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0502 - Das Schwert des Vampirs

0502 - Das Schwert des Vampirs

Titel: 0502 - Das Schwert des Vampirs
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego legte die Stirn in breite Querfalten. Er verengte die Augen - was sie bei seinem rundlichen, von einer leicht geröteten Knollennase und einem gewaltigen roten Bart dominierten Gesicht fast völlig verschwinden ließ. »Tumber Tölpel!« orgelte seine Baßstimme. »Wo, beim Riechsalz der Königin, trieb Er sich um, furtwannen ich seiner Dienste ermangelte? Und was schleift Er da mit sich herum? Rostigen Schrott? Ist Er von Sinnen? Werfe Er’s flugs fort und säubere sich die rostbefleckten Pfoten, Kerl! Ich mag’s nicht leiden, daß Er meinen kostbaren Habitus damit beschmutzt!« Er klatschte in die Hände. »Bewege Er sich ein wenig hurtiger!«
    Sein namenloser Diener murmelte etwas Unverständliches. Don Cristofero spitzte mißtrauisch die Ohren. »Was erfrechte Er sich just zu artikulieren?«
    »Mit Verlaub, Gebieter, meinen unwürdigen Lippen entfloh nur der Wunsch, Eure Gesundheit und Lebenskraft möge noch viele Jahrtausende anhalten«, log der namenlose Gnom, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ich höre und gehorche!« Er wandte sich um und schleifte das rostzerfressene Ding wieder hinter sich her. »Halt!« donnerte Don Cristofero plötzlich.
    Der untersetzte Mann, der fehlende Körpergröße durch Leibesumfang ersetzte, sprang mit einer Schnelligkeit aus seinem bequemen Sessel auf, die Menschen, die ihn nicht kannten, immer wieder in Erstaunen versetzte. Mit ein paar Schritten hatte er den Gnom eingeholt. »Das ist doch ein Schwert!« polterte er.
    Der Gnom verneigte sich tief. »Wahrlich, Gebieter, Euer fürtreffliches Adlerauge hat’s mit untrüglicher Sicherheit erkannt. Ich fand dies Gewaff bei meinem soeben beendeten Streifzug durch die so geheimnis- wie spinnennetzumwobenen Kellerräume dieser Ruine und verstieg mich zu dem Gedanken, der seltsame Fund möge, mit Verlaub, auch Euer hochwohlgeborenes Interesse erregen.«
    »Mich erregt allenfalls Seine Unverfrorenheit, mich stundenlang allein und unbedient zu lassen«, grollte Don Cristofero. »Was hat Er sich dabei nur gedacht?«
    »Verzeiht, Gebieter. Doch ich möchte Euch trotz meiner nicht wieder gutzumachenden Verfehlung bitten, Euer Ohrenmerk auf folgenden Ton zu richten, wenn’s beliebt.« Er hob das rostige Schwert an und ließ es fallen.
    Ein heller, metallischer Klang ertönte.
    »Ei der Daus!« entfuhr es Cristofer. »Besagter Ton ähnelt dem frisch geschmiedeten Stahls. Wie, beim Wohlgeschmack dieses goldfarbenen Gesöffs, das die Schotten Whisky nennen, ist das möglich? Rostiges Eisen klingt anders, wenn es fällt.«
    Nachdenklich sah er die Waffe an, von der ein paar Rostbrocken abgeplatzt waren. Die rostzerfressene Klinge war breit und lang, mit einer leicht geschwungenen Spitze. Schmal war die Parierstange, lang der Griff, weil die Waffe mit zwei Händen geschwungen werden mußte, wollte ein Krieger sie im Kampf einigermaßen vernünftig einsetzen, und sie endete in einer Zierkugel, in der hier und da tatsächlich noch blanke Stellen waren, die Gravuren zeigten. Die Lederbänder, mit denen das Griffstück umwickelt gewesen war, waren inzwischen fast vollständig zerfallen.
    »Wo hat Er das her?« fragte Cristofero ernst.
    »Ihr wißt, Gebieter, wie gern ich diese Ruine durchstöbere und dabei bisweilen - verzeiht mir - die Zeit vergesse. In einem halb verschütteten Gang in den Kellergewölben fand ich zwischen Spinnen und Ratten dies Schwert. Mein Fuß berührte es, und da ga es diesen hellen Ton von sich. Dies erweckte meine Neugier.«
    »Wohlgetan«, sprach der Don. »Es sei Ihm noch einmal verziehen, denn dieser Ton ist wahrlich seltsam. Gebe Er mir das Gewaff doch einmal in die Hand.« Daran, sich selbst nach dem Schwert zu bücken, dachte er nicht einmal im Traum. Schließlich war er ein spanischer Edelmann, der am Hofe des französischen Sonnenkönigs ein-und ausging und auch in Frankreich, an der Loire, Grundbesitz und ein Schloß sein eigen nannte. Durch ein ärgerliches Mißgeschick hatte der schwarzhäutige, namenlose Gnom ihn und sich bei einem seiner Zauberkunststücke aus dem Jahr 1673 ins Jahr 1991 versetzt - und fand keinen Umkehrzauber mehr. Trotz des inzwischen zwei Jahre andauernden Zwangsaufenthalts in seiner Zukunft, hatte Don Cristofero sich die alten Gepflogenheiten nicht abgewöhnt; von den neumodischen Sitten übernahm er bauernschlau nur, was ihm selbst zum Vorteil gereichte. Ansonsten hatte das niedere Volk sich gefälligst seinen Vorstellungen unterzuordnen. Und der
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