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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut
Autoren: Bernst Guben
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an.
    »In der Tat, Captain. Sie fahren ohne zu schießen in den Kugelregen hinein. Hat man sowas
schon erlebt?«
»Feuer einstellen!« schrie Grearson.
»Weshalb?«
    »Feuer einstellen! Oder wollt Ihr vielleicht die Besatzung der »Trueno« beim Entern mit Euren verdammten Kugeln beglücken?«
    »Feuer einstellen!« gab Frings den Befehl weiter, setzte dann aber brummend hinzu: »Schaden würde es nichts, wenn sie hinterher ein paar weniger wären.« Die Geschütze der »Unicorn« schwiegen.
    »Pfui, Frings«, meinte Grearson. »Seit wann hat einEngländer keinen Respekt mehr vor der Tapferkeit? Ihr erniedrigt Euch selbst, Frings.«
    »Sind doch nur Piraten. Und dazu lassen sie sich von einem Weib kommandieren«, meinte der Geschützoffizier entschuldigend.
    »Sie waren Piraten, vergeßt das nicht! Piraten stehen nicht in den Diensten der Ostindien
Kompanie.«
Von drüben winkte ein Signal.
»Kampf beendet. Kommt auf die »Mapeika«, Kapitän.«
    Nun legte sich auch die »Unicorn« Deck an Deck mit dem türkischen Schiff.
    Grearson ging über den Laufsteg. Die Besatzung der »Trueno« war dabei, die eigenen Toten bei
sich aufzubahren. Es waren viele gefallen, nicht im Nahkampf, sondern durch die Kanonen der
Sklavenhändler.
Marinas Augen füllten sich mit Tränen, als sie zählte.
Fünfzehn Tote und ebenso viele Schwerverwundete.
    Capitán Porquez erholte sich langsam. Als er wieder klar denken konnte, schweiften seine Blicke über das Trümmerfeld auf seinem alten Schiff. Erschüttert starrte er auf die, die sich für ihn geopfert hatten. Langsam hob er den Blick zu Marina und sah ihr fest in die Augen.
    »Ich habe gesehen, daß Ihr zuerst gesprungen seid, Gräfin. Es gehört der Mut eines Helden dazu, sich über die feuernden Schlünde zu setzen, als seien sie nicht vorhanden.«
    »Aber bitte — bitte«, sagte Marina verlegen. »Seht Euch unsere Männer an. Da liegen die
wahren Helden.«
Sie deutete auf die Toten und Verwundeten.
    »Ich weiß«, sagte der Alte, »sie haben sich für mich geopfert. Aber hätten sie es mit der gleichen Unbedenklichkeit getan, wenn Ihr nicht vorangegangen wäret?« »Bestimmt! Es sind doch alles Eure Leute gewesen.«
    Porquez lächelte. In seiner Stimme war keine Bitterkeit, als er sagte:
    »Gewesen! Ihr habt recht, Marina«, — er nannte sie zum erstenmal Marina — »es sind einmal meine Leute gewesen. Sie haben mir gehorcht; aber Euch liebten sie. Als sie riefen: Sieg oder Tod für Kapitän Porquez, da meinten sie in Wahrheit Euch. Ich habe sie heulen hören, als Ihr hinter dem Rauchvorhang verschwandet. Diese letzte Schlacht hat mir bewiesen, daß Ihr mehr seid als eine Abenteurerin. Ihr könnt Menschen führen und Schiffe.«
    Er reichte ihr die Hand. »Hört, Kind, bis heute war ich nie so recht einverstanden damit, daß Ihr mich von meiner »Trueno« verdrängt habt. Ab heute aber gehört sie Euch, und zwar diesmal nach Recht und Gesetz. Kommt in die Kajüte. Wir setzen die Übereignungsurkunde auf.« Marina war blaß geworden. In ihr regte sich etwas, was lange Jahre verschüttet war, was vielleicht noch nie in ihr gelebt hatte. Ihr war seltsam weich zumute. Sie brachte kein »Danke« über die Lippen.
    Glücklicherweise wurde diese Szene von der dröhnenden Stimme Captain Grearsons unterbrochen:
    »Glückwunsch, Madam. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Aber sagt mir, weshalb sich Eure Leute in den Tod gestürzt haben, statt erst die Kanonen des Gegners außer Gefecht zu setzen! Ihr solltet noch ein wenig mehr von der Seekriegführung lernen, Madam«, setzte er belehrend hinzu. . »So?« sagte Marina spöttisch.
    »Ich wollte Euch nicht beleidigen, Madam. Aber Ihr könnt von einem in vielen Seeschlachten erprobten Offizier schon noch einige Feinheiten lernen. Die vielen Toten brauchten nicht zu sein.«»Fragt Capitán Porquez, weshalb sie sein mußten«, meinte Marina mit einem abweisenden Ton in der Stimme. Porquez suchte sein Englisch zusammen und radebrechte:
    »Ich — — wir alle — — hier auf dieser Seite an Mast gebunden. »Trueno« feuern — — wir tot.«
    »Oh«, sagte Grearson. Sein Gesicht rötete sich. »Verzeiht, Madam. Das konnte ich natürlich nicht ahnen.« Er wollte sich zurückziehen.
    »Bleibt«, meinte Marina versöhnlich. »Wir müssen noch einiges besprechen. Ihr seht, daß meine Mannschaft recht zusammengeschmolzen ist. Die Türken sind alle tot. Ich habe nurmehr zwanzig Mann übrig. Könnt Ihr einige Leute auf die »Mapeika« abstellen, damit
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