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Planet am Scheideweg

Planet am Scheideweg

Titel: Planet am Scheideweg
Autoren: Hans Kneifel
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reines Gewissen und eine dicke Haut. Fragen Sie.«
    »Erstens habe ich eine Gruppe von Umweltfachleuten mitgebracht. Planoformer aus Le Montes Universität. Haben Sie vor, diesen und den ihnen folgenden Frauen und Männern Schwierigkeiten zu bereiten?«
    Ousmanes Antwort überraschte ihn tatsächlich.
    »Nur dann, wenn die Universität für Dshina zu wenig Planoformer haben sollte, wenn die Pläne der Direktoren voll anlaufen. Das wird in etwa einem Jahr sein.«
    »Zweitens. Würden Sie sich mit einer Delegation der Blacklanders den Nachrichtenmedien stellen und das Problem des Generalvertrags diskutieren?«
    Ousmane sah sich nach der nutzlosen Maschine um und erklärte:
    »Ja und nein. Ja: Grundsätzlich bin ich dazu gern bereit. Nein: Noch nicht in den nächsten Wochen und Monaten. Es muß noch eine immense Öffentlichkeitsarbeit geleistet werden. Gegenfrage: Ist es Le Monte eigentlich klar, daß das Paradies seiner Ahnen verloren ist? Auf alle Fälle, so oder so?«
    Nachdenklich nickte Yahai Paik.
    »Er hat es noch niemals ausgesprochen, aber er weiß es sicher. Aber seine Aufgabe muß es sein, für sechstausend Menschen ebenso gute Bedingungen herauszuholen, wie sie dort herrschen.«
    Ousmane drückte einen Knopf. Sekunden später kam eine Sekretärin in den Raum und dirigierte eine schwere Bar zwischen die beiden Männer. Sie wählten, und das Mädchen verließ den Raum wieder.
    Ousmane deutete mit dem vollen Glas auf den Piloten und sagte fast heiter:
    »Man sagt, jemand bekleidete ein Amt, wenn das Amt ihn bekleidet. Das erste Rezept des Machiavellismus besteht darin, ihn sorgfältig zu verstecken. Ich habe die Absicht, Sie zu meinem Komplizen zu machen. Ich werde Ihnen zunächst den offiziellen Auftrag erteilen lassen, zusammen mit Gossen Jurnau den Fernflug anzutreten und das kleine Korps der Planoform-Universität aus dem System auszufliegen. Damit sind Sie als Mittelperson vorübergehend aus dem Verkehr gezogen.«
    Paik nippte an seinem Getränk.
    »Wozu soll das gut sein, Sir?«
    »Weil ich Ihnen jetzt ganz genau erklären werde, was ich mit Dshina zu tun beabsichtige.
    Zunächst wird der Prozeß des Abbaues nicht schlagartig das gesamte Gebiet betreffen. Dann habe ich vor, den gesamten Ausstoß der Universität, sobald die ersten Erfolgsmeldungen von den anderen Welten eingetroffen sind, für Dshina zu übernehmen.«
    »Das ist geheim?«
    »Bis zum Zeitpunkt der öffentlichen Diskussion – ja«, erwiderte der Energiedirektor. »Und ich bitte Sie, nicht einmal Le Monte etwas davon zu sagen. Bitten Sie ihn aber in meinem Namen, keine Erzfrachter mehr zu sabotieren. Der verzögerte Bau einer Kläranlage, einer Wasserstoffgewinnungsanlage oder eines Kraftwerkes, das mit Kernverschmelzung arbeitet, ist für Dshina ein schwerer Schlag. Und da nach einer gewissen Zeit fast alle Blacklanders vermutlich auf Dshina zu tun haben und hier nach einiger Zeit auch optimale Bedingungen werden herstellen können, wird Le Monte das einsehen. Das war das Äußerste an Informationen, das ich Ihnen geben konnte. Zufrieden?«
    »Fast völlig«, sagte Yahai Paik. »Sagten Sie das auch schon Ihrer Tochter?«
    Ousmane stieß ein dröhnendes Lachen aus. Es klang eine Spur zu unecht, um glaubwürdig zu sein.
    »Diona ist noch zu jung. Sie muß lernen, zu denken, ehe sie redet. Auf vielen Gebieten kann sie das bereits, auf einigen nicht. Unglückseligerweise zählen die innerfamiliären Beziehungen zu der zweiten Art. Aber sobald Le Monte es begriffen haben wird, begreift auch Diona, was ich vorhabe.«
    Yahai Paik trank aus. Die kurze Unterhaltung hatte fast alle seine Fragen geklärt. Der Rest bezog sich nicht auf die grundsätzlichen Möglichkeiten, sondern auf die Ausführung. Und die waren nicht seine Aufgabe. Er nahm einen tiefen Schluck und sagte:
    »Offensichtlich verdirbt Macht nur den Charakter, der bereits verdorben ist.«
    »Offensichtlich ist unter den Freunden Chirianas die plötzliche Hellsicht ausgebrochen«, entgegnete Ousmane Diack. »Sie starten in Kürze?«
    »In zwei Tagen.«
    »Meine Sekretärin wird Sie besuchen und Ihnen ein Bündel Briefe an einige andere Staatsoberhäupter mitgeben. Leben Sie wohl, Pilot, und schweigen Sie. Noch eine Weile.«
    »Ich verspreche es!« sagte Paik und trank sein Glas leer. Er war völlig verwirrt.
    Wer sprach die Wahrheit? Wer log?
    Wer manipulierte und spielte mit seinen Möglichkeiten? Wer war für alles verantwortlich? Und: konnte er sicher sein, hier die Wahrheit oder fast
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