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Planet am Scheideweg

Planet am Scheideweg

Titel: Planet am Scheideweg
Autoren: Hans Kneifel
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etwas ereignen, was einen vorläufigen Höhepunkt der Auseinandersetzung markierte.

 
9.
     
    Der Mann, der seit fast einem halben Jahrzehnt die Bar des einzigen Hotels von Blacklanders Idea führte, beugte sich gemessen vor und sagte:
    »Sollten Sie sich beschweren wollen, mein Herr, dann richten Sie doch bitte Ihre Beschwerde direkt an Ousmane Diack. Ich wiederhole: Wir haben keinen Calvados.«
    Der Angehörige des Testkommandos, ein mittelgroßer Mann in einer sauberen Uniform, schüttelte den Kopf und versicherte:
    »Ich habe mit einem der Jäger gesprochen. Sie müssen dieses Getränk haben.«
    Der Chef der Bar gestattete sich ein karges Lächeln und entgegnete:
    »Möchten Sie Streit? Wir haben zum sechstenmal einige hundert Kisten davon bestellt. Ist es Ihnen noch nicht zu Ohren gekommen?«
    Das Gesicht des Ingenieurs lief rot an.
    »Was?« fragte er in lautem Tonfall.
    »Daß seit einiger Zeit unsere Bestellungen sabotiert werden. Heute ist es der vierundzwanzigste Fall. Aus diesem Grund kann ich Ihnen weder Calvados noch etwa zwei Dutzend andere Getränke servieren. Aber wir haben einen ausgezeichneten einheimischen Beerenschnaps. Mit etwas Eis ...«
    Der Ingenieur rief:
    »Sie beschuldigen Diack, unseren Energiedirektor, daß er Sie sabotiert?«
    »So ist es. Ein offenes Geheimnis auf zwei Planeten. Jeder, der sich mit dieser traurigen Sache beschäftigt, weiß davon.«
    »Und Sie lassen die Erzschiffe nicht starten? Als Revanche?«
    Der Barchef hob die Hand.
    »Innenpolitische Maßnahmen sind nicht mein Ressort. Unterhalten Sie sich darüber mit Yebell Le Monte. Möchten Sie einen Beerenschnaps? Mit etwas Eis ...?«
    Der Ingenieur hieb mit der flachen Hand auf die Theke und brüllte:
    »Ich verzichte. Das ist ein Skandal! Dieser Le Monte ... wo kann ich ihn erreichen?«
    Deutlich sah man, daß die Gäste der zu dieser Zeit gutgefüllten Bar zwei Parteien gebildet hatten. Die der Siedler und die der Gäste. Die Gäste waren in der Minderzahl; das hinderte sie aber nicht daran, so wenig taktvoll wie eine Schar Touristen aufzutreten.
    Es war Nachmittag. Über dem gesamten Hafen, der nichts anderes war als ein Teil des größten Zentrums von Blacklanders Idea lag eine gewisse Spannung. Sämtliche Menschen bewegten sich unruhig. Die Testgruppe hatte im Hotel ihre Zentrale aufgeschlagen und stand unter anderem auch in Verbindung mit der Tauchergruppe. Auf den Tischen waren großformatige Karten ausgebreitet. Überall standen und lagen Bildfunkgeräte umher.
    »Nicht ganz so laut. Und nicht ganz so heftig, Partner!« rief ein Siedler.
    »Das geht Sie einen feuchten Dreck an, Freund!« rief der Ingenieur zurück. Der Siedler sprang auf, aber zwei seiner Freunde besänftigten ihn wieder. Zu dieser Sekunde betrat Yahai Paik den Bogen, der zwischen den beiden Räumen die Verbindung herstellte.
    »Geht es schon los mit der Prügelei?« Paik wandte sich mit steinernem Gesicht an ein Mitglied der Testgruppe.
    »Das sehen Sie ja!« fuhr der Angesprochene auf. »Wir bekommen nicht einmal die Getränke, die wir bestellen.«
    Yahai grinste kalt.
    »Das ist auch das Problem der Siedler. Auch sie bekommen von Dshina nicht die Getränke, die sie bestellen. Und hundert andere Sachen auch nicht. Was der Chef der Bar vermutlich gerade zu Ihnen gesagt hat, stimmt.«
    Sie alle kannten den Vertrag.
    Die Siedler waren klug genug, Le Montes Aufruf zu gehorchen. Er hatte ihnen erklärt, daß diese zwölf Spezialisten nicht die persönlichen Stellvertreter von Ousmane Diack waren. Man sollte sie arbeiten lassen. Sie waren weder verantwortlich, noch konnte man ihnen vorwerfen, sie hätten den Vertrag gebrochen. Sie waren ebenso Angestellte, die ihre Arbeit taten, wie die Fachleute in den Fabriken und an den Schürfgeräten des Planeten Chiriana. Trotzdem ließen sich Spannungen nicht vermeiden. Le Monte war mit gutem Beispiel vorangegangen und hatte der Tauchgruppe seine kleine Jacht zur Verfügung gestellt.
    »Das stimmt also?«
    Yahai Paik musterte sein Gegenüber. Es war ein Ingenieur mit einem zerknitterten Gesicht.
    »Ja. Mein Wort als Systempilot. Meine letzte Ladung war unvollständig. Das war das vierundzwanzigste Mal, daß Bestellungen nicht ausgeführt wurden. Ousmane Diack ist dafür verantwortlich.«
    Der Mann schluckte etwas hinunter und brummte:
    »Und die Siedler? Sie sind aufgebracht! Ihr Zorn richtet sich gegen uns. Wir spüren das sehr deutlich!«
    »Sie werden Ihnen keine Schwierigkeiten machen, solange Sie und Ihre
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