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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen
Autoren: Will Berthold
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superb, superb.«
    »Ruh dich ein paar Stunden aus – see you later«, verabschiedet er den Freund. »Und für euch habe ich Arbeit«, wendet er sich an Panizza und Sollfrei und präsentiert wieder einmal einen Stapel Fotos aus der Mafia-Galerie.
    Vier von ihnen können die Freunde als Pineta-Gelichter identifizieren, unter ihnen Filippo, als Sotto-Capo Calabreses Nachfolger.
    Der Einsatzleiter dreht das Foto um. »Cippolini heißt der Mann. Er gehört mit Sicherheit zu Jacks Mördern.«
    »Mein Schwager Aldo steht Ihnen zur Verfügung«, sagt Bruno. »Ebenso ein ausgezeichneter Wein unserer Domäne. Und – es sind nur ein paar Schritte zur Via Sistina.«
    Dr. Aldo Sasselli hat die spontane Herzlichkeit der Italiener; bei einem Mann wie ihm fühlt man sich sofort als Gast wie als Patient in den besten Händen, wie einst Peter Sollfrei. »Jetzt habe ich wenigstens Gelegenheit, mich bei Ihnen richtig zu bedanken, Dottore«, beginnt der ExOberleutnant, dem der Arzt sein letztes Penicillin verabreicht hatte.
    »Nicht nötig«, wehrt der Hausherr ab. »Alles wurde reichlich von Ihren beiden Freunden beglichen, als sie Kochs Kanaillen fertigmachten.«
    Anna Maria serviert die erste Flasche Panizza-Wein. Es ist ein ganz besonderer Tropfen, wiewohl auch die gewöhnlichen schon außergewöhnlich sind. Brunos Schwester hat ein paar Käsehäppchen vorbereitet – auch eine heiße Fahndung hat ihre idyllischen Minuten.
    »Ich helfe Ihnen gern, Mr. Steel«, versichert der Arzt, »zumal gegen Gangster, die Jack ermordet haben. Aber ich sage Ihnen gleich: Wenn Sie gegen unsere Mafia-Plage etwas ausrichten wollen, müssen Sie italienisch denken und italienisch handeln.«
    »Würden Sie mir das bitte erklären, Dottore?«
    »Sie müssen improvisieren, auf eigene Faust handeln, und alles erst nachträglich von den Behörden absegnen lassen.«
    »Ich bin Ausländer«, erwidert der Amerikaner. »Ich habe die italienische Souveränität zu respektieren.«
    »Ein Freund von mir«, entgegnet Dr. Sasselli, »hat in schwerer Zeit ein Carabinieri-Kommando geleitet und jetzt gerade ein mobiles Kommando des ›Servizio secreto‹ übernommen. Ich gebe Ihnen seine  Telefonnummer – im Falle des Falles genügt ein Anruf unter Berufung auf mich. Sein mobiles Kommando hat Hubschrauber, Spezialbewaffnung und Spezialisten für die Erstürmung von Häusern und einen beispielhaften Angriffsgeist.« Der Arzt schreibt die Nummer auf einen Zettel. »Ihr Code-Wort ist mein Name. Ich gebe Colonello Sabatini, meinem Freund, Bescheid.« Er hebt das Glas. »Auf gutes Gelingen! Während er für Sie in Aktion tritt, werde ich die Genehmigung im Innenministerium erwirken. Man wird das Gesicht wahren und uns beglückwünschen. Ich sagte Ihnen doch, Mr. Steel, Sie müssen italienisch denken.«
    Sie haben Gefallen aneinander gefunden – und auch Nutzen.
    Robert S. Steel geht noch einmal in die Botschaft zurück. Keine neuen Meldungen, aber ein Privatbrief von Mrs. Mary Sandler:
    ›Lieber Bob‹, schreibt sie. ›Entschuldige, daß ich mich im letzten Moment anders entschlossen habe. Du hast in Rom eine Menge zu tun, und ich stünde Dir nur im Wege. Das ist meine erste Erkenntnis. Die zweite, weit wichtigere: Ich hielte es einfach für unschön, nunmehr für Dich zu tun, was ich früher gegen Dich getan habe. Wenn Dir daran liegt – und mir läge alles daran –, sollten wir künftig einander begegnen wie Menschen, die sich lieben und nicht wie Observierungsobjekte. Solltest Du meine Meinung teilen, weißt Du, wie und wo Du mich in New York findest. Ich wünsche Dir Erfolg und daß Du ihn schnell erreichen mögest. Love. Gipsy.‹
    Robert S. Steel schiebt den Brief ein. Zuerst ist er enttäuscht, daß die schwarze Madonna nicht nach Rom kommt, obwohl er wirklich kaum Zeit für sie hätte. Insofern hat Gipsy ganz recht.
    Und in anderer Hinsicht vielleicht auch?
    Es ist jetzt kurz vor Mitternacht, seine Gedanken laufen im Kreis: Was hatte Herbie Miller in Vecchiano und Umgebung entdeckt? Was konnte Gioia wissen und fürchten? Was war mit Charly Poletto geschehen?
    Robert S. Steel will ohnedies mit seinen beiden Münchener Zeugen die Schauplätze besichtigen, in der Hoffnung, daß sie sich an Einzelheiten erinnern können, die ihnen nach so langer Zeit entfallen sind.
    Sicherheitshalber ruft Steel seinen Verbindungsmann zur US-Army an und ordert einen Helikopter auf Abruf.
    Terracina, die Stadt am Meer, ziemlich zwischen Rom und Neapel gelegen, stellt die
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