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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut
Autoren: Bernst Guben
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In drei Tagen zahlen wir Heuergeld. Unsere Leute sehnen sich danach, es an Land zu verjubeln. Bis dahin schickt Ihr zehn von Euren Burschen nach Akjab und gebt ihnen den Auftrag, neue Leute anzuwerben. Das geht unauffällig zu machen. Ihr habt Verluste gehabt. Anstelle von zwanzig Neuen stellt Ihr so viele ein wie möglich, soviel jedenfalls, daß wir genug haben, die »Dimanche« und die »Mapeika« neu zu bemannen. Wenigstens provisorisch. Die Angeworbenen müssen verläßliche Abenteurer sein, die möglichst etwas auf dem Kerbholz haben.« »Großartig!« Marina war begeistert. »Glaubt Ihr, daß Ihr genügend zuverlässige Jungen
    hier in diesem Ort findet? Und wißt Ihr, ob die Leute die richtigen aussuchen?«
    »Um das macht Euch keine Sorge, Señor Porquez«, beruhigte Marina. »Alte Piraten haben einen
sechsten Sinn für jemanden, der ihr compañero werden soll. Aber das erste Bedenken habe ich
auch.«
Ibn Kuteiba lenkte ein.
    »Ah — bah, wenn wir erst nur einmal zwanzig haben für jedes Schiff. Das genügt.« Don Hidalgo nickte zustimmend.
    »Meine acht Burschen«, schlug er vor, »sind kluge Köpfe. Wir können mit ihnen die wichtigsten Posten auf der »Dimanche« und auf der »Mapeika« besetzen. Es fehlen je zwei zuverlässige Offiziere und ein paar Maats. Fernando allein ist schon ein halbes Dutzend wert.«
    »Bueno«, meinte Marina, »warum nicht versuchen? Mehr als schiefgehen kann es nicht. Die Frage ist nur, ob wir die anderen Kerle alle gut von Bord bringen.«
    »Oh, da macht Euch keine Gedanken«, lachte der arabische Steuermann. »Unsere gehen in hellen Haufen an Land, wenn sie frei bekommen und Geld in der Tasche haben. Sollte wirklich der eine oder andere bleiben, nun, dann kann er nicht viel anrichten. Ich bin davon überzeugt, daß uns der Streich mit ein bißchen Klugheit gelingt.« —

    6

    »Sieh da, die Mannschaft der »Trueno« darf an Land gehen«, sagte einer auf der »Dimanche« empört. »Jetzt hab' ich's aber satt.«
    Im Schein der untergehenden Sonne schaukelte ein Boot der Küste zu, in dem zehn von Marina ausgesuchte Burschen saßen, die mit Feuereifer an ihre Aufgabe herangingen. Sie waren voll eingeweiht worden und stolz auf das Vertrauen, das ihnen ihre Señorita entgegengebracht hatte. Sie würden sich bewähren.
    Auf der »Dimanche« sagte einer der Unzufriedenen zum Bootsmannsmaat:
    »Kommt, wir lassen ein Boot ins Wasser und nehmen uns einfach, was man uns nicht gewährt.« »Sei vernünftig«, sagte der Maat. »Ich kann sowieso an Land nichts anfangen, habe mein Geld beim Würfeln verloren.«
    Von der Kommandobrücke erklang ein Pfiff, der alle zusammenrief. Oben standen Steuermann und Kapitän.
    »He«, sagte Ibn Kuteiba, »wollte euch nur mitteilen, daß ihr in drei Tagen neue Löhnung kriegt und dann für ein paar Tage an Land gehen könnt. Wird allerdings nicht viel los sein in dem Nest«, setzte er wegwerfend hinzu.
    Aber seine letzten Worte wurden schon vom Jubel der Seeleute übertönt. Solche Bedenken hatten die Braven nicht. Sie wollten saufen, und sie wollten Frauen. Darin bestand ihre ganze Seligkeit. —
    Don Hidalgo hatte Fernando von der »Mapeika« zu dem Kommando geschickt, das von der »Trueno« an Land ging.
    Fernando war ein ehemaliger Student, der es auf der Schulbank und im Hörsaal nicht ausgehalten hatte. Er entsetzte sich bei dem Gedanken, nach Erlangung des Doktorhutes in irgendeiner königlichen Kanzlei in Madrid oder Barcelona seine Tage zu verbringen. Seine Ahnen waren schon Abenteurer gewesen und hatten mit Pizarro das Inkareich erobert. Nachkommen von diesen aber waren nach Spanien zurückgekehrt und geadelt worden. Doch das Blut der Familie war unruhig. In Fernando de Navarra war es zum Durchbruch gekommen. Er war von der Universität weg unmittelbar auf Don Hidalgos Schmuggelboot gelandet, wo er sich bald das Vertrauen des alten Weißbartes erworben hatte, weil er stets zu tollen und originellen Streichen aufgelegt war. Das ging so lange, bis Mustapha über das Weinboot gekommen war. Dennoch war Fernando dem fetten, nun sicherlich schon von den Haien verspeisten
    Sklavenhändler in gewisser Weise dankbar. Denn erst durch ihn hatte er das wirklich große Abenteuer kennengelernt.
    Marinas Piraten betrachteten ihn anfangs mit Mißtrauen; aber noch bevor sie an Land waren, hatte er durch seine Späße ihre Freundschaft gewonnen.
    Sie waren nicht in den Hafen gerudert, sondern zogen den Kahn auf die offene Küste. Zu zweit jeweils gingen sie
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