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Planet am Scheideweg

Planet am Scheideweg

Titel: Planet am Scheideweg
Autoren: Hans Kneifel
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die Wahrheit erfahren zu haben?

 
10.
     
    Yahai Paik und Gossen Jurnau standen im Schatten einer Tragfläche und rauchten gemütlich. Die Sonne brannte durch die schmutzige Atmosphäre Dshinas hindurch auf den Raumhafen. Dort drüben stand das Fernraumschiff, dessen Tests eben in die letzte Phase gingen.
    »Das bedeutet ein halbes Jahr Pause von der Zivilisation und Kultur«, sagte Gossen. »Wir werden aber endlich einmal etwas anderes sehen als Chiriana oder Dshina. Andere Planeten ...«
    Paik gab ruhig zurück:
    »Andere Planeten, die ähnliche Probleme wie Chiriana haben. Sind unsere fünf wertvollen Gäste gut untergebracht?«
    Gossen nickte.
    »Sie und ihr Gepäck. Alles in bester Ordnung. Start in zehn Stunden. Hast du dich von deinem großen Freundeskreis schon verabschiedet?«
    »Ja, natürlich.«
    Sie würden das Sternenschiff fliegen. Etwa ein Monat Flug bis zum nächsten Planeten, dann eine kleine Rundreise, um das Planoform-Team Toccanis abzusetzen. Yahai hatte mit Le Monte ein langes Gespräch geführt, hatte einen Nachmittag mit Dionas verbracht und versucht, ihren Standpunkt dem ihres Vaters anzunähern – vergebens.
    Für rund ein halbes Jahr konnte er jetzt nicht mehr in die Probleme der beiden Planeten eingreifen.
    »Wie ist eigentlich die Sache mit dem ersten Untersuchungsteam ausgegangen?« erkundigte sich Jurnau. Er trug, wie auch Paik, die helle Uniform. Sie war eines der optischen Kennzeichen der beginnenden Reform der gesamten extraplanetaren Aktivität des neuen Direktors.
    »Sie haben sämtliche Lagerstätten, soweit sie es konnten, katalogisiert. Die alten Karten stimmen. Der Siedler ist aus dem Krankenhaus entlassen worden, aber er lag einige Tage zwischen Leben und Tod. Inzwischen ist das Kommando mit seinen Bohrgeräten da und verifiziert die Karten und die Ergebnisse der Voruntersuchung.«
    »Was sagt Le Monte dazu?«
    »Er wartet auf ein Zeichen Ousmanes! Und beide warten darauf, daß sich herausstellt, wer die Tarka mit einem bestimmten Serum besprüht hat. Es scheint sich eine Lösung anzubahnen.«
    »Fair oder nach Art Ousmanes?«
    »Nach Art Diacks und, glaube wenigstens ich, trotzdem fair«, erwiderte Yahai. »Machen wir weiter, Gossen?«
    »In Ordnung.«
    Der Schock, den der Bericht über den kurzen Kampf am Kai ausgelöst hatte, war in den Kommunikationsorganen hinreichend diskutiert worden. Es war ein Schock, denn das Vorkommnis hatte gezeigt, wie leicht aus einem kalten Krieg ein Ausbruch werden konnte. Die Blacklanders hatten den strategischen Vorteil der großen Entfernung, und sie konnten, wenn auch stark reduziert, allein und ohne die Hilfe des Schwesterplaneten leben. Umgekehrt war es nicht so einfach. Die Stimmen, die laut und unüberhörbar auf eine vernünftige Lösung des Problems mit der Überschrift Generalvertrag hinwiesen, mehrten sich. Jedenfalls konnten die beiden Piloten erwarten, eine andere Situation vorzufinden, wenn sie wieder hier landeten.
    »Machen wir die letzten Checks!«
    Sie verließen den Schatten der kleinen Tragfläche und gingen über den hellen Beton hinüber zum Sternenschiff. Weit hinter dem stählernen Körper, der wie eine schlanke Nadel aufragte, sahen sie die Bauarbeiten. Dort war ein Versuch in Landschaftsgärtnerei im Gang; man begann, die Umgebung des Raumhaufens zu planoformen. Die zwei Piloten betraten das Schiff und fuhren hinauf in die Steuerkanzel.
    Mitten in der Nacht startete das Schiff.
    Nachdem Paik die letzten Handgriffe der ersten Startphase ausgeführt hatte, lehnte er sich zurück und betrachtete den Ball des Planeten. Würde es gelingen, trotz aller Streitigkeiten diese Welt wieder so zu verschönern, daß sie seiner Bevölkerung für die nächsten Jahrhunderte und Jahrtausende eine gute Heimat bleiben konnte?
    Paik wußte es nicht.
     
    Yebell Le Monte schlug den Kragen seiner Jacke hoch. Er fröstelte etwas. Außerdem fühlte er sich in den letzten Tagen etwas allein, aber das würde wieder vergehen. Er saß auf dem Heck seines Wagens und spähte hinauf zu den Sternen. Es war lange nach Mitternacht. Erst vor einer Viertelstunde hatten sie ihn davon verständigt, daß sich ein winziger Flugkörper näherte, dessen Ankunftszeit eine Überraschung war: es wurden in den nächsten vierundzwanzig Stunden keine Landungen erwartet. Weder automatische von Erzfrachtern, noch solche von Systemraumschiffen. Drüben im Landetower wurde jetzt das Licht eingeschaltet. Kurz darauf flammte die Beleuchtung der Landebahn auf.
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