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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut
Autoren: Bernst Guben
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Schweinerei, daß er nicht an Deck ist.« Neben der Wut bebte Angst in der Stimme des Schreiers.
    Der Maat, der noch immer die näher kommenden Schiffe betrachtete, ließ verblüfft und erschrocken das Fernglas sinken.
    »Du lieber Himmel«, meinte er, »der andere ist die »Trueno«. Die Türken werden sich doch
nicht auch noch dieses Schiffes bemächtigt haben!«
»Na, dann gute Nacht«, sagte sein Kamerad neben ihm.
    Ibn Kuteiba und Abu Hanufa standen mittlerweile auf dem Kastell und blickten angestrengt durch ihre Gläser.
    »Fliehen! — Fliehen!« scholl eine Stimme über Deck. »Den beiden sind wir nicht gewachsen!«
Der Tumult nahm panikartige Formen an.»Kannst du dir das Zusammentreffen der beiden
erklären?« fragte Abu Hanufa.
»Nein, Sayd.«
»Was sollen wir tun?«
»Warten«, meinte Ibn Kuteiba kurz und treffend.
»Die Männer werden wild.«
    »Laß sie. — — Da — — da — jetzt steigen Wimpel am Signalmast.« »Was winken sie?«
    Ibn Kuteiba schwieg. Nur seine Lippen bewegten sich. Dann nahm er das Rohr vom Auge und schob es in aller Gemütsruhe zusammen.
    »Die Gräfin kommt«, meinte er. »Und Porquez ist wieder Kapitän auf der »Mapeika«. Mustapha und seine Räuber sind tot.«
    Jetzt war die Entfernung nur noch gering. Die Mannschaft der »Trueno« rief »Viva« und »Olè« und warf die Mützen in die Luft. Zaghaft kamen endlich die ersten Erwiderungen.
    Eine Stunde später ankerten »Dimanche« und »Trueno« friedlich in einer Reihe, Deck an Deck. Abu Hanufa, Porquez, Don Hidalgo, Marina, Virgen und Ibn Kuteiba saßen in der
    Kapitänskajüte der »Trueno« zusammen und hielten kräftigen Umtrunk, an dem sich die Mohammedaner allerdings nicht beteiligten.
    »So«, sagte Marina, »Señor Baum, Jardín und Ojo stehen also mit der Ostindien-Kompanie nicht
mehr auf gutem Fuß. Die Angelegenheit scheint ja ziemlich ernst zu sein, wenn Jardín Euch,
Abu Hanufa, bat, hier an diesem wenig belebten Küstenstrich zu warten. Wieviel Tage, sagtet
Ihr, sind es noch, bis die Zeit abläuft?«
»Noch vier.«
»Und wenn sie dann nicht da sind, was dann?«
Abu Hanufa zuckte die Schultern.
    »Das weiß allein Allah«, sagte er schicksalergeben. »Aber sie werden schon kommen.« Marina blickte auf die Karte. Dann schüttelte sie langsam und nachdenklich den Kopf. »Das sieht mir gar nicht so aus. Denn wenn sie bis heute nicht da sind, dann steht es für mich fest, daß es irgendeinen Zwischenfall gegeben hat. Glaubt Ihr, sie würden freiwillig so lange in Kalkutta bleiben, wenn sie mit den Herrschaften dort gebrochen haben?« Ibn Kuteiba nickte Zustimmung und mischte sich ins Gespräch.
    »Eure Gedanken sind richtig, Señorita. Und hinzu kommt noch, daß sie alles daransetzen werden, diesen jungen indischen Radscha vorm Hängen zu bewahren.«
    »Wie ich den Silbador kenne, habt Ihr recht. Nun, warten wir die nächsten Tage ab. Die Gesamtlage hat sich beträchtlich geändert. Es war gut, daß wir nicht nach Kalkutta gegangen sind und Euch hier getroffen haben.«
    »Dieser Grearson kann von der veränderten Situation noch nichts gewußt haben«, meinte Porquez. »Das schlimmste ist, daß ich Leute von ihm an Bord habe. Diese werden sicherlich verlangen, daß man sie in ihren Bestimmungshafen bringt.« Abu Hanufa seufzte.
    »Ja, ja, diese zusammengewürfelte Mannschaft! Man kann nichts damit anfangen. Vertrauen habe ich auch nicht zu meiner Besatzung. Ich wünsche sie alle zum Teufel. Sie werden aufsässig. Und wenn wir noch lange hier liegen bleiben, werden sie Verdacht schöpfen. Ich wünschte, ich hätte Leute wie die »Trueno«.«
    »Hm«, machte Marina. »Das ist schlimm. Wir können nur Leute brauchen, auf die man sich verlassen kann; denn mit der Handelsschiffahrt für die Kompanie ist es ja nun vorbei.« »Wo nehmen wir die her?« fragte Don Hidalgo. »Von meinen Jungs sind nur noch acht am Leben.«
    Schweigen. Die Kapitäne standen vor einem unlösbar scheinenden Problem.
    Ibn Kuteiba sog plötzlich heftig an seiner Pfeife. Sein Gesicht wurde rot.
    »Beim Barte des Propheten, ich habe eine Idee! Ihr sagt, Ihr könnt Euch auf Eure Leute
verlassen, Señorita?«
»Felsenfest. Wie auf mich selbst.«
»Habt Ihr intelligente Burschen dabei?«
    »Es kommt darauf an, was Ihr unter intelligent versteht. Gelehrte sind es nicht.«
    »Traut Ihr ihnen zu, daß sie ein hübsches, kleines Gaunerstückchen bestehen könnten?« Marina lachte:
    »Sie sind Meister in diesem Fach. Dessen könnt Ihr sicher sein.«
    »Gut.
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