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Planet am Scheideweg

Planet am Scheideweg

Titel: Planet am Scheideweg
Autoren: Hans Kneifel
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Jugend wird reifer. Nur schade, daß sie dabei auch älter wird.«
    »So ist es. Ich sehe, Sie haben sich viel Mühe gegeben, Energiedirektor!« antwortete Le Monte.
    »Ich gebe mir immer viel Mühe. Mit höchst unterschiedlichen Ergebnissen.«
    »Begreiflich.«
    Dieser Vorschlag war aus vielerlei Gründen bemerkenswert. Seine Verwirklichung setzte voraus, daß sich beide Parteien über seine Modifizierung des Generalvertrags einig waren. Ousmane Diacks Ausführungen sahen vor, daß der Abbau der wichtigen Erze und Mineralien rücksichtslos und mit modernsten Methoden erfolgen würde, aber unter größtmöglicher Schonung der Oberflächenanlagen. Aus diesem Grund würde man auch eine riesige Förderanlage ins Bab al-Mandeb bauen, in das »Tor der Tränen«, einen unterirdischen Felsen, der wie eine riesige Eingangshalle aussah. Nur etwa ein Drittel des Paradieses war unmittelbar betroffen.
    Darüber hinaus war der Plan eine Mischung aus Gemein- und Eigennutz.
    Dshina, der überbevölkerte und halbwegs ruinierte Planet, würde in der Zeit, die ein Baum brauchte, um groß und mächtig zu werden, von seiner eigenen Bevölkerung zurückverwandelt werden.
    Zwar nicht mehr in den Planeten des Urzustands, aber in eine Welt, die ein Kompromiß war. Der angeschlagene Planet mit einer halb ruinierten Ökologie würde in einem Jahrhundert wieder überall sauberes und gesundes Wasser und ebensolche Luft haben. Seine Rohstoffe kamen von Chiriana, und wenn sich drei oder vier neuartige Technologien durchsetzten, dann ließen sich die drastischen Maßnahmen langsam reduzieren.
    »Ja«, sagte Le Monte. »Das ist ein akzeptabler Kompromiß. Haben Sie auch etwas, das sich auf die Mannschaften der Schürfgeräte und Verhüttungsanlagen bezieht?«
    Ousmane schüttelte leicht den Kopf.
    »Noch nicht. Ich bitte Sie, mir zu helfen. Wir würden in jedem Fall Freiwillige vorziehen, die hier in ihren eigenen Häusern, und wenn diese abgebrochen oder abtransportiert werden, in denen ihrer früheren Nachbarn leben können. Ich nehme an, daß es eine ganze Anzahl dieser Leute geben wird.«
    »Sehr wahrscheinlich. Und jetzt, Energiedirektor«, sagte Diona laut, »solltest du das Zusatzblatt auch noch über den Tisch reichen.«
    Ousmane schien zu zögern.
    »Le Monte«, sagte er schließlich und zog ein zusammengefaltetes Blatt aus der Brusttasche, »das bleibt unter uns. Absolut geheim. Das soll die große und letzte Überraschung meiner Dienstzeit werden.«
    »Gern!« stimmte Yebell zu, faltete das Blatt auseinander und begann zu lesen. Es schien wirklich geheim zu sein, denn es war ein Original, zudem noch in Ousmane Diacks Handschrift.
    Schließlich grinste Le Monte breit.
    »Gut«, sagte er nur.
    Es ist beabsichtigt, nach und nach eine neue Technologie zu entwickeln. Sie soll dort angewendet werden, wo bestimmte Industriebetriebe größte Mengen unvermeidlichen Schmutzes und viele Abfälle produzieren.
    Sobald diese Technologie zur Verfügung steht, sollen diese Industrien nach Chiriana ausgelagert werden. Dort sollen sie produzieren und ihre Produkte zu uns nach Dshina schicken. Nach und nach sollen die Versuche, von Universitätsabsolventen als Training durchgeführt, intensiviert werden. Unterirdische Explosionen, die außerdem beim Abbau helfen können, werden Gebirge heben und Vulkane ausbrechen lassen. Im Lauf der nächsten Jahrhunderte können wir den gesamten Planeten Chiriana kultivieren, aber erst dann, wenn die Probleme der Schwesterwelt beseitigt sind. Techniken anderer Planeten können uns dabei helfen – falls Interesse an diesem Plan besteht; er ist durchführbar.
    »Das ist tatsächlich ein ganz ausgezeichneter Trick!« sagte Le Monte. »Beabsichtigen Sie, ihn anzuwenden?«
    »Warum nicht?« fragte Diack. Er schien es ehrlich zu meinen.
    Le Monte schwieg verblüfft.
     
    Der Schatten der Maschine glitt seit einer Stunde in monotonem Wechsel auf dem Muster der Dünen unter ihnen hinauf und hinunter. Die vier Personen, zwei Männer und zwei junge Frauen, die neben dem Piloten saßen, sahen hinunter und betrachteten diese planetare Öde.
    »Diese Fläche nimmt ein Achtel unseres gesamten Landes in Anspruch!« knurrte der Pilot.
    »Deswegen sind wir hier!« bestätigte Toccani.
    Er war ein schmaler und schmalgesichtiger Mann mit spärlichem Haar, aber lustigen Augen.
    »Wann ist dieser Versuch dort hinten gestartet worden?« erkundigte er sich.
    »Vor einigen Jahren.«
    Sie überflogen eine Landschaft, die sich aus dem Erg –
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