Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Titel: Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)
Autoren: Laabs Kowalski
Vom Netzwerk:
zu den beiden anderen gehörte, mit denen du dich unterhalten hast, als ich am Flippern war ...?”
    Zacks Mund verzog sich vergnüglich von einem Ohr zum anderen. Er gluckste und konnte kaum noch an sich halten, so komisch fand er das Ganze. „Mann, Peevee”, krähte er, „das war bestimmt eine ziemlich schwerwiegende Erfahrung für dich!”
    „Ihr beide nervt!”, fuhr ich sie an. „Klar, ihr zwei seid natürlich Supermänner und steigt jede Nacht mit irgendeinem Model in die Kiste. Bei Euch geht nie was schief. Die Frauen reißen sich um euch!”
    „Ach, Scheiße, Peevee, war doch nur Spaß. Also reg dich nicht auf!”, sagte Zack.
    „Das ist die Sache nicht wert.”
    „Ich reg’ mich aber auf! Der ganze Tag war eine einzige Katastrophe von vorne bis hinten, und jetzt muss ich mir auch noch euer blödes Gelaber anhören. Fickt euch doch ins Knie, ihr zwei!”
    Ich schnappte mir mein Glas und ließ die beiden stehen. Gut, ich hatte in ihren Augen eine echte Lachnummer zuwege gebracht, aber das Leben ist nun mal kein Tapeziertisch, auf dem man sich sauber alles zurechtschneiden kann. Manchmal läuft es eben anders als geplant, und was man dann erwartet, sind Trost und das aufbauende Wort eines Freundes – und nicht das schadenfrohe Gelächter zweier gehirnamputierter Hyänen. Zur Hölle mit Zack! In meinen Augen hatte er den Bogen entschieden überspannt. Ich stellte das noch halbvolle Glas ab und marschierte wütend zum Ausgang.
    Es tat gut, die frische Luft einzuatmen, die mich vor der Tür wie ein kühlender Mantel umfing. Ich bog nach links in eine kleine Seitenstraße, um zur S-Bahn-Station zu gelangen. Die Bogenlampen warfen ein unwirkliches Licht auf den Asphalt, auf die schmutzigen Häuser, auf mich. Ich sah auf die Uhr. Viertel nach elf. Wenn ich mich beeilte, konnte ich die Bahn noch erwischen, die zu dieser Uhrzeit nur noch halbstündlich fuhr. Die Wut auf Zack nahm ab, jetzt, da ich allein mit mir war. Ich hatte zu empfindlich reagiert, und der Zorn, den ich empfunden hatte, war nichts anderes als ein Zorn gegen mich selbst. Zack war mein Freund, und seit wir uns vor fünf Jahren auf einer Comic-Börse über den Weg gelaufen waren, war unsere Freundschaft stetig gewachsen. Manchmal schien es mir, als wären wir ein und dieselbe Person, verschieden zwar, so wie sich das eigene Gesicht von seiner Reflexion im Spiegel unterscheidet, aber dennoch so vertraut mit dem Wesen und den Gedanken des jeweils anderen, dass es mich mitunter verwirrte, wie identisch wir in den wesentlichen, in den grundlegenden Dingen agierten und dachten. Ich hatte keinen Grund, mich über ihn zu beklagen. Zack war einer der wenigen, auf die es mir ankam, und seine Freundschaft für mich von existentieller Bedeutung. Ich konnte viel von ihm lernen – mehr als nur die souveräne Beherrschung des Flippers. Er brachte mir bei, dass es sich lohnt, Vertrauen zu haben, dass man nicht enttäuscht wird, wenn man in sein Gegenüber investiert. Kleinere Zwistigkeiten hatte es immer gegeben, aber sie bedeuteten nichts. Sie waren harmlos, vorübergehend, und es fehlte ihnen die Kraft, ihn und mich zu entzweien. Niemand konnte das. Auch wenn dieser Tag bislang eher den Charme eines Erschießungskommandos zur Schau gestellt hatte, anstatt einer fröhlichen Party zu gleichen, auf der einen das Lächeln guter Freunde wie Schmetterlinge umschwirrt, konnte ich ihn immer noch retten, indem ich zurückging, um mich mit Zack zu versöhnen und mir einen hinter die Binde zu gießen. Scheiße, weshalb nur dauerte es immer so lange, bis mir eine solche Einsicht gelang? „Also, Arschloch”, beschimpfte ich mich. „Kehrt marsch, zurück ins Zwischenfall !”
    Auf dem Handrücken trug ich noch immer den Stempelaufdruck, den der Türsteher Zack und mir vor einer Dreiviertelstunde anstelle einer Eintrittskarte gegeben hatte, also gelangte ich, ohne ein zweites Mal zahlen müssen, wieder hinein. Ich bemerkte die Veränderung sofort. Agressivität stand im Raum wie ein schlechter Geruch. Forschend warf ich einen Blick in die Runde. Die WEIRDOS  spielten eine ekstatische Nummer, unmittelbar vor der Bühne wurde Pogo getanzt. Ich sah kahlgeschorene Schädel und schwarze Jacken mit Nazi-Emblemen. Auch an der Bar stand eine Rotte von Glatzen. Von Zack keine Spur, nur Mimi, etwas abseits stehend, war in der Menge zu erkennen. Ich trat an die Theke und bestellte ein Bier.
    Die Stimmung glich der Stille vor dem großen Sturm. Die flackernde, zuckende
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher