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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut
Autoren: Bernst Guben
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»Mapeika« bemerkt hatte. Als der Türke so nah war, daß man die Einzelheiten durch das Fernrohr unterscheiden konnte, stieß er einen Ruf der Überraschung aus.
    »Abu Hanufa Sayd, sieh durch das Glas! Kennst du dieses Schiff?« Abu Hanufa blickte hindurch.
    »Allah akbar, das ist die verlorengegangene »Mapeika«! Verständigen wir uns mit ihr.« Er wandte sich um und rief: »Setzt alle Segel! Vor uns sind unsere Freunde!« Sie fuhren auf die abdrehende »Mapeika« zu.
    Ibn Kuteiba meinte:»Sie müßten uns doch längst schon bemerkt haben! Kapitän Porquez muß uns doch wiedererkennen! Verstehst du, weshalb sie abdrehen?« »Nein. Vielleicht haben sie uns nicht gesehen.«
    Er gab dem Kanonier den Befehl, einen Schuß ohne Kugel abzufeuern.
    Die Kanone krachte. Die Wirkung war, daß die »Mapeika« antwortete, und zwar mit einer scharfen Breitseite. »Allah, Wallah, Tallah! Sind die Spanier verrückt geworden?«
    Ibn Kuteiba stand überrascht. Er überlegte angestrengt, fand aber keine Erklärung für das
Benehmen des befreundeten Schiffes.
»Lassen wir sie fahren«, sagte er später achselzuckend.
    »Ich denke nicht daran. Ich will wissen, was dort los ist. Wir sind es dem Pfeifer schuldig«, sagte Abu Hanufa.
    Die »Dimanche« fuhr mit breiter Bugwelle auf die »Mapeika« zu. Als sie auf Sprechweite heran waren, setzte Ibn Kuteiba das Sprachrohr an und rief auf spanisch:
    »Hallo, Freunde, weshalb beschießt ihr uns? Wir freuen uns, euch zu treffen.«
Von drüben keine Antwort. Hastende Gestalten an Bord.
»Gebt Antwort! — Señor Porquez, gebt Antwort!«
Wieder nichts.
    Plötzlich sah Ibn Kuteiba, wie ein Mann zum Heck rannte und die Hand trichterförmig um den Mund legte. Es war Fernando. Ibn Kuteiba verstand nur Wortfetzen; aber sie genügten, um ihm mit einem Schlag die Situation klarwerden zu lassen.
    »Hilfe —— Mustapha — befreit —— Spanier gefangen — Hilf e-helft!«
    Ibn Kuteiba sah, wie zwei, drei Mann sich auf den Rufer stürzten und ihn überwältigten. Er erklärte Abu Hanufa, was er soeben gehört hatte.
    »Schejtan«, fluchte der Kapitän. »Wir müssen sofort angreifen. Am besten, wir entern.«
»Mit der Mannschaft?« fragte Ibn Kuteiba zweifelnd.
Abu Hanufa kratzte sich den Kopf.
    »Daran habe ich nicht gedacht. Was aber sollen wir tun? Wir können sie doch nicht verfolgen. Wir müssen vor Akjab bleiben, sonst denkt der kleine Kapitän von der »Lundi«, daß wir nicht auf seine Bitten gehört haben.«
    »Ich werde die Mannschaft fragen, ob sie bereit wäre, die »Mapeika« zu entern. Ja, wenn wir die Besatzung der »Trueno« hätten, dann wäre die Sache in einer halben Stunde erledigt.« Er pfiff seine Mannschaft zusammen. Da standen sie, Engländer, Franzosen, ein paar Malaien und Inder zwischen ihnen, alles Leute, die zwar einen Frachter gut von Liverpool nach Schanghai bringen würden, aber keine Helden.
    Ibn Kuteiba erklärte ihnen, was drüben vorgegangen war, und fragte, ob sie bereit wären, ihr Leben für die Kameraden zu wagen.
    Schweigen. Ängstliche Blicke. Ein Deutscher faßte sich mit schreckweiten Augen an die Gurgel, als spüre er bereits den türkischen Krummsäbel im Hals. Ein rothaariger Ire machte den Vorschlag, die »Mapeika« so lange zu beschießen, bis sie die Flagge striche. Ibn Kuteiba wandte sich an Abu Hanufa und sagte :
    »Ich brauche dir nichts mehr zu erklären. Du siehst den Heldenmut auf ihren Gesichtern.« »Bei Allah, dann bleibt uns nichts übrig als eine regelrechte Seeschlacht. Los, gehen wir auf Breitseite.«Die »Dimanche« schwenkte ein. Die Kanoniere standen mit brennenden Lunten hinter den Kanonen. Auf der »Mapeika« wurde es lebendig. Die Matrosen der »Dimanche« sahen, wie die Türken acht gefesselte Weiße an die Masten banden, so, daß die ersten Kugeln diese zuerst treffen mußten.
    »Diese Hunde«, zischte Abu Hanufa wütend. »Sie benutzen unsere Freunde als Geiseln!« »Wir sind machtlos. Auf keinen Fall wollen wir zu Mördern an den Gefesselten werden.« Hanufas Augen funkelten. Er stapfte zornig mit dem Fuß auf und schüttelte drohend die Faust gegen die »Mapeika«.
    Drüben setzte der dicke Mustapha ein Sprachrohr an und schickte ein dröhnendes Lachen über die See.
    Nach einer Stunde war der Spuk vorbei. Ganz hinten am Horizont sah man die Mastspitzen verschwinden.

    4

    Die »Unicorn« unter Captain Grearson und die »Trueno« hatten gedreht. Sie nahmen wieder Kurs auf die Westküste Hinterindiens, auf Unter-Birma, jene
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