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Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit
Autoren: J Juretzka
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schlecht, wie du denkst, Jack …“ Sabie Tooth sah hoch zu ihm, sah direkt in seine Augen. Ihr Blick war forschend, abwartend, das Lächeln um ihre rotgeschminkten Lippen kühl und wissend …
    Der Kaffee! Niemals hätte er sich auf ein Treffen in diesem heruntergekommenen Diner einlassen dürfen. Ein Treffen mit einem Informanten, der dann nie erschien. EineFalle! Und wenn, ging ihm auf, hätte er der Kellnerin mit mehr Misstrauen begegnen müssen. Doch er war abgelenkt gewesen von der ungeheuerlichen Schlagzeile in der Zeitung vor ihm …
    „AUSBRUCH! HUNDERTE VON KILLERFRAUEN ENTKOMMEN!
    New York, 18.11.1941: Beim größten Massenausbruch in der Geschichte des Landes ist in der letzten Nacht eine noch unbekannte Zahl von hochgefährlichen Verbrecherinnen aus dem Lindsay State Frauengefängnis im Bundesstaat New York in die Freiheit entkommen. Unter ihnen so berüchtigte Straftäterinnen wie Wanda Molanski, die ‚Brooklyn-Würgerin‘ oder Ida Shyst, der Dutzende von Giftmorden zugeschrieben werden. Obwohl sofort Großalarm ausgelöst wurde, fehlt bisher jede Spur …“
    Ida Shyst! Jetzt, wo er daran zurückdachte, war ihm an der Kellnerin etwas bekannt vorgekommen. Plötzlich begriff er das schändliche Komplott in seinem gesamten Ausmaß. Doch – zu spät! Jack Knifes Knie schlotterten jetzt. Das Licht der einsamen Laterne begann zu schwanken, und aus der Gasse kamen Geräusche näher, schleichend, flüsternd, wie von einer großen Menschenmenge, die sich heimlich zu verhalten versucht. Jack blinzelte, er schwitzte, er keuchte vor übermenschlicher Anstrengung, die Auswirkungen der tödlichen Substanz in seinem Blut unter Kontrolle zu halten.
    „… sondern ich bin noch hundertmal schlechter“, brachte Sabie Tooth ihren Satz in triumphierendem Tonfall zu Ende. Sie erhob sich, schlug ihm die Waffe aus der Hand und krallte den Roosveldt-Diamanten wieder aus seinerFaust. Und er, Jack Knife, war machtlos, war kaum noch in der Lage, sich auf den Beinen zu halten, diesen Beinen, die ihn all die Jahre lang so sicher getragen hatten.
    Er wandte den Kopf. Die Menge, die sich herangeschlichen hatte, trat nun lauernd ins Licht. Frauen, ausnahmslos Frauen, die meisten noch in Häftlingskleidung, bewaffnet mit Messern, mit Beilen, mit Knüppeln, mit Mistgabeln und einem Bügeleisen, ihre Mienen verzerrt zu Fratzen entmenschlichten Hasses. Und er kannte sie alle. Angeführt von Ida Shyst und Wanda Molanski waren sämtliche Frauen, die er jemals der Gerechtigkeit zugeführt hatte, angetreten, ihn zu vernichten. Dies also war sein Ende. Am Ende eines Lebens im Kampf für das Gute und gegen das Verbrechen siegte nun der brodelnde Abschaum. Wie erbärmlich.
    Ida Shyst war die Erste, die ihm den Dolch in den Leib rammte, danach gab es kein Halten mehr. Sie stachen ihn nieder, sie hackten ihn nieder, sie knüppelten ihn nieder. Und als sie ihn auf dem Boden hatten, stürzten sie sich auf ihn wie die Tiere und rissen ihn in Stücke.
    Doch als Jack die Augen aufschlug, war alles hell und friedlich und er allein in der Gasse. Allein bis auf einen kapuzenverhangenen, sensentragenden Reiter, der Jack schweigend und respektvoll zunickte, ihm hochhalf auf sein weißes Pferd und dann mit ihm davonritt.
    In die Ewigkeit.
    Elmo kam, den Reißverschluss auf halber Höhe verklemmt, aus seinem Zimmer gestürzt. Sein Freund Folkmar hatte eben ein Geräusch von sich gegeben, wie man es sonst nur von einem waidwunden Tier erwarten würde, einem tödlich getroffenen Kaffernbüffel etwa. Ein stöhnend hervorgepresstes Schluchzen, das in einem Aufschrei gipfelte.
    „Ich habe ihn umgebracht!“
    Elmo, der bis vor einem Augenblick noch hochkonzentriert dabei gewesen war, sich an den Ergebnissen der Suchbegriffeingabe ‚Interracial Transsexual Water Sports‘ zu delektieren, begriff nicht gleich. Er sah sich wild um, suchend und verwirrt. Vor allem das ‚Ihn‘ irritierte ihn.
    „Wen?“, fragte er. Eigentlich hatte er immer erwartet, dass, sollte Folkmar eines schönen Tages wirklich mal jemanden vom Leben zum Tod befördern, es sich um eine Tat im Affekt und bei dem Opfer mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um eine Frau handeln musste.
    „Na, Jack!“
    „Jack?“
    „Jack! Jack Knife!“
    „Ja … und?“ Elmo zuckte die Achseln. Ein vorgetäuschter Tod, natürlich, beliebtes Mittel der Spannungserzeugung, vor allem bei Autoren von – widersinnig, wie es ist – Serienhelden.
    „Was heißt hier: Na und?! “
    Gleichzeitig
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