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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen
Autoren: Will Berthold
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Klosterabtei«, erklärt Sollfrei. »Sie liegt auf einer Anhöhe bei Terriciola.«
    »Und wieso war dieser Baron so amüsant?«
    »Eigentlich bin ich Sexual-Demokrat«, spottet Bruno, »aber dieses seltsame Paar, der lange hagere Mann, sein lockenköpfiger Knabe und das Liebesgeflüster – das war in dem Lazarett eben kurzweilig.«
    »Zeigen Sie mir den Ort einmal auf der Karte!« bittet Steel mit der Witterung des Spürhunds.
    »Hier, inmitten der Toskana«, erklärt der Südtiroler. »Auf der einen Seite des Daches wehte die Rotkreuzflagge und auf der anderen die schweizerische.«
    Die Besprechung wird von dem eintretenden Ginty unterbrochen. Der Spezialist sieht aus wie ein Betrunkener. Sein Anzug ist verdreckt, die Stirn blutverschmiert, die Haare stehen ab. »Ich bin nicht sicher, ob ich nicht bis hierher verfolgt wurde«, sagt er hastig.
    Der Einsatzleiter gibt Cassidy und Plesco einen Wink, die US-Embassy zu kontrollieren. »Wie siehst du denn aus, Craig?« fragt er den Verstörten. »Bist du dem Leibhaftigen begegnet?«
    »So ungefähr«, erwidert Ginty und geht an die Wand, an die Cassidy seine Mafioso-Sammlung geheftet hat. Er betrachtet sie aufmerksam, nimmt ein Bild ab, überreicht es Steel.
    Bob dreht es verwundert um. »Lino Pallottola«, liest er.
    »Sieh es dir genau an: den langen Hals, die Augenpartie …« Ginty zündet sich eine Zigarette an. »Charly Poletto – ich habe ihn getroffen – mit ihm gesprochen …«
    »Gesichtsoperation?« fragt Steel nach der ersten Verblüffung.
    Craig nickt.
    »Und wo ist Charly jetzt?«
    »Im gerichtsmedizinischen Institut«, antwortet Ginty sarkastisch. »Charly ist tot. Erschossen – er konnte mir noch erzählen, wie alles gekommen ist. Die Falschmünzerei ist im Keller einer Badia in der Toskana untergebracht – und so viele wird es ja nicht geben. Wir müssen sofort …«
    »… mit einer italienischen Spezialeinheit nach Terriciola starten«, unterbricht ihn Steel.
    »Das ist nur eine von zwanzig oder dreißig Möglichkeiten«, versetzt Ginty.
    »Du wirst sehen, in Terriciola hat die Lupini-Familie die gesamte RSHA-Falschmünzereiaustattung installiert«, erwidert Bob Steel.
    Gintys entgeistertes Gesicht entschädigt ihn für vieles. »So, Craig«, setzt er hinzu und klopft ihm auf die Schulter. »Jetzt steht es zwischen uns eins zu eins.«
    Der Einsatzleiter schickt Bruno zu Dr. Aldo Sasselli.
    Eine halbe Stunde später betritt der Arzt mit dem Chef des mobilen Kommandos die US-Botschaft durch den Hintereingang. Der Chef der Task Force erklärt den Italienern, worum es geht. Noch in der Nacht wird das Spezialkommando in Alarmbereitschaft versetzt. Ein Teil wird Vanoni, Zampata, Filippo und die anderen bekannten Mafiosi schlagartig festsetzen. Gleichzeitig startet die zweite Gruppe mit Helicopter zum Einsatzort in der Toskana. Es ist anzunehmen, daß der Baron und sein Adoptivsohn von den Gangstern bewacht werden.
    Colonello Sabatini telefoniert, dann legt er lachend auf: »Wir haben Glück«, sagt er. »Der frühere Lazarettflügel ist heute ein Franziskanerkloster. Wir werden uns ein paar Kutten besorgen, und dann sind wir schon in dem Gelände, bevor die Bande es merkt.«
    Im ersten Morgenlicht fliegen ein amerikanischer und zwei italienische Hubschrauber in Rom ab. Sie landen nördlich von Velletri. Dann ziehen die Männer einen weiten Einkreisungsring um das Kloster, verengen ihn. Robert S. Steel läßt Sabatini freie Hand. Punkt elf Uhr fünf wird Dr. Sasselli in Rom dem Innenmister begründen, warum bei Gefahr in Verzug eigenmächtig gehandelt werden mußte.
    Die Spannung wächst – der Ring wird noch enger.
    Der Baron sitzt mit Mario am Frühstückstisch und erläutert seinem mäßig interessierten Adoptivsohn die Großartigkeit der römischen Liebesdichter Ovid, Tibull und Properz. »Für mich ist Ovid der bedeutendste: ›Si quis in hoc populo ars amandi non novit‹«, schwärmt er über die Liebeskunst. »›Hoc legat et lecto carmine …‹« Weiter kommt er nicht.
    Im Nebenraum fallen Schüsse.
    »Was ist denn hier los?« ruft Ralph von Wintersheim verärgert und geht an die Tür.
    Zwei Mönche, die er noch nie gesehen hat, stürmen auf ihn zu. Jetzt erst sieht der Baron, daß sie statt der Kruzifixe Maschinenpistolen in den Händen halten.
    Vier Mafiosi werden überrumpelt. Im Keller befindet sich eine komplette Falschgeldfabrik, und in einem Stahlbehältnis lagen zehn Millionen Dollarblüten.
    Es geht Schlag auf Schlag: Dr.
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