Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Planet am Scheideweg

Planet am Scheideweg

Titel: Planet am Scheideweg
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
Leute nicht wie die Eroberer auftreten.«
    Er deutete durch die Panoramascheibe nach draußen. In voller Fahrt kam Le Montes Boot herein und teilte den runden Hafen mit seiner Bugwelle.
    »Verdammt! Keiner tritt als Eroberer auf!« beharrte der andere.
    »Denn verhalten Sie sich entsprechend. Was tun Sie eigentlich hier – genau?«
    Der Ingenieur deutete auf eine der festgeklammerten Karten und erklärte:
    »Wir haben mit der verdammten Politik nichts zu tun. Wir untersuchen lediglich den Boden. Wir haben gerade angefangen. Die nächste Gruppe wird Spezialgeräte mitbringen. Wir überprüfen die alten Karten der Lagerstätten auf ihre Gültigkeit. Die Männer, die draußen im Bab al-Mandeb tauchen, stellen die unterseeischen Lagerstätten fest.«
    Yahai nickte und sah zum erstenmal dokumentarisch festgehalten, welche Reichtümer unter der bewohnten Zone lagen. Die Karte war zu einem Zeitpunkt angefertigt worden, an dem niemand ahnen konnte, daß das Leben von Milliarden Menschen des Schwesterplaneten von der Ausbeutung dieser Lagerstätten abhängen könne.
    »Sie tauchen im Bab al-Mandeb? Im ›Tor der Tränen‹?« erkundigte er sich leise.
    »Ja. Vielmehr – sie tauchten. Dort kommen sie zurück.«
    Toccani hatte also doch recht. Das dachte Paik, der eben seine nächsten Passagiere getroffen hatte. Es war die erste Gruppe der Planoform-Fachleute. Sie hatten vor einem halben Jahr die Universität verlassen und würden mit dem nächsten Fernraumschiff von Dshina starten. Die Vermittlung Diona Royans hatte geklappt. Die Summen, die diese ersten fünf Männer nach Beendigung ihrer Arbeit kassieren würden, waren gewaltig – sie kamen dem Fonds der Blacklanders zugute.
    »Le Monte bringt sie zurück. Ich bin dort draußen zu finden!« sagte der Pilot und drehte sich langsam einmal um seine Achse. Der lautlose Aufruhr schien sich gelegt zu haben. Die Gäste und die Siedler sahen sich nicht mehr ganz so wütend an.
    »Weshalb betonen Sie das?« wurde Paik gefragt.
    Er gab kurz zurück:
    »Weil ich einer der wenigen bin, die einigermaßen unparteiisch sein können. Wann sollen die Probebohrungen stattfinden?«
    »In etwa einem Monat.«
    »Gut. Also – bis später.«
    Yahai, der bei nahezu allen Siedlern ebensogut bekannt war wie Le Monte, nickte dem Barchef zu und verließ den Raum. Er ging in die helle Nachmittagssonne hinaus, überquerte den gepflasterten Platz und blieb an den großen steinernen Festmachern stehen, auf die Le Montes Boot zusteuerte. Hinter ihm traten einige Menschen aus den Häusern.
    Er sah die vier Taucher in ihren schwarzen, stahlverstärkten Anzügen. Neben ihnen standen die Geräte und die Unterwassertorpedos mit den riesigen, aufmontierten Scheinwerfern. Die Taucher wirkten wie schlammbedeckte Ungeheuer aus der Tiefe. Sie blickten Yahai Paik mit den Zyklopenaugen ihrer großen Tauchmasken an.
    »Brr!« machte der Pilot. Er fühlte sich merkwürdigerweise unbehaglich. Die Männer hinter ihm bildeten automatisch einen unregelmäßig verlaufenden Halbkreis.
    Ousmane Diack hatte seine Pläne veröffentlicht.
    Unter der Vier-Milliarden-Bevölkerung des Planeten Dshina Iwaki wurden diese Pläne diskutiert, nicht weniger als die der anderen Direktoren. Jedem Bewohner der beiden Schwesterplaneten war seit spätestens zwanzig Tagen völlig klar, daß Dshina auf das Spaltmaterial und jenes seltene Mineral zur Auskleidung der Wasserstofföfen brennend angewiesen war. Für die Leute von Dshina bedeutete es nicht viel; sie kannten den Generalvertrag und ahnten, daß der Energiedirektor eine Lösung herbeiführen würde.
    Aber für die sechstausend Megamikren war die Aussicht niederschmetternd. Ohne daß sie offiziell gefragt worden waren, schickte man ihnen ein Untersuchungsteam. Wenn sich deren Beobachtungen positiv auf die Erwartungen des anderen Planeten auswirkten, würde nach den Probebohrungen der Abbau beginnen. Hier, unter ihrem eigenen Land. Und wahrscheinlich auch noch mit den eigenen Maschinen. Die Geologen und Fachleute, die Taucher und Seismiker – sie waren Abgesandte des verhaßten Ousmane.
    Das Boot legte an.
    Le Monte, der wie wild am Ruder drehte und die kleine Jacht eine starke Drehung ausführen ließ, hob kurz den Arm und schrie hinüber:
    »Zwei Minuten, Yahai! Hast du Diona mitgebracht?«
    Paik legte die Hände trichterförmig vor den Mund und schrie:
    »Nächster Flug! Sonderladung.«
    »Verstanden!«
    Das Boot stieß gegen die Fender und gegen die ausgehängten, weißlackierten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher