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Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Titel: Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)
Autoren: Laabs Kowalski
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große, böse Lärm. Und ich mag Lieder, die keinen Anspruch darauf erheben, ein bedeutender Beitrag zum kulturellen Erbe der Menschheit zu sein. Jeder Song, in dem es um mehr geht, als Bursche verliebt sich in Mädchen, aber Mädchen erwählt einen anderen, ist mir ein Gräuel. Die WEIRDOS lagen ganz genau auf meiner Linie. Sie waren Musiker, keine Geschichtenerzähler. Und sie waren schlecht, hatten – technisch gesehen – nichts drauf. Das war es, was sie so sympathisch machte. Sie verschwendeten keine Zeit auf ausgeklüngelte Kompositionen, weshalb alle Energie unmittelbar und ohne abgeschwächt zu werden in ihre Songs fließen konnte. Es gab keine Backing-Vocals, keine endlosen Soli. Es gab nichts außer einer Wand aus Krach, der alles in den Boden stampfte. Nichts Besonderes, aber sie vermittelten einem die Illusion, im Zentrum zu stehen, dort, wo die Action sich abspielt.
    Ich verschloss die Tür des Kiosks von außen und ließ das eiserne Schutzgitter runter. Zack setzte den Fiesta rückwärts aus der Parkbox und drängte zur Eile. Das Zwischenfall befand sich am Stadtrand von Bochum, wir hatten eine halbe Stunde zu fahren und waren spät dran. Als ich in den Wagen stieg, schob Zack eine Cassette in den Radiorekorder, drückte aufs Gas und fuhr los. Keiner von uns beiden war sich im klaren darüber, dass er schon bald nicht mehr in der Lage sein würde, ein Auto zu steuern.
    Während wir über die B1 fuhren, die Dortmund und Bochum verband, blickte ich zum Seitenfenster hinaus und lauschte den Klängen der SISTERS OF MERCY, die aus den Lautsprecherboxen im Fond des Wagens ertönten: Black Planet ... Black Planet over the highway ... Die Dämmerung legte sich wie ein feuchtes Tuch über die Landschaft.
    „Scheiße”, fluchte Zack. „Wir kommen zu spät.”
     
    ****
      
    Wir zahlten, passierten den Eingang und schoben uns durch die dichtgedrängte Menge, die uns den Blick auf die Bühne versperrte. Zigarettenqualm waberte über die Köpfe der Leute hinweg, die WEIRDOS waren bereits in voller Aktion und spielten einen Song namens ›Emma‹, eine Cover-Version. Die Traurigkeit dieses Songs brach mir jedesmal aufs neue das Herz. Es war wie ein Pawlow’scher Reflex; ich kam einfach nicht dagegen an. Ich starrte nach vorn zum Sänger, steckte mir eine Zigarette in den Mund und ließ der Wehmut freien Lauf. Aber irgendetwas stimmte nicht. Die Atmosphäre im Saal war gespannt. Weder die Band noch die Zuhörer schienen wirklich bei der Sache zu sein. Ich stellte Anzeichen von Unruhe fest.
    „Üble Stimmung”, rief ich Zack durch die laute Musik hindurch zu.
    Er schrie zurück: „Was?”
    „Ich sagte: Riecht nach Ärger!”
    Statt einer Antwort zuckte er nur mit den Schultern. Vielleicht hatte er Recht, und alles war durchaus im grünen Bereich. Aber ich hatte ein flaues Gefühl im Bauch, das mich daran hinderte, mich voll und ganz auf die Show zu konzentrieren. Ich nahm mir vor, wachsam zu bleiben.
    Die WEIRDOS spielten noch zwei weitere Songs, dann machten sie eine Pause. Der Pulk der Zuhörer wanderte von der Bühne zur Theke, um Getränke zu ordern. Es dauerte fast zehn Minuten, bis ich zwei Bier ergattert hatte und zu Zack durchdrang, der inzwischen an einem Stehtisch stand und sich mit Mimi, dem DJ, unterhielt.
    „Hi”, sagte ich.
    „Hähä!”, grinste Mimi drauflos. „Da ist dir gestern Abend wohl ein dicker Fisch an die Angel gegangen.”
    „Wieso? Was gab’s denn?”, fragte Zack, mich in den Blick nehmend, dazwischen.
    „Nichts weiter”, antwortete Mimi, bevor ich es tun konnte. „Außer, dass Peevee gestern riesig in Form war. Knutschte mit so’m Weibsbild rum. Das heißt, es war doch eine Frau, Peevee, oder? Bei so viel Fleisch ist man sich ja keineswegs sicher, ob es nicht vielleicht ein Sumo-Ringer war.”
    „Na und?”, erwiderte ich gereizt und wütend darüber, dass Mimi nichts Eiligeres zu tun hatte, als meinen gestrigen Fauxpas auszuposaunen. „ Ich war betrunken. Solche Dinge geschehen. Ich kann es nicht ändern.”
    „ Und? Wie war’s?”, stichelte Mimi weiter in der Wunde meiner Erinnerung herum.
    „Was weiß ich, wie es war. Ich hab’ dir doch gesagt, ich war betrunken!”
    „Ich wollte auch nur wissen, ob es das Mädel geschafft hat, bei ihrer Körperfülle aus dieser braunen Cord-Jeans zu klettern ...”
    „Was?”, fragte Zack.
    „Ach, nichts. Mimi übertreibt – wie immer”, wehrte ich ab, aber Zack ließ nicht locker.
    „Sag nicht, es war diese Dicke, die
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