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Planet am Scheideweg

Planet am Scheideweg

Titel: Planet am Scheideweg
Autoren: Hans Kneifel
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Harpune fünf Meter weit durch die Luft und traf einen der angreifenden Siedler knapp oberhalb der Brust.
    »Aufhören!«
    Yahais Hand fuhr an den Griff seiner Waffe. Er bedauerte, keinen Lähmstrahler zu haben.
    Der Getroffene schrie gellend auf, warf beide Arme auseinander und blieb stehen, als sei er gegen eine unsichtbare Wand geprallt. Dann knickte er in den Kniegelenken zusammen, drehte sich um seine Längsachse und fiel auf den Rücken. Er zuckte mit Armen und Beinen, und der Blutfleck unter ihm wurde immer größer.
    »Das habe ich nicht gewollt!« stammelte der Taucher.
    In dem Lärmen verstand ihn niemand. Nur seine Lippen bewegten sich.
    »Jetzt ist Schluß!« stöhnte der Pilot.
    Er zog die Waffe, umlief einige Männer und spurtete zwischen dem Wasser und den ersten Siedlern vorbei. Er blieb neben dem Taucher stehen, nachdem seine Sohlen einige Meter weit über die feuchten Steine geschlittert waren. Er hielt seine Waffe so, daß die ersten der Siedler direkt in die Mündung starrten und schrie, so laut er konnte:
    »Ein Toter ist genug, ihr Verrückten!«
    Langsam wichen die Männer zurück. Auf ihren Gesichtern stand ungläubiges Erstaunen. Le Monte befreite sich und rannte durch eine Gasse, die sich schweigend vor ihm öffnete, auf den Zusammengebrochenen zu. Die Blutlache wurde größer und dunkler. Plötzlich sagte niemand mehr ein Wort. Man hörte nur noch das verlegene Scharren der Füße auf dem Stein.
    Le Monte brüllte auf wie ein Tier:
    »Los! Einen Krankenwagen! Anruf in der Klinik! Jonns lebt noch!«
    Er richtete sich neben dem Siedler auf und warf einen Blick in die Runde. Er bemerkte den Piloten, der genau vor der Gangway stand und mit seiner Waffe die Taucher schützte. Eilig schob sich der Chefingenieur durch die Menge, warf einen Blick auf den schwerverletzten Siedler und sagte:
    »Ich habe es immer gewußt. Diese Blacklanders sind alle ...«
    »Ruhe!« donnerte der Pilot. »Halten Sie sich heraus, Mann!«
    Mit kreischenden Reifen rutschte ein kleiner, weißer Wagen auf die Menschenmenge zu. Sie hatte inzwischen um den Schwerverletzten einen Kreis gebildet. Dieser Kreis brach jetzt an einer Stelle auf. Der Bug des Krankenwagens schob sich durch die Lücke.
    »Nehmen Sie Ihre Taucher und bringen Sie im Hotel in Sicherheit!« sagte Yahai. »Es genügt, was vorgefallen ist. Niemand hat das wirklich gewollt.«
    Er trat zur Seite, nickte den vier schwarzgekleideten Männern zu und machte eine entsprechende Handbewegung. Während die Männer ihrem Chefingenieur folgten, hoben die Helfer den leblosen Körper auf eine Schwerkraftbahre, die selbsttätig hochschwebte. Die Bahre verschwand im Rückteil des Wagens, der weitaus langsamer davonfuhr. Le Monte blieb neben Paik stehen und musterte die Männer, die voller Unbehagen vor ihnen standen.
    »Ihr seid wirklich Idioten!« sagte er leise.
    »Das mußte einfach passieren, Yebell!« verteidigte sich ein Siedler. Er kam näher, wich aber ängstlich dem Blutfleck aus.
    »Das mußte nicht passieren. Aber ihr hört ja nicht auf mich, jetzt haben wir im negativen Sinn gehandelt, indem wir den Taucher zwangen, sich zu verteidigen!«
    »Aber ...«
    Le Monte wischte den Einwand mit einer Handbewegung weg.
    »Ihr seid wirklich verrückt. Die Taucher können nichts für die Politik Diacks. Sie wurden hierher geschickt und hatten einen festen Auftrag. Den erledigen sie, und wenn ich jeden Schritt neben ihnen gehen muß.
    Wenn wir jemanden angreifen, dann nur Diack oder einen seiner Mit-Direktoren. Hier steht ein unparteiischer Zeuge. Sprich, Freund Yahai!«
    Yahai schüttelte den Kopf.
    »Es sieht so aus, als habe der Taucher beinahe einen Siedler erschossen. Ich hoffe mit euch, daß der Mann am Leben bleibt. Aber der Taucher handelte in Notwehr. Er ging zurück, und ich sah sehr deutlich, daß er ungezielt schoß, weil er gegen die Gangway prallte.
    Yebell hat recht. Ihr habt euch in eine schlechte Lage manövriert. Es dürfte am besten sein, wenn ihr euch zerstreut und die Männer ungehindert arbeiten laßt. Ich werde persönlich zu Ousmane Diack gehen und ihm berichten, was passiert ist – nach der Landung, natürlich.
    Und jetzt – haut ab! Ich bin verdammt enttäuscht über die mangelnde Klugheit meiner Freunde auf Chiriana. Jeder weiß, daß ich zu den Blacklanders halte, wo immer es geht.«
    Er steckte seine Waffe ein, nickte Yebell Le Monte zu und ging hinüber zum Hotel.
    Drei Tage später würde er vor Ousmane sitzen und mit ihm reden. Aber als er
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