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Die Terranauten 048 - Narda und der Lordoberst

Die Terranauten 048 - Narda und der Lordoberst

Titel: Die Terranauten 048 - Narda und der Lordoberst
Autoren: Andreas Weiler
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fliehen! gellte der telepathische Ruf Lyda Mars. Wenn wir nichts tun, droht diesem galaktischen Sektor eine unvorstellbare Katastrophe!
    Konzentriert euch! KONZENTRIERT EUCH!
    David öffnete seine PSI-Sinne. Er spürte die Nähe der anderen Treiber. Dumpf erinnerte er sich an die Katastrophe im Ginger-System, aber diese hatte damit keine Ähnlichkeit. Es war anders, völlig anders.
    Wir dürfen nicht fliehen. Nicht fliehen! NICHT FLIEHEN!
    Wir haben keine andere Wahl, Lyda. Es ist der Tod. Nardas Impulse hallten kraftvoll durch Davids Geist.
    Sieben Mentalegos rückten enger zusammen und bildeten eine psionische Einheit. Ruhe breitete sich aus. Die Energie der Mistel schwoll in ihren Gedanken an.
    Aber Valdec … Das Serum … Die Erkrankten … Die Seuche …
    David atmete schwer, versuchte, seine Gedanken unter Kontrolle zu halten. Aber da war noch etwas anderes, etwas, das …
    Ein scharfer, glühender Schmerz trieb seine Gedanken auseinander. Der Transit. Der Transit! War er vollzogen?
    Davids Geist wirbelte davon, sah das Nichts, schmeckte den Strahlensturm der Sterne …
    Die Loge zerbrach – aber davon spürte der Erbe der Macht nichts mehr. Ein rätselhafter Sog zerrte sein Ich mit sich fort, immer weiter, immer schneller. Wohin? Durch die Ewigkeit, über Lichtjahrabgründe hinweg. Er verschmolz mit der Zeit, verlor die Orientierung.
    Und doch war etwas Vertrautes in seiner unmittelbaren Nähe, zwei andere Stimmen – doch das andere war stärker, ein lockender Einfluß, fremd und unheimlich.
    David schrie.
    Aber niemand konnte seine Stimme hören.
     
    *
     
    »Beweg dich! Sei nicht so träge! Schließlich hast du lange genug geschlafen.«
    Langsam drehte die Gestalt in den goldenen Riemen den Kopf zur Seite. Ein Schatten schwebte neben ihm, zuckte nervös hin und her. Seine innere Stimme, sein zweites Ich, das er ebenso intensiv haßte wie Queen Ishiya, wie die Wissenschaftler und Biotechniker auf Stonehenge II. Haß, Haß, Haß.
    »Das nützt dir überhaupt nichts, du dummer Kerl. Sieh das doch endlich ein. Du hast noch immer eine Aufgabe zu erfüllen. Denk an das Mentalprogramm, den Selbstmordbefehl.«
    Valhala 13, das Double Llewellyns, erschauerte. Nur zu genau wußte er, daß der Schatten neben ihm recht hatte. Verzweiflung wallte in ihm hoch. Queen Ishiya. Sie war an Bord, in der Nähe. Und sie konnte ihn jederzeit zu Gehorsam zwingen. Er war nur eine Marionette, und das wußte er nur zu genau.
    Sein Blick fiel auf den Tiefschlafkokon, in dem er lange Zeit gelegen hatte. Nur ein Zufall hatte dafür gesorgt, daß er aus dem klinischen Tod, dem lebenserhaltenden Tiefkühlschlaf, erwachen konnte. Hätte er nur weitergeschlafen …
    Etwas in seinen Gedanken rührte sich, und er wußte plötzlich, daß ihn allein schon solche Überlegungen dem Untergang nahebrachten. Der Selbstmordbefehl. Unternahm er auch nur eine Handlung, die geeignet war, seinem Befehl zuwiderzulaufen, so würde ihn die Gehirnprogrammierung zwingen, seine eigenen enormen PSI-Kräfte dafür einzusetzen, sich selbst zu zerstören. Valhala wimmerte und krümmte sich zusammen, ein Riemenmann, eine fast perfekte Kopie eines Artgenossen namens Llewellyn 709.
    Dann, von einer Sekunde zur anderen, straffte er seine Gestalt. Er wollte leben, leben.
    »So ist es richtig«, lobte sein zweites Ich. »Jetzt bist du wieder auf dem richtigen Weg.«
    Mit kraftvollen Schritten setzte er sich in Bewegung, und das Gefühl der eigenen Stärke kehrte zurück. Ein energischer Tastendruck, und das Schott, das den Zugang zum Hibernationstrakt bildete, schwang auf. Leises, wie aus weiter Ferne kommendes Summen drang an Valhalas Ohren. Seine Riemen raschelten verhalten.
    Ich werde meine Aufgabe erfüllen und die Position Rorquals Valdec überbringen, dachte er. Aber dann bin ich frei. Dann erlischt auch der Selbstmordbefehl. Und dann werde ich mich rächen …
    Zehn Minuten später traf er auf Ishiya – oder das, was aus ihr geworden war. Sie lag zusammengekrümmt an einer Korridorbiegung mit Schaum auf den Lippen und kalkweißem Gesicht. Valhala 13 blieb breitbeinig über ihr stehen. Er kämpfte mit seinen widerstreitenden Empfindungen.
    Das ist die Gelegenheit, dachte er. Ein einziger PSI-Stoß, und ihr Körper ist nur noch eine tote Hülle. Ein einziger Impuls nur.
    »Versuche es«, forderte ihn seine innere Stimme, neben ihm schwebend, auf. »Versuche es nur. Und du wirst wenige Sekunden später ebenso tot sein, gefallen durch die eigene Hand.«
    Valhala
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