentrale!« befahl die Graugardistin. »Nach Rorqual.«
    Und Valhala folgte ihr, gegen seinen Willen, voller Ekel.
     
    *
     
    Claude Farrell stöhnte. Er fühlte unter seinen Händen plötzlich kalten Stahl. Etwas in seiner Nähe kratzte, aber bald merkte er, daß es nur sein eigener, keuchender Atem war. Er zwang sich zur Ruhe, atmete langsam und tief, spürte, wie seine durcheinanderwirbelnden Gedanken wieder steuerbar wurden.
    Eine Erinnerung …
    Blitzender Stahl, direkt über ihm, mit einer funkelnden, rasiermesserscharfen Schneide. Das sanfte Sausen von verdrängter Luft, als sie aus der Verankerung fiel, auf ihn niederstürzte, auf seinen Hals zielend. Nur ein Traum? Noch ganz deutlich hatte er den kurzen, heftigen Schmerz in Erinnerung, als das Fallbeil auf seinen Hals gestoßen war, seinen Kopf vom Rumpf trennte. Der geflochtene Korb, in den sein vom Rumpf getrennter Kopf rollte; das häßliche Rauschen ausströmenden Blutes.
    Visionen, sagte er sich. Alles Visionen.
    Als die Erinnerung voll zurückkehrte, reagierte er sofort. Er nahm seine ganze Kraft zusammen, konzentrierte sich, lenkte seine PSI-Energien auf sich selbst, stabilisierte damit seine Gedankenströme. Es war, als fiele eine zentnerschwere Last von ihm.
    »Wo hab’ ich bloß meine schwarzen Zigarren gelassen?« stöhnte er, als er wieder auf die Beine kam. Nur zu genau wußte er, daß er dieses Maß geistiger Konzentration auf sich selbst nicht lange durchhalten konnte. Solange die das eigene Denken einhüllende PSI-Barriere bestand, war er vor weiteren Haß- und Aggressionsvisionen, die durch die in ihm wütende Haßseuche hervorgerufen wurden, einigermaßen geschützt. PSI war ein leidlich wirksames Mittel dagegen, aber niemand war in der Lage, eine derart intensive Konzentration lange Zeit aufrechtzuerhalten. Und wenn sie nachließ, würde sein Geist wieder in die Illusionswelt absinken.
    Er schauderte wieder, als er an das Fallbeil dachte,
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