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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut
Autoren: Bernst Guben
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Akjab?«
    »Ich will nicht nach Akjab. Ich sehe nur, daß es am günstigsten sein wird, wenn wir uns auf der Höhe von Akjab die Palkstraße als Ziel nehmen und dann die Bucht von Bengasi durchkreuzen.« Muras Rejs beugte sich ebenfalls über die Karte und fuhr mit dem Finger in der angegebenen Richtung.
    »Nicht schlecht«, sagte er. »Eine solche Schiffahrtsroute gibt es nicht. Beim Kreuzen der regulären Seewege können wir höchstens auf einzelne andere Schiffe stoßen. Das ist nicht sehr gefährlich.«
    Von draußen, vom Deck, erklang Gebrüll. Da stand Abbas und schlug unbarmherzig mit einem Tauende auf einen Mann ein, der bäuchlings an den Hauptmast gebunden war und dessen Rücken blutunterlaufene Striemen zeigte. Der Geschundene war der alte Porquez. Immer wieder holte Abbas aus und schlug mit aller Kraft zu, die ihm zu Gebote stand. Und jeder Schlag wurde von einem Aufheulen des alten Mannes begleitet. Mustapha trat grinsend näher.
    »Recht so, Abbas, gib es dem alten Halunken! Jedesmal, wenn ich ihn sehe, muß ich daran denken, wie wir uns gegenseitig im Kielraum die Köpfe aneinandergerammt haben.«
    Der alte Porquez drückte seine welke Wange an den kalten Mast. Bei jedem Schlag zuckte er zusammen. Als die Schmerzen unerträglich wurden, grub er seine Zähne in das Holz. Tränen rannen aus seinen Augen und netzten den ungepflegten Bart. In wirren Strähnen hingen seine weißen Haare schweißnaß herab.
    Endlich hörte die Tortur auf. Ein Araber von der türkisch-arabischen Besatzung schnitt auf Abbas' Geheiß die Stricke durch, mit denen Porquez gefesselt war.
    »Schejtan — — altes Hund«, radebrechte Abbas fluchend auf spanisch. »Du besser Segel zusammennähen, du sein alte ungläubige Wildsau. Du besser nähen.«
    Er stieß Porquez vor sich her und drückte ihn dann auf eine teerbeschmierte Taurolle nieder. Sitzend wurde er erneut festgebunden. Segel, Nadel und Zwirn warf man ihm vor die Füße. Auf einer Taurolle, die neben seinem Platz stand, war Don Hidalgo angekettet. Dessen funkelnde Augen hatten ihren Glanz verloren. Er machte zwei- bis dreimal am Tag die gleiche Prozedur durch, die eben Porquez hatte über sich ergehen lassen müssen.
    Als die beiden allein waren, stammelte Don Hidalgo mit gebrochener Stimme.»Hättet Ihr meinen Rat befolgt, dann wären wir die Hunde los gewesen. Diese Schinderei habt Ihr nun von Eurer Gutmütigkeit.«
    »Ich habe zu viele Morde gesehen und geduldet in meinem Leben. Meine letzten Jahre will ich nicht noch einmal mit totgeschlagenen Menschen belasten.«
    »Menschen? Nennt Ihr das Menschen?« Don Hidalgos Stimme war heiser. »Das sind Bestien, Teufel, seelenlose Mörder. O Gott, wenn ich noch einmal Gelegenheit hätte, ihnen meinen Dolch zwischen die Rippen zu jagen, kein Pfarrer und nicht die Jungfrau Maria würden mich daran hindern.«
    »Lästert nicht, Don Hidalgo!«
    »Dem Teufel würde ich meine Seligkeit verkaufen, dessen könnt Ihr sicher sein.«
    »Ihr nix reden, Hunde, arbeiten — Segel nähen — schneller nähen!«
    Wieder fuhr ihnen ein Seilende klatschend über die mißhandelten Rücken.
    Fernando, der ebenfalls zu den Überlebenden der ursprünglichen Besatzung gehörte, verrichtete neben zwei türkischen Piraten seine Arbeit. Er und die übrigen Weißen waren nicht gefesselt. Mustapha und Muras brauchten alle Hände. Die Weißen mußten zwar im Kielraum nächtigen, wurden sonst aber wie die eigenen Piraten behandelt. Sie hatten sich in das Unvermeidliche gefügt, obwohl es in ihnen kochte, wenn sie täglich mitansehen mußten, wie man mit Porquez und Don Hidalgo umging.
    Zwei Tage später erreichte die »Mapeika« die Gewässer von Akjab.
»Jetzt können wir den Kurs ändern«, meinte Mustapha.
Muras nickte.
    »Ja. Du hast eine gute Wendemarke gewählt. Genau nach Südwest, und wir sind in zehn Tagen im Golf von Manar.«
    »Schiff voraus !« ertönte in diesem Augenblick der Ruf aus dem Mastkorb.
    Muras Rejs und Mustapha sahen einander erschrocken an. Sie stürzten zur Reling und nahmen
die Gläser hoch. Das Schiff war nicht allzu weit entfernt.
»Ich kenne es nicht«, sagte Mustapha.
»Sollen wir uns davonmachen?« fragte Muras.
    Mustapha schwieg eine Weile und blickte angestrengt durch das Glas.
    »Bei Allah, der wird froh sein, wenn wir ihm nichts tun. Aber wenden können wir trotzdem. Kommt er wirklich heran, so schießen wir ihn in den Grund.«

    3

    Ibn Kuteiba hatte das Steuer für eine Weile abgegeben. Er war der erste, der die
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